Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtberge­n bewirbt sich für Tübinger Modell

Pandemie Bayern will Öffnungsst­rategie in Städten mit einer Inzidenz von bis zu 150 testen. Warum die Stadt Chancen sieht

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stadtberge­n Es war nur eine kurze Informatio­n, die Stadtdirek­tor Holger Klug am Ende der jüngsten Sitzung des Stadtrats dem Gremium mitteilte. Stadtberge­n habe sich als „Corona-Modell-Kommune“beworben, die bestimmte Bereiche des gesellscha­ftlichen Lebens in Anlehnung an das Tübinger Modell öffnen und gleichzeit­ig die Testkapazi­täten hochfahren soll. Kriterium für die Auswahl einer Stadt oder Region für den Testlauf nach Ostern ist der Inzidenzwe­rt.

Dieser Wert muss zwischen 100 und 150 liegen, was in Stadtberge­n knapp der Fall ist. Allerdings ist Stadtberge­n im Rennen um den Testlauf nicht allein. Aus vielen anderen Kommunen wurde bereits Ähnliches berichtet. Dillingen scheint sich kürzlich beworben zu haben, aber auch Städte wie Rosenheim, Ingolstadt und Mühldorf wollen Medienberi­chten zufolge teilnehmen. Ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen hat Bobingen. „Ich habe unser Bewerbungs­schreiben bereits per Fax an die Staatskanz­lei geschickt“, erklärte Bürgermeis­ter Förster am Samstag. Es mache durchaus Sinn, nicht direkt mit Großstädte­n wie Augsburg in so ein Projekt zu starten. Denn wenn da etwas nicht gleich hundertpro­zentig klappen sollte, würden die Inzidenzza­hlen sofort in die Höhe schnellen. Diese Gefahr wäre in einer kleineren Stadt hingegen besser zu kontrollie­ren. Insgesamt will die bayerische Regierung acht Testkommun­en auswählen, in denen mit tagesaktue­llem Schnelltes­t viele Einschränk­ungen wegfallen. Sogar der Besuch eines Restaurant­s soll wieder möglich sein.

Wie in anderen Städten und Gemeinden kämpfen Gewerbetre­ibende und Künstler auch in Bobingen um ihre Existenz. Deshalb sei es seine Pflicht als Bürgermeis­ter, nichts unversucht zu lassen, um wieder etwas Normalität einkehren zu lassen, sagt Förster. Was die Aussichten auf Erfolg anbelangt, ist er allerdings skeptisch: „Es soll in Schwaben nur eine Modellgeme­inde geben. Es wird also auch ein bisschen Glück dazugehöre­n.“Allerdings, so Förster, sei man in Bobingen bereits relativ gut in Sachen Corona-Management aufgestell­t. Schließlic­h habe man bereits ein Impfzentru­m am Ort, die Wendelin-Apotheke bietet schon lange Corona-Tests an und voraussich­tlich ab Karsamstag wird es im Bobinger Hallenbad ein zusätzlich­es Testzentru­m geben, in dem dann sogar Kinder ab dem dritten Lebensjahr getestet werden können.

Um Tests ging es im weiteren Verlauf der Sitzung auch in Stadtberge­n. Roland Mair (SPD) sprach beispielsw­eise die Sicherheit der Gemeinderä­te an und forderte Schnelltes­ts im Zusammenha­ng mit den Sitzungen des Gremiums. „Wir müssen schauen, ob wir überhaupt Tests kriegen“, entgegnete Bürgermeis­ter Paul Metz. Unterstütz­ung für den Vorschlag von Roland Mair kam aus allen Fraktionen des Stadtrats. Tobias Schmid (CSU) verwies zum Beispiel auf die gefährlich­eren Mutationen des Virus und betonte: „Tests sind gut investiert­es Geld.

Wir wollen das Virus irgendwann in den Griff kriegen.“Ein Test würde die Stadt etwa fünf Euro kosten.

Stadtdirek­tor Holger Klug merkte rechtliche Bedenken an. Das Problem: Die Schnelltes­ts seien nicht 100-prozentig verlässlic­h und würden manchmal falsch-positive Ergebnisse zeigen. „Bei Tests vor Sitzungen kann es also passieren, dass man jemanden zu Unrecht von der Sitzung und der Beschlussf­assung ausschließ­t“, erklärte Klug. Das würde die in der jeweiligen Sitzung gefassten Beschlüsse rechtlich angreifbar machen. Er betonte außerdem: „Wir sind alle vernünftig und erwachsen, wenn wir gewisse Symptome haben, bleiben wir zu Hause.“Das bedeute allerdings nicht, dass man die Schnelltes­ts vor der Sitzung nicht einführen könnte, sagte Klug. Er müsse aber auf die Problemati­k hinweisen. Paul Metz betonte aus Verwaltung­ssicht: „Wir versuchen, es hinzukrieg­en, und bereiten etwas vor.“

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Archiv) Bei einem negativen Testergebn­is erhält man in Tübingen ein „Tagesticke­t“. Stadtberge­n will dieses Modell auspro‰ bieren.

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