Augsburger Allgemeine (Land West)

Braunkehlc­hen ist Vorbild für neue Brotsorte

Umweltschu­tz Herzwerk und Naturparkv­erein machen in einem besonderen Projekt auf Natur und Lebensraum vor Ort aufmerksam. Dazu trägt auch eine Bio-Bäckerei bei

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Diedorf Das Braunkehlc­hen ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Damit die Vögel in der Brutzeit nicht durch landwirtsc­haftliche Arbeiten, unachtsame Menschen und streunende Haustiere gefährdet werden und ihre Jungen ungestört aufziehen können, haben die Vereine Herzwerk-Gemeinwohl und Naturpark Augsburg-Westliche Wälder gemeinsam ein Braunkehlc­henProjekt gestartet. „Damit wollen wir nachdrückl­ich auf den Lebensraum dieses kleinen Singvogels aufmerksam machen“, verdeutlic­hen die Geschäftsf­ührerin des Naturparkv­ereins, Eva Liebig, und Gebietsbet­reuerin Annika Sezi.

Ein weiterer Aspekt sei, das Bewusstsei­n für und die Rücksichtn­ahme auf die Natur zu stärken und zu sensibilis­ieren. Damit hofft der Naturparkv­erein, dass das Braunkehlc­hen

Die Welt aktiv mitgestalt­en, nicht passiv zusehen

sich wieder häufiger im Schmuttert­al und auch rund um Diedorf niederläss­t.

Der kleine Wiesenvoge­l ist ein sehr scheues Tier. „Er fühlt sich nur in besonderen und ruhigen Wiesen wohl, speziell in ungemähten Bereichen, sogenannte­n Brachen“, berichtet Sezi. Seit 2016 bringt der Naturparkv­erein deshalb rund 120 Zentimeter lange Stecken in Brachestre­ifen und Grabensäum­en an, um die Flächen mit diesen künstliche­n Sitzwarten für die Braunkehlc­hen attraktive­r zu machen. Auf diesen Stecken halten sie Ausschau nach Nahrung und Feinden. „Außerdem locken die männlichen Tiere von hier oben mit ihrem Gesang Weibchen an“, ergänzt Liebig.

Ebenso bei dem Projekt mit im Boot ist das Heimat-Unternehme­n im Herzen von Schwaben. Herzensang­elegenheit der Initiative um Anja Dördelmann ist es, die Welt mitzugesta­lten und nicht passiv zuzusehen, wie sich Dinge verändern. Weitere Partner sind das Herzstück Horgau und die Biobäckere­i Cumpanum von André Heuck. Alle zusammen verkörpern beim Braunkehlc­hen-Projekt drei Säulen: bio

Produkte, Naturbewus­stsein und die Liebe zur Heimat. Jeder bringt dabei seine Ressourcen und Fähigkeite­n ein. „Mit dem Projekt wollen wir die Bürger in den Bereichen Natur, Essen und Heimat anregen und zugleich informiere­n“, macht Dördelmann aufmerksam.

So steuert Cumpanum ein spezielles Braunkehlc­hen-Brot bei. Es ist ein lockeres, natürliche­s Produkt ohne technische Enzyme, dessen Zusätze ausschließ­lich aus ökologisch­er Landwirtsc­haft stammen, angereicht mit verschiede­nen leckeren Saaten. Das Äußere erinnert farblich an das Gefieder des Singvogels. Das Brot gibt es ab sofort täglich im Herzstück in Diedorf an der Hauptstraß­e 30 und ab Mai im Herzstück Rothtal in Horgau. Pro verkauftem Brotlaib gehen am Ende des Jahres je 20 Cent an das Projekt.

Die Aktion beinhaltet zudem eine Informatio­nskarte, die im Diedorfer Herzstück erhältlich ist. Auf dieser Karte können Kinder ihre Kreativitä­t ausleben und ihr eigenes Vogelbild zeichnen. Wer das Werk bis einschließ­lich Donnerstag, 15. April, abgibt, kann bei etwas Glück unter anderem einen Erlebnista­g im Schmuttert­al, einen Gutschein für Eis, Kuchen und Leckereien sowie ein Insektenni­stkasten zum Selberbaue­n gewinnen. In dieser Konstelreg­ionale lation soll jährlich ein anderes Projekt aus der Taufe gehoben werden. Für 2022 hat Eva Liebig bereits den Begriff Amphibien angedacht. „Das Thema könnte man kulinarisc­h mit grünen Nudeln aus der Region assoziiere­n“, meint sie.

● Stark bedroht Das Braunkehlc­hen ist ein Singvogel aus der Familie der

Fliegensch­näpper. In vielen Teilen Deutschlan­ds ist es vor allem durch die Klimaverän­derung, die Intensivie­rung der Landwirtsc­haft und den Rückgang der Insekten stark bedroht. Der hiesige Bestand bewegt sich nur noch zwischen 37.000 und 90.000 Paaren.

● Scheuer Wiesenvoge­l Das Tier kehrt erst im April aus seinem Winterquar­tier südlich der Sahara zurück. Es baut sein Nest auf dem Boden in ungemähten offenen Landschaft­en mit feuchten Wiesen und niedriger Vegetation. Wichtig ist, dass es in der Brutzeit von Mai bis August nicht gefährdet wird und es seine Jungen aufziehen kann.

● Gefahr durch Insektizid­e und Her‰ bizide Seinem Lebensraum entspreche­nd frisst das Braunkehlc­hen Insekten und deren Larven, Spinnen, Würmer und kleine Schnecken, gelegentli­ch auch Beeren. Insektizid­e und Pflanzensc­hutzmittel vermindern seine essenziell­e Nahrungsgr­undlage.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Der Kauf eines heimischen, ökologisch produziert­en speziellen Brotlaibs hilft dem Braunkehlc­hen‰Projekt. Von links: Annika Sezi, Anja Dördelmann und Eva Liebig.
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Foto: Robert Kugler Das Braunkehlc­hen ist ein Wiesenbrüt­er: scheu und zierlich.

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