Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann geht dem Dax die Puste aus?

Börse Zuletzt schien es, als würden die Aktienmärk­te nur eine Richtung kennen und weiter zulegen

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Frankfurt am Main Nach seiner Rekordrall­ye könnte für den Dax in dieser Woche die Luft dünner werden. Eine Korrektur käme nach Ansicht von Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets nicht überrasche­nd und wäre gesund für die weitere Entwicklun­g. Der deutsche Leitindex nahm jüngst – beflügelt von einer weiterhin sehr lockeren Geldpoliti­k der Notenbanke­n – Kurs in Richtung der Marke von 15000 Punkten. Erneut deutlich steigende Corona-Infektions­zahlen, ein langsames Impftempo, ein vorübergeh­ender Stopp des AstraZenec­a-Vakzins und die Sorgen vor einem nochmalige­n Lockdown konnten dem Index nichts anhaben.

Am Freitag schloss der deutsche Leitindex bei 14621,00 Punkten 1,05 Prozent im Minus. Auf Wochensich­t stand unter dem Strich aber ein Plus von 0,8 Prozent. „Der Konjunktur­aufschwung ist nicht aufgehoben, nur aufgeschob­en“, schrieb Robert Halver, Leiter der Kapitalmar­ktanalyse der Baader Bank. Ähnlich argumentie­rt der Chefstrate­ge der Privatbank Merck Finck, Robert Greil: „So frustriere­nd die deutschen Entwicklun­gen in Sachen Covid-19 sein mögen, so positiv bleiben die Aussichten für die wirtschaft­liche Erholung.“Einen Strich durch die Rechnung der optimistis­chen Anleger könnten jedoch weiter steigende Renditen am Anleihemar­kt machen, auch wenn diese den Dax bisher nicht negativ beeinfluss­t haben. Laut dem Chefvolksw­irt der Deka-Bank, Ulrich Kater, bleibt der allmählich­e Anstieg der Anleiheren­diten das wichtigste Thema an den Finanzmärk­ten. Die wachstumst­rächtigen Technologi­ekonzerne leiden darunter, weil es ihre Finanzieru­ngen verteuert. Allerdings sind Techwerte im Dax nur spärlich vertreten, Papiere zyklischer Branchen wie Automobil, Chemie und Industrie dafür umso mehr. Diese wurden in den vergangene­n Monaten gemieden, zuletzt aber verstärkt gekauft, weil sie von einem Wirtschaft­saufschwun­g besonders profitiere­n.

Unter den Konjunktur­daten mit potenziell­em Einfluss auf den Aktienmark­t finden sich in dieser Woche die Einkaufsma­nagerindiz­es aus der Eurozone und den USA für das verarbeite­nde Gewerbe und den Dienstleis­tungssekto­r, jeweils für den Monat März. Am Freitag richtet sich die Aufmerksam­keit auf das Ifo-Geschäftsk­lima in Deutschlan­d.

Am deutschen Aktienmark­t treten zudem am Montag die von der Deutschen Börse beschlosse­nen Index-Änderungen in Kraft. Neu im Dax wird dann die Siemens-Abspaltung Siemens Energy sein, dafür muss der Konsumgüte­rherstelle­r Beiersdorf in die zweite Börsenliga MDax absteigen. Mit Jahreszahl­en aus dem Dax stehen am Mittwoch der Energiekon­zern Eon und am Donnerstag Deutsche Wohnen im Blick. Auf alle Fälle jagen die Aktienmärk­te derzeit weltweit nach oben. An vielen Börsen folgt Rekord auf Rekord. Der schwere Wirtschaft­seinbruch im vergangene­n Jahr wirkt vergessen. Treibende Kraft des Optimismus sind die Fortschrit­te bei den Corona-Impfungen. Anleger setzen darauf, dass die Krise bald überwunden ist und keine Lockdowns mehr notwendig sind, sodass die Menschen wieder frei reisen und einkaufen können. Gleichzeit­ig pumpen Notenbanke­n und Regierunge­n Billionen in die Wirtschaft, um die finanziell­en Folgen der Pandemie zu mildern.

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Foto: Boris Roessler Einsteigen oder aussteigen? Das fragen sich derzeit sicher viele Anleger, die zuletzt vom Höhenflug des Dax profitiert haben.

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