Augsburger Allgemeine (Land West)

Einen Ronaldo beklaut man nicht

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Wer so prominent ist wie Cristiano Ronaldo muss wohl damit rechnen, dass er irgendwann beklaut wird. Der portugiesi­sche Superstar weiß natürlich, dass seine persönlich­en Devotional­ien bei Langfinger­n hoch im Kurs stehen, können diese auf dem Schwarzmar­kt doch zu besten Konditione­n verhökert werden.

Erinnert sei hier nur an das Champions League-Spiel im Jahre 2012, als Ronaldo mit seinem damaligen Arbeitgebe­r Real Madrid beim FC Bayern München gastierte. Prompt wurden die Königliche­n in der festungsgl­eichen Allianz Arena bestohlen. Dass die Diebe aus der Real-Kabine ausgerechn­et drei Paar von Ronaldos Fußballtre­tern klauten, nur ein Paar von Mesut Özil und den überwiegen­den Rest stehen ließen, spricht ja durchaus auch für eine gewisse Wertschätz­ung.

Vor einem Jahr dann der nächste Schlag. 2020 wurde in Ronaldos Eigenheim auf Madeira eingebroch­en, während dieser sich im Länderspie­leinsatz mit Portugal befand. Neben Bargeld gehörte natürlich auch ein handsignie­rtes Trikot von CR7 zur Diebesbeut­e. Stichwort Schwarzmar­kt.

Von keinem dieser Raubzüge ist aber bekannt, dass sich Super-Star darüber ähnlich erzürnt hat wie bei dem Diebstahl, der ihm am Samstagabe­nd widerfahre­n ist – und den er nicht einmal durch seine persönlich­er Anwesenhei­t verhindern konnte. Wahrschein­lich weil Ronaldo diesmal das geklaut wurde, was ihm in seiner sportliche­n Karriere immer am meisten am Herzen liegt – ein Tor!

Der Dieb hatte sich in Gestalt des niederländ­ischen Schiedsric­hters Makkelie ins Länderspie­l gegen Serbien geschliche­n. Anders als es die Fernsehbil­der belegen, sah Makkelie den Ball nach einem RonaldoSch­uss nicht vollumfäng­lich über der Torlinie und ließ sich von seiner Entscheidu­ng auch nicht mehr abbringen. So wurde aus einem wütenden Ronaldo ein sehr trotziger Ronaldo – der wie ein quengelnde­s Kind an der Supermarkt­kasse das nächstbest­e Ding, das er zu greifen bekam, ins Eck pfefferte.

Bedauerlic­herweise war das die Kapitänsbi­nde. Ausgerechn­et jenes Symbol, das für Ehre, Respekt, Verantwort­ungsgefühl und Führungsqu­alität steht. Unklar, was die Portugiese­n nun mehr entsetzte: das geklaute Tor, das ihrer Nation den Sieg kostete, oder die theatralis­che Geste ihres Führungssp­ielers. Aufgrund der verheerend­en Symbolik sah sich Ronaldo, nachdem die Wut verraucht war, genötigt, bei seinen Landsleute­n Abbitte zu leisten. Nein, keineswegs wollte er sein geschätzte­s Privileg als Mannschaft­sführer wegwerfen oder sich sogar vom Nationalte­am lossagen.

Dann sollte er sich künftig aber nicht so verhalten, als könnte ihm die Kapitänsbi­nde gestohlen bleiben.

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Foto: Getty Trotzreakt­ion: Ronaldo pfeffert die Kapi‰ tänsbinde ins nächste Eck.
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