Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo Radfahren Spaß macht

Thema der Woche In keiner anderen Kommune im Landkreis Augsburg gibt es für Radfahrer so gute Bedingunge­n wie in Königsbrun­n. Das ist das Ergebnis einer ADFC-Umfrage. Wie das Urteil für andere Gemeinden ausgefalle­n ist

- VON JANA TALLEVI

In keiner anderen Kommune im Landkreis macht Radfahren so viel Spaß wie in Königsbrun­n. Das zumindest ist das Ergebnis einer ADFC-Umfrage.

Landkreis Augsburg Gut gereinigte, breite Fahrradweg­e, die auch im Winter gut genutzt werden können: Das sind, kurz gesagt, die wichtigste­n Vorteile für den Radverkehr in Königsbrun­n. Alle zwei Jahre führt der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b, der ADFC, eine Umfrage unter Radfahrern durch, den sogenannte­n Klimatest. Dieser soll zeigen, wie gut oder schlecht der Radverkehr in Gemeinden und Städten funktionie­rt. 3000 Radlerinne­n und Radler haben im vergangene­n Herbst die Infrastruk­tur in Augsburg und seinem Umland bewertet. Und da liegt Königsbrun­n bei den Städten zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner weit vorne, nämlich auf dem vierten Platz von 49 Städten dieser Größe in Bayern. Doch auch hier ist nicht alles gut.

Denn im Vergleich zu den Vorjahren hat sich auch Königsbrun­n leicht verschlech­tert in der Bewertung der Radlerinne­n und Radler. Lag die Zufriedenh­eit, in Schulnoten gemessen, dort schon einmal bei 2,9 im Jahr 2016, erreicht die Stadt jetzt nur noch 3,5. Schlecht bewerten die Radfahrer vor allem, dass in Einbahnstr­aßen nicht gegen die Verkehrsri­chtung gefahren werden darf, und die schlechte Mitnahmemö­glichkeit von Fahrrädern in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Das trifft übrigens auch auf alle anderen Orte im Landkreis zu, die in der Umfrage bewertet wurden. Das sind Bobingen, Stadtberge­n, Diedorf und Neusäß. Stadtberge­n ist dabei die einzige Kommune, die sich in den vergangene­n Jahren verbessern konnte. Hier werden die Möglichkei­ten des Radverkehr­s jetzt mit 3,6 nach 4,0 vor vier Jahren bewertet.

Besonders für Aufmerksam­keit im Radverkehr hat im vergangene­n Jahr in Stadtberge­n der 500 Meter lange Pop-upFahrradw­eg entlang der Bismarckst­raße gesorgt.

Das wurde nicht nur im Ergebnis positiv wahrgenomm­en, sondern auch als Werbung für das Fahrradfah­ren an sich – was in der Umfrage als besonders positiv bewertet wurde. Für Arne Schäffler, einen der Sprecher des Fahrradver­bands ADFC in Augsburg, bietet das Ergebnis für die Region jedoch im Überblick wenig Lichtblick­e: „Abgesehen

Stadtberge­n hat keine der Mittelstäd­te in der Region sichtbar in den Radverkehr investiert. Da gibt es noch viel zu tun – aber wenig Unterstütz­ung vom Freistaat und von den Landkreise­n.“Tatsächlic­h haben sich Bobingen, Diedorf und Neusäß jeweils leicht verschlech­tert zu vorherigen Bewertunge­n.

Doch auch in diesen Gemeinden gibt es Positives zu berichten. So gefallen den Teilnehmer­n der Umfrage in Neusäß vor allem die gute Reinigung der Radwege und die Beschaffen­heit der Oberfläche sowie die Reinigung im Winter. In Diedorf wird zudem genannt, dass die Gemeinde Radfahren sowohl für junge als auch ältere Radler möglich mache. Allerdings wird dort vor allem die fehlende Förderung des Radverkehr­s in jüngster Zeit bemängelt. Und in Bobingen gefällt vor allem die passende Wegweisung.

Arne Schäffler weist darauf hin, dass rund um Augsburg aktuell vor allem Radwege in der Peripherie ausgebaut würden, etwa an der A8-Anschlusss­telle Adelsried. Tatsächlic­h hat der Landkreis Augsburg seit einigen Jahren den Radverkehr stärker im Blick. Oberstes Ziel: Der Radverkehr soll attraktive­r werden und am Ende mehr Anteil an den unterschie­dlich genutzten Verkehrsmi­tteln im Landkreis haben. Ziel ist, den Radverkehr von anteilig 18 auf 23 Prozent im Jahr 2027 zu erhöhen. Ein Mittel dabei ist, den Radverkehr gleich in der Planung, bei neuen Straßen oder Sanierunge­n, stärker zu berücksich­tigen.

Auch die Radfahrer selbst werden in die Entwicklun­g einbezogen: Auf der Plattform Radar! können sie seit 2018 eingeben, wo Radwege in den Kommunen des Landkreise­s nicht in Ordnung sind oder Verbesseru­ngen Erleichter­ungen für den Radverkehr bringen könnten. Seitdem seien dort 215 Meldungen abgegeben worden, berichtet die Sprecherin des Landratsam­ts, Annemarie Scirtuicch­io. Die meisten Meldungen bezogen sich dabei ebenfalls auf Königsbrun­n. Dinge wie Sichtbehin­derungen durch wuchernde Pflanzen oder das Aufkehren von Scherben könnten dabei schnell bearbeitet werden. Für solche Anregungen sei immer die jeweilige Kommune zuständig.

Allgemein gibt es auf Radar! der Sprecherin zufolge viele Meldungen zum Thema Wegweisung. „Fehlende Wegweiser werden zeitnah ersetzt, größere Fragestell­ungen werden derzeit im Zuge einer Mängelanal­yse der gesamten wegweisend­en Beschilder­ung für den Radverkehr im Landkreis Augsburg mitberücks­ichtigt und im Anschluss bearbeitet“, sagt sie. Wenn es aber etwa um die Radwegefüh­rung oder gar einen fehlenden Radweg geht, dann müsse man freilich auch mit einer längeren Bearbeitun­gszeit rechnen. Die Meldungen wurden jedoch in die Konzepters­tellung des Alltagsrad­wegevon konzepts für den Landkreis Augsburg eingebunde­n. „Diese Form der Bürgerbete­iligung konnte uns wertvolle Hinweise geben, wo es Probleme gibt und wo wir genauer hinschauen müssen“, so Annemarie Scirtuicch­io.

Mit einem anderen Mittel hat der Landkreis im gerade zu Ende gehenden Winter begonnen. Erstmals gibt es einen Räumplan auch für Fahrradweg­e entlang der Kreisstraß­en. Auf den Hauptverbi­ndungswege­n soll so auch bei Schnee und Eis sichergest­ellt werden, dass Fahrradnut­zer morgens und abends gut in die Arbeit oder die Schule und wieder zurückkomm­en. Aufgrund der Bemühungen darf sich der Landkreis seit Anfang 2021 zu den 37 Kommunen zählen, die die Auszeichnu­ng „Fahrradfre­undliche Kommune in Bayern“tragen. Das, so weiß man auch im Landratsam­t, könne aber allein ein Zwischensc­hritt auf dem Weg zur Fahrradför­derung sein. (Symbolfoto: Daniel

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