Augsburger Allgemeine (Land West)
Neusäß plant das nächste moderne Viertel
Stadtentwicklung So schnell und eindrucksvoll hat sich die Stadt selten verändert wie in den vergangenen paar Jahren. Nach der Entwicklung der Südseite der Hauptstraße gibt es nun Pläne für das Areal gegenüber
Neusäß Nachdem man die Bahnunterführung am Ortseingang von Neusäß passiert hat, lohnt sich immer ein genauer Blick nach links. Denn wo ehemals das Gasthaus Schuster stand, steht nun an der Hauptstraße bereits der Neubau für ein modernes Geschäftshaus. Dahinter gibt eine riesige Baugrube einen ungewohnten und interessanten Blick frei nach hinten bis in das neue Sailer-Areal, heute schick bebaut als neues Wohngebiet „Beethovenpark“mit modernen, weißen Wohnanlagen. Bald wird dieser Blick ebenfalls verbaut sein mit Wohngebäuden entlang der Fliederstraße.
Nun kommt auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, mit dem Eiscafé Tutti Frutti und der VR Handels- und Gewerbebank in der vorderen Reihe, Bewegung in
Denkmalschutzbelange sollen gewahrt bleiben
die Innenstadtentwicklung. Hierzu hat das Planungsbüro OPLA in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses einen ersten Entwurf zum Bebauungsplan „Ägidius-Park“vorgestellt. Wie Bauamtsleiter Gerald Adolf erläuterte, haben die Eigentümer des Gebäudes, in dem das Eiscafé ist, gemeinsam mit der Bank Vorgespräche geführt, da sie beide die Möglichkeit einer Neugestaltung in der Zukunft ausloten wollten.
Wie beide Parteien betonten, handele es sich noch keinesfalls um eine konkrete Bauabsicht. „Wir wollten vorläufig nur wissen, wie die Stadt prinzipiell dazu steht und was denkbar wäre“, so die Eigentümerfamilie gegenüber unserer Zeitung auf Nachfrage. Statt einem Neubau käme auch immer noch lediglich eine Sanierung des Bestandsgebäudes infrage. Die Eigentümer des Apotheken-Grundstücks nebenan haben laut Bauamtsleiter Adolf keine Veränderungswünsche.
Um die Nachverdichtung im Bereich zwischen Rembold- und Bürgermeister-Kaifer-Straße angemessen und verträglich mit der Umgebung zu gestalten, hat die Stadt das Planungsbüro mit einer Untersuchung und einem ersten Bebauungsplanentwurf beauftragt. Erste Er
zeigen klar, dass der nördliche Bereich vorrangig dem Wohnen dienen soll. Der südliche Bereich an der Hauptstraße kann wie bisher auch eine Mischung aus Handel, Dienstleistung und Wohnen sein. Darüber hinaus sollen die Belange des Denkmalschutzes im Bereich des Ägidius-Parks mit der Ägidiuskapelle und der Kirche St. Ägidius gegenüber gewahrt bleiben.
Die Grundstückseigentümer haben eine grobe Planung vom Architekten erstellen lassen, wie das Gebäude an dieser markanten Stelle an der Hauptstraße vielleicht einmal aussehen könnte. Die in einer ersten Variante vorgestellten fünf Stockwerke hielten die Mitglieder des Ausschusses einhellig für illusorisch, vier Vollgeschosse könne man sich dagegen vorstellen. Wie Planer Werner Dehm von OPLA sagte, sollte dieses Gebäude ja auch in direktem Zusammenhang mit dem neuen, ebenfalls dominanten Geschäftshaus gegenüber gesehen werden und ein entsprechendes Gegengebnisse gewicht darstellen. Daher sei seiner Meinung nach auch ein Flachdach denkbar. Zweiter Bürgermeister Wilhelm Kugelmann (CSU) könnte sich im 4. Stock dann auch gut eine Art Penthouse als Staffelgeschoss vorstellen, das heißt, dass es etwas nach hinten zurückversetzt wäre mit weniger Grundfläche und Dachterrasse.
Ungeachtet der Höhe – das größte Problem, das auch bei der Diskussion im Planungsausschuss den größten Raum einnahm, sind die nötigen Stellplätze. Wie Stadtbaumeister Dietmar Krenz erklärte, könne eine Tiefgarage nicht die erforderliche Menge an Parkplätzen liefern, weil man sie aufgrund der geringen Grundstückstiefe nicht zweigeschossig in die Tiefe bauen könne und daher Doppelparker unumgänglich wären. Hierbei können zwei Autos platzsparend in einer Doppelstockgarage übereinander parken. Dies wurde im Ausschuss teilweise skeptisch gesehen. Vor allem, dass die Gäste des Eiscafés die Doppelparker nutzen, wurde bezweifelt. „Wenn Stellplätze fehlen, parkt man doch wieder anderswo“, meinte Uwe Hübner (CSU).
Krenz wies darauf hin, dass auch hinter dem Gebäude kein großer
Parkplatz für die Gäste des Eiscafés entstehen könne, da hier Grünflächen als Puffer zur Wohnbebauung dahinter sein sollten. „Die rückwärtigen Anwohner haben auch ein Recht auf möglichst wenig Lärm“, so der Stadtbaumeister. Bürgermeister Richard Greiner fügte hinzu, dass bei diesem Bebauungsplan die Verträglichkeit mit der Bestandsbebauung besonders zu beachten sei. Den Grünen gefiel der Planungsentwurf und sie meinten, dass man sich an die Doppelparker schnell gewöhne, außerdem „sollten wir die Eigentümer unterstützen, damit sie ihr Projekt realisieren können“, sagte Silvia Daßler. Inge Steinmetz-Maaz (Freie Wähler) sagte, man sehe die Doppelparker ebenfalls kritisch, lieber solle man mehr Fahrradstellplätze errichten. Stadtrat Ralph Glaß (SPD) plädierte dafür, sich „keine Denkverbote“aufzuerlegen, denn wenn man keinen Platz für genügend Parkplätze finde, müssten es am Ende halt vielleicht nur drei Vollgeschosse werden. Denn wenn es weniger Wohnungen und Büros werden, braucht man natürlich auch weniger Parkplätze. Der Entwurf soll nun weiter entwickelt und mit den Eigentümern abgesprochen werden.