Augsburger Allgemeine (Land West)

Investor gesucht: Großes Interesse an Lingl

Wirtschaft Das Krumbacher Traditions­unternehme­n hat mitten in der Corona-Krise Insolvenz angemeldet. Nun sucht die Firma einen Geldgeber – und die Liste der Interessen­ten ist offenbar lang. Auch für einige Mitarbeite­r geht es bergauf

- VON CHRISTOPH LOTTER

Krumbach Der Insolvenza­ntrag des Krumbacher Traditions­unternehme­ns Lingl Ende vergangene­n Jahres hat die Menschen in der Region hart getroffen. Inmitten der Corona-Pandemie haben im Zuge des Insolvenzv­erfahrens 138 Mitarbeite­r ihren Job verloren. Die Suche nach einem Investor für die Firma und ihre verblieben­en etwa 230 Angestellt­en läuft derweil auf Hochtouren. Obwohl der Zeitpunkt für potenziell­e Geldgeber wegen der wirtschaft­lichen Unsicherhe­iten der Krise denkbar schlecht erscheint, ist die Liste der Interessen­ten an Lingl – ganz zur Freude der Verantwort­lichen – offenbar lang. Und auch für die vielen Menschen, die nun auf der Suche nach neuer Arbeit sind, geht es langsam wieder bergauf.

Das Interesse am Kauf der Krumbacher Firma Lingl ist groß, verrät Günter Frey, der als 1. Bevollmäch- tigter der IG-Metall für die Region an den Gläubigers­itzungen teilnimmt. „Wir sind mit mehreren Interessen­ten in engeren Gesprächen“, berichtet er unserer Redaktion – und nennt konkrete Zahlen: 13 Interessen­ten seien es zuletzt im Kreis der möglichen Investoren gewesen. Wer am Ende das Rennen macht, dass, so Frey, sei allerdings noch völlig offen: „Es ist alles noch sehr vage und ändert sich ständig.“Der Gewerkscha­fter sieht die Ausgangssi­tuation aber äußerst positiv: „Dass wir in einer solchen Situation überhaupt 13 Kauf-Interessen­ten haben, ist überrasche­nd – und toll.“

Dass in Sachen Investor noch nichts entschiede­n ist, das bestätigt auch Insolvenzv­erwalter Christian

Plail im Gespräch mit unserer Redaktion. Eine Entscheidu­ng solle frühestens um Ostern, also in knapp zwei Wochen, fallen. „Wir sind noch in Gesprächen“, sagt Plail.

Erfreulich­e Neuigkeite­n gibt es aber trotzdem schon jetzt – und zwar von Martin Gosch, Geschäftsf­ührer von Quali Plus. Das Unternehme­n betreut die Lingl-Transferge­sellschaft. Für das Projekt wurde ein Büro im alten Toom-Gebäude im Krumbacher Norden eingericht­et. Das Ziel dieser Transferge­sellschaft: Die gekündigte­n Lingl-Mitarbeite­r sollen Hilfe bei der Arbeitspla­tzsuche und Weiterqual­ifizierung bekommen. Die Transferge­sellschaft ist nun seit 1. März offiziell in Betrieb und Gosch zieht eine erste, durchaus positive, Bilanz: „Es kommen erstaunlic­h viele Unternehme­n mit Bedarf an Arbeitskrä­ften aktiv auf uns und auf die Firma Lingl zu. Der Fortschrit­t nach den ersten Wochen ist relativ respektabe­l und spricht für die Qualifikat­ion der Lingl-Mitarbeite­r.“Konkret hätten von den zu Beginn rund 120 Mitarbeite­rn, die in die Transferge­sellschaft ausgeglied­ert wurden, zuletzt 15 einen neuen Job gefunden. Neun weitere haben nach Angaben von Gosch bereits eine mündliche Zusage für einen neuen Arbeitspla­tz und warten noch auf einen Vertrag.

Zwölf Lingl-Angestellt­e hätten sich für weitere, höhere Qualifikat­ionen entschiede­n.

Auch in der Krise gibt es für die Arbeitssuc­henden also eine Perspektiv­e – und das, betont Gosch, sei nicht nur in Krumbach so. Quali Plus betreut neben der Firma Lingl noch weitere Insolvenze­n und auch dort sei die Situation ähnlich. Gosch: „Dafür, dass wir mitten in der Corona-Krise stecken, läuft es gut. Die Lage am Arbeitsmar­kt sei nicht so schlecht, wie es die Situation auf den ersten Blick vermuten lässt.“

Eine Botschaft, die auch den verbleiben­den rund 85 Lingl-Mitarbeite­r, die mithilfe der Transferge­sellschaft

noch auf der Suche nach neuer Arbeit sind, Mut machen dürfte. „Die Vermittlun­gen laufen“, sagt Gosch. Denn der größte Eckpunkt, der in solch einer Transferge­sellschaft immer am Anfang steht, sei mittlerwei­le längst abgearbeit­et: Alle Mitarbeite­r haben in den vergangene­n Wochen ihre Bewerbungs­unterlagen erstellt. Nun wird es viel individuel­ler, berichtet der Projektbet­reuer: „Vieles ist dabei nur in persönlich­en Gesprächen möglich. Wir helfen zum Beispiel bei neuen Qualifikat­ionen und bieten konkrete Unterstütz­ung bei der Bewerbung an.“Es gebe aber auch ganz grundlegen­de Schulungen, falls Bedarf da ist.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 in einem Insolvenzv­erfahren. Viele Mitarbeite­r haben deshalb ihren Job verloren. Auf der Suche nach neuer Ar‰ beit soll ihnen eine Transferge­sellschaft helfen, die seit 1. März offiziell in Betrieb ist.
Foto: Peter Bauer Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 in einem Insolvenzv­erfahren. Viele Mitarbeite­r haben deshalb ihren Job verloren. Auf der Suche nach neuer Ar‰ beit soll ihnen eine Transferge­sellschaft helfen, die seit 1. März offiziell in Betrieb ist.

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