Augsburger Allgemeine (Land West)
Braunkehlchen ist Vorbild für neue Brotsorte
Umweltschutz Herzwerk und Naturparkverein machen in einem besonderen Projekt auf Natur und Lebensraum vor Ort aufmerksam. Dazu trägt auch eine Bio-Bäckerei bei
Diedorf Das Braunkehlchen ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Damit die Vögel in der Brutzeit nicht durch landwirtschaftliche Arbeiten, unachtsame Menschen und streunende Haustiere gefährdet werden und ihre Jungen ungestört aufziehen können, haben die Vereine Herzwerk-Gemeinwohl und Naturpark Augsburg-Westliche Wälder gemeinsam ein BraunkehlchenProjekt gestartet. „Damit wollen wir nachdrücklich auf den Lebensraum dieses kleinen Singvogels aufmerksam machen“, verdeutlichen die Geschäftsführerin des Naturparkvereins, Eva Liebig, und Gebietsbetreuerin Annika Sezi.
Ein weiterer Aspekt sei, das Bewusstsein für und die Rücksichtnahme auf die Natur zu stärken und zu sensibilisieren. Damit hofft der Naturparkverein, dass das Braunkehlchen
Die Welt aktiv mitgestalten, nicht passiv zusehen
sich wieder häufiger im Schmuttertal und auch rund um Diedorf niederlässt.
Der kleine Wiesenvogel ist ein sehr scheues Tier. „Er fühlt sich nur in besonderen und ruhigen Wiesen wohl, speziell in ungemähten Bereichen, sogenannten Brachen“, berichtet Sezi. Seit 2016 bringt der Naturparkverein deshalb rund 120 Zentimeter lange Stecken in Brachestreifen und Grabensäumen an, um die Flächen mit diesen künstlichen Sitzwarten für die Braunkehlchen attraktiver zu machen. Auf diesen Stecken halten sie Ausschau nach Nahrung und Feinden. „Außerdem locken die männlichen Tiere von hier oben mit ihrem Gesang Weibchen an“, ergänzt Liebig.
Ebenso bei dem Projekt mit im Boot ist das Heimat-Unternehmen im Herzen von Schwaben. Herzensangelegenheit der Initiative um Anja Dördelmann ist es, die Welt mitzugestalten und nicht passiv zuzusehen, wie sich Dinge verändern. Weitere Partner sind das Herzstück Horgau und die Biobäckerei Cumpanum von André Heuck. Alle zusammen verkörpern beim Braunkehlchen-Projekt drei Säulen: bio
Produkte, Naturbewusstsein und die Liebe zur Heimat. Jeder bringt dabei seine Ressourcen und Fähigkeiten ein. „Mit dem Projekt wollen wir die Bürger in den Bereichen Natur, Essen und Heimat anregen und zugleich informieren“, macht Dördelmann aufmerksam.
So steuert Cumpanum ein spezielles Braunkehlchen-Brot bei. Es ist ein lockeres, natürliches Produkt ohne technische Enzyme, dessen Zusätze ausschließlich aus ökologischer Landwirtschaft stammen, angereicht mit verschiedenen leckeren Saaten. Das Äußere erinnert farblich an das Gefieder des Singvogels. Das Brot gibt es ab sofort täglich im Herzstück in Diedorf an der Hauptstraße 30 und ab Mai im Herzstück Rothtal in Horgau. Pro verkauftem Brotlaib gehen am Ende des Jahres je 20 Cent an das Projekt.
Die Aktion beinhaltet zudem eine Informationskarte, die im Diedorfer Herzstück erhältlich ist. Auf dieser Karte können Kinder ihre Kreativität ausleben und ihr eigenes Vogelbild zeichnen. Wer das Werk bis einschließlich Donnerstag, 15. April, abgibt, kann bei etwas Glück unter anderem einen Erlebnistag im Schmuttertal, einen Gutschein für Eis, Kuchen und Leckereien sowie ein Insektennistkasten zum Selberbauen gewinnen. In dieser Konstelregionale lation soll jährlich ein anderes Projekt aus der Taufe gehoben werden. Für 2022 hat Eva Liebig bereits den Begriff Amphibien angedacht. „Das Thema könnte man kulinarisch mit grünen Nudeln aus der Region assoziieren“, meint sie.
● Stark bedroht Das Braunkehlchen ist ein Singvogel aus der Familie der
Fliegenschnäpper. In vielen Teilen Deutschlands ist es vor allem durch die Klimaveränderung, die Intensivierung der Landwirtschaft und den Rückgang der Insekten stark bedroht. Der hiesige Bestand bewegt sich nur noch zwischen 37.000 und 90.000 Paaren.
● Scheuer Wiesenvogel Das Tier kehrt erst im April aus seinem Winterquartier südlich der Sahara zurück. Es baut sein Nest auf dem Boden in ungemähten offenen Landschaften mit feuchten Wiesen und niedriger Vegetation. Wichtig ist, dass es in der Brutzeit von Mai bis August nicht gefährdet wird und es seine Jungen aufziehen kann.
● Gefahr durch Insektizide und Her bizide Seinem Lebensraum entsprechend frisst das Braunkehlchen Insekten und deren Larven, Spinnen, Würmer und kleine Schnecken, gelegentlich auch Beeren. Insektizide und Pflanzenschutzmittel vermindern seine essenzielle Nahrungsgrundlage.