Augsburger Allgemeine (Land West)
Einen Ronaldo beklaut man nicht
Wer so prominent ist wie Cristiano Ronaldo muss wohl damit rechnen, dass er irgendwann beklaut wird. Der portugiesische Superstar weiß natürlich, dass seine persönlichen Devotionalien bei Langfingern hoch im Kurs stehen, können diese auf dem Schwarzmarkt doch zu besten Konditionen verhökert werden.
Erinnert sei hier nur an das Champions League-Spiel im Jahre 2012, als Ronaldo mit seinem damaligen Arbeitgeber Real Madrid beim FC Bayern München gastierte. Prompt wurden die Königlichen in der festungsgleichen Allianz Arena bestohlen. Dass die Diebe aus der Real-Kabine ausgerechnet drei Paar von Ronaldos Fußballtretern klauten, nur ein Paar von Mesut Özil und den überwiegenden Rest stehen ließen, spricht ja durchaus auch für eine gewisse Wertschätzung.
Vor einem Jahr dann der nächste Schlag. 2020 wurde in Ronaldos Eigenheim auf Madeira eingebrochen, während dieser sich im Länderspieleinsatz mit Portugal befand. Neben Bargeld gehörte natürlich auch ein handsigniertes Trikot von CR7 zur Diebesbeute. Stichwort Schwarzmarkt.
Von keinem dieser Raubzüge ist aber bekannt, dass sich Super-Star darüber ähnlich erzürnt hat wie bei dem Diebstahl, der ihm am Samstagabend widerfahren ist – und den er nicht einmal durch seine persönlicher Anwesenheit verhindern konnte. Wahrscheinlich weil Ronaldo diesmal das geklaut wurde, was ihm in seiner sportlichen Karriere immer am meisten am Herzen liegt – ein Tor!
Der Dieb hatte sich in Gestalt des niederländischen Schiedsrichters Makkelie ins Länderspiel gegen Serbien geschlichen. Anders als es die Fernsehbilder belegen, sah Makkelie den Ball nach einem RonaldoSchuss nicht vollumfänglich über der Torlinie und ließ sich von seiner Entscheidung auch nicht mehr abbringen. So wurde aus einem wütenden Ronaldo ein sehr trotziger Ronaldo – der wie ein quengelndes Kind an der Supermarktkasse das nächstbeste Ding, das er zu greifen bekam, ins Eck pfefferte.
Bedauerlicherweise war das die Kapitänsbinde. Ausgerechnet jenes Symbol, das für Ehre, Respekt, Verantwortungsgefühl und Führungsqualität steht. Unklar, was die Portugiesen nun mehr entsetzte: das geklaute Tor, das ihrer Nation den Sieg kostete, oder die theatralische Geste ihres Führungsspielers. Aufgrund der verheerenden Symbolik sah sich Ronaldo, nachdem die Wut verraucht war, genötigt, bei seinen Landsleuten Abbitte zu leisten. Nein, keineswegs wollte er sein geschätztes Privileg als Mannschaftsführer wegwerfen oder sich sogar vom Nationalteam lossagen.
Dann sollte er sich künftig aber nicht so verhalten, als könnte ihm die Kapitänsbinde gestohlen bleiben.