Augsburger Allgemeine (Land West)
AstraZeneca: Impfstopp trifft auch viele Augsburger
Gesundheit Ältere Menschen, Lehrer und Erzieher hätten demnächst mit dem Impfstoff gegen Corona immunisiert werden sollen. Nun müssen sie wohl länger warten. Der Inzidenzwert von 100 rückt unterdessen näher
Nachdem das Bundesgesundheitsministerium am Montag kurzfristig einen Impfstopp mit dem Wirkstoff AstraZeneca bekanntgegeben hat, vergibt das Augsburger Impfzentrum ab sofort keine entsprechenden Termine mehr. Bereits bestehende Termine mit AstraZeneca werden storniert. Um wie viele Termine es geht, konnte die Stadt am Montag zunächst nicht sagen. Die betroffenen Personen können über ihren Account im Anmeldeportal www.impfzentren.bayern einen neuen Termin buchen, sobald wieder neue Termine mit einem anderen Impfstoff zur Verfügung stehen. Dies wird mehrere Tage dauern und vermutlich erst ab nächster Woche der Fall sein. Die Stadt empfiehlt den betroffenen Bürgern, regelmäßig im Impfportal nachzuschauen.
Die Aussetzung stelle für die Abläufe ein „massives Problem“dar, so Dominicus Sießmeir, Verwaltungsleiter des Impfzentrums am Montag kurz nach der Bekanntgabe durch das Gesundheitsministerium.
Auch welche Auswirkungen der Impfstopp mit AstraZeneca auf die Impfkapazitäten der nächsten Wochen haben wird, war zunächst unklar. Zuletzt hatte AstraZeneca mehr als die Hälfte der verimpften Dosen im Augsburger Impfzentrum ausgemacht. Von den beiden anderen zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna gab es pro Woche gut 2000 Dosen. Allerdings schwanken die zugeteilten Mengen wöchentlich. Man werde auch sehen müssen, wie man mit der nach drei Monaten anstehenden Zweitimpfung von Bürgern, die in den vergangenen Wochen bereits die erste Impfung mit AstraZeneca bekommen haben, umgehe, so Stadtdirektor Bernhard Maurmeir. Noch wisse man nicht, wie lange die Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen dauern wird.
Laut Impfzentrum gab es am Montag noch 20 registrierte Bürger aus der höchsten Priorisierungsstufe (ab 80 Jahre), die bisher noch nicht geimpft wurden. „Diese Impfungen wären in wenigen Tagen absolviert gewesen“, so Sießmeir. Man hoffe aber, trotz der neuesten Entwicklungen zügig durchzukommen. 5500 Bürger der Priorisierungsstufe 2 (darunter auch Lehrer und Kita-Personal) seien registriert. Man hatte zunächst gehofft, sie innerhalb dieser Woche impfen zu können. Nun wird es wohl deutlich länger dauern.
Unterdessen geht das Gesundheitsamt der Stadt davon aus, dass der Inzidenzwert von 100, ab dem die „Notbremse“gezogen wird (Kontaktbeschränkungen, Schulöffnungen, Ladenöffnungen), wohl Mitte/Ende kommender Woche überschritten wird. Das ergebe ein Modell aufgrund der zuletzt festgestellten Entwicklungen beim Infektionsgeschehen, sagt Dr. Thomas Wibmer, kommissarischer Leiter des Gesundheitsamtes. Langfristigere Prognosen seien unsicher, aber man werde sich wohl darauf einstellen müssen, Anfang April die 200erGrenze zu überschreiten. Der Inzidenzwert stieg innerhalb einer guten Woche von 50 auf 72,8 am Montag. Der Anteil der nachgewiesenen Mutationen werde im Lauf der Woche wohl die 50 Prozent überschreiten, so Wibmer. Faktisch dürfte er bereits bei über 70 Prozent liegen, weil nicht alle Positiv-Tests aus technischen Gründen entsprechend untersucht werden könnten, so Wibmer. Momentan befinde man sich in der dritten Welle, stehe aktuell im Städtevergleich aber noch relativ gut da. Noch sei das Gesundheitsamt recht gut in der Lage, Kontakte nachzuverfolgen.