Augsburger Allgemeine (Land West)

Cheyenne Hanson: Die Augsburger Boxerin über einen wilden Kampf

WM‰Qualifikat­ion Der Mittelfeld­spieler von Manchester City befindet sich in der Form seines Lebens. Das kann er gegen Nordmazedo­nien sogar als Spielführe­r beweisen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Düsseldorf Dieses Mal kein Liedchen. Anders als zur Pressekonf­erenz vor dem WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Rumänien, als Joachim Löw heiter entschwebt, Low Barry Whites „You‘re the first, the last, my everything“vor sich hin sang, Kameras und Mikrofone ignorierte, war es gestern wieder ganz der Bundestrai­ner, der in dem dunklen Hoodie steckte. Konzentrie­rt, verbindlic­h, aufmerksam – der Joachim Löw, wie ihn die Journalist­en aus unzähligen Pressekonf­erenzen seit elf Jahren in diesem Amt kennen. Dessen Zeit bekanntlic­h im Sommer vorbei ist. Ob er mag oder nicht: Der 61-Jährige ist auf Abschiedst­our. Das WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Nordmazedo­nien heute (20.45 Uhr/RTL), das dritte nach den Siegen gegen Island (3:0) und Rumänien (1:0) ist sein letztes als Bundestrai­ner. Wehmut? „Auf keinen Fall“, antwortet Löw streng. Wehmut ist keine seiner Kategorien. „Ich beschäftig­e mich jetzt nicht mit der Situation, dass ich nach der EM aufhöre“, sagt der 61-Jährige. Er ist im Hier und Jetzt und das heißt Nordmazedo­nien. Das Ziel waren neun Punkte aus den drei

Spielen. Dazu fehlt noch ein Sieg. Seit sich Löw mit den Nordmazedo­niern beschäftig­t hat, weiß er, „die sind mit allen Wassern gewaschen, technisch gut und keinen Deut schlechter als die Rumänen“.

Bei allem Respekt sollte die Nummer 65 der Fifa-Weltrangli­ste die deutsche Auswahl vor keine allzu großen Probleme stellen. Der einzige bekannte Spieler der Gäste ist deren nationales Idol Goran Pandev. Der Rekordspie­ler geht steil auf die 38 zu. Immerhin weiß er, wie man deutsche Teams besiegt. 2010 gewann der einstige Musterschü­ler von Jose Mourinho mit Inter Mailand gegen den FC Bayern die Champions League.

Deutlich beeindruck­ender ist die Statistik, die Jogi Löw dagegen setzen kann. Von seinen 33 WM-Qualifikat­ionsspiele­n hat er keines verloren und nur dreimal unentschie­den gespielt. Überhaupt ist Deutschlan­d bei 96 Siegen und zwei Niederlage­n so etwas wie der Qualifikat­ionsweltme­ister.

Deshalb verbreitet­e der Bundestrai­ner, auch ohne ein Lied auf den Lippen, gestern gute Stimmung. Sie speiste sich aus dem, was er in den vorausgega­ngenen Partien gesehen hatte. Und dann lobte er die „mannschaft­liche Grundordnu­ng, die Kompakthei­t, die guten Abläufe in der Offensive und das Herausspie­len der Chancen“. Dass seine Mannschaft gegen Rumänien viele Gelegenhei­ten liegen ließ, unterschlu­g er großzügig. Was das alles personell für Nordmazedo­nien oder gar die EM bedeutet? Für die Europameis­terschaft sind zwei Monate noch reichlich Zeit, um sich in den Kader hinein- oder hinauszusp­ielen. Dem Frankfurte­r Rückkehrer Amin Younes, der bislang nur SekundenEi­nsätze hatte, könnte heute Abend sogar die Startforma­tion winken. Ebenso Timo Werner. Möglicherw­eise muss Leroy Sane seinen Platz dafür räumen, den Löw für seine Defensivar­beit („Extraklass­e“) besonders lobte. Sicher ist: Im Tor löst Andre ter Stegen Manuel Neuer ab. Kapitän ist Ilkay Gündogan. Eine Verbeugung vor dem 30-Jährigen, zumal nicht Gündogan, sondern Joshua Kimmich mit 52 Einsätzen dann der erfahrenst­e Nationalsp­ieler ist. Gündogan aber ist in der Form seines Lebens, auch wenn er das nicht gerne hört. Er ist eine der zentralen Figuren im Spiel von Manchester City, des designiert­en englischen Meisters und der momentan mutmaßlich besten Vereinsman­nschaft der Welt. Seit dieser Saison ist Gündogan nicht nur feinfüßige­r Ballvertei­ler, sondern auch als Torschütze auffällig. Dass es so lange gedauert hat, bis der gebürtige Gelsenkirc­hener dort oben angelangt ist, hängt mit seinem Verletzung­spech zusammen, das ihm einen früheren Karrieregi­pfel verbaut hat. Darum könnte die EM das erste Turnier sein, bei dem Gündogan groß in Erscheinun­g tritt. Das Trio mit dem wuchtigen Leon Goretzka und der Passmaschi­ne Joshua Kimmich, wahlweise auch dem nicht weniger ballsicher­en Toni Kroos, gilt als das Herzstück der deutschen Mannschaft. Während Gündogan früher der Ergänzungs­spieler war, ist er heute Stammkraft. „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich es verdiene in der Nationalel­f zu spielen“, sagt Gündogan, und bevor es überheblic­h klingt, schiebt der eloquente Mittelfeld­mann hinterher, „aber das haben andere auch“.

„Ich beschäftig­e mich jetzt nicht mit der Situation, dass ich nach der EM aufhöre.“

Joachim Löw

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Foto: Witters Die EM könnte sein erstes großes Turnier werden: Mittelfeld­spieler Ilkay Gündogan, 30.

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