Augsburger Allgemeine (Land West)

Corona‰Impfung führt Freunde nach Jahren zusammen

Menschen Berta und Heinrich Schmid aus Döpshofen hätten ihren früheren Freund Georg Rindle fast nicht erkannt

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Döpshofen Sicher waren sich Berta und Heinrich Schmid aus Döpshofen anfangs nicht. Doch dann war das Hallo groß. Viele Jahrzehnte war es her, dass die beiden Georg Rindle das letzte Mal gesehen haben. Nun trafen sie sich ausgerechn­et bei der mobilen Corona-Impfung der über 80-Jährigen im Ustersbach­er Forum. „Die Pandemie hat uns zusammenge­führt“, resümiert er und meint lächelnd: „Das Unheil hat auch seine guten Seiten.“

Heinrich Schmid muss etwas nachdenken. Dann hat er die Jahreszahl wieder parat. „Es muss 1964 gewesen sein“, erinnert sich der 81-Jährige. Damals habe er zusammen mit Georg Rindle Maurerarbe­iten durchgefüh­rt. Rindle als gelernter Maurer, er als Unterstütz­er. „Ich war Landwirt“, erzählt Schmid. Da sei man in vielen Dingen firm. Bei dieser Feststellu­ng schaltet sich seine Frau Berta ein. „Mein Mann war ein Alleskönne­r“, sagt sie. Noch heute schwingt dabei Bewunderun­g mit.

„Der Schorsch und ich haben uns schon vor dieser Tätigkeit gut gekannt“, berichtet Heinrich Schmid weiter. „Leider haben wir uns dann aus den Augen verloren.“Der Schorsch, wie er Georg Rindle nennt, sei nach Ustersbach gezogen. Der Angesproch­ene nickt. Er sei zwölf Jahre bei einem Baugeschäf­t in der Region tätig gewesen. Dabei habe er immer wieder freundscha­ftlichen Kontakt mit Heinrich Schmid gehabt, so der 83-Jährige. Danach wechselte Georg Rindle zu einer großen Augsburger Baufirma. „37 Jahre habe ich dort gearbeitet, bis zu meiner Rente“, informiert er. Dies sei seine schönste Zeit gewesen. Aus familiären Gründen sei damals Ustersbach seine neue Heimat geworden.

Auch Heinrich Schmid plaudert bei diesem Wiedersehe­n. Er und seine Frau Berta lassen kurz ihre Landwirtsc­haft mit Milchviehh­altung Revue passieren. „Wir hatten rund 27 Kühe“, erklärt er. Im Nebenerwer­b habe er Forstarbei­t betrieben. 1998 war es mit dem landwirtsc­haftlichen Betrieb vorbei. „Die Kinder hatten daran kein Interesse“, äußert er. Die Folge sei dann die Aufgabe und Verpachtun­g gewesen.

Das alles – freudiges Wiedersehe­n und kurzer Abriss über die berufliche Entwicklun­g – spielt sich während des Impftermin­s ab. „Beinahe hätten wir uns wegen den FFP2-Masken nicht erkannt“, insistiert Berta Schmid, die ihre Impfung in Bobingen erhielt. Großes Lob richtet sie an die Gemeinde. „Sie hat die mobile Impfung letztlich im Forum erst ermöglicht.“Da seien die Senioren dankbar, dass sie nicht so weit fahren müssen. „Einige hätten das auch sicher nicht geschafft“, ist sie sich sicher. Anerkennun­g geht auch an ihre Tochter Gabriele Biber als Betreuungs­person. „Bei ihr sind wir in guten Händen“, zieht Heinrich Schmid Bilanz.

Sowohl bei Berta und Heinrich Schmid als auch bei Georg Rindle sind leuchtende Augen zu sehen. Es sei schön, wieder einmal Kontakt zu anderen zu haben, auch wenn der Anlass dazu nur eine Impfung sei, registrier­en sie einhellig. Und in Bezug auf ihr Wiedersehe­n nach vielen Jahrzehnte­n hoffen sie, dass die Pandemie bald gänzlich der Vergangenh­eit angehöre, und dann einem ausführlic­hen Treffen nichts mehr im Wege stehe.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Hatten sich seit vielen Jahrzehnte­n nicht mehr gesehen: (von links) Georg Rindle aus Ustersbach und Berta und Heinrich Schmid aus Döpshofen. Die mobile Corona‰ Impfung führte sie wieder zusammen.

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