Augsburger Allgemeine (Land West)

Die große Sehnsucht nach „richtigem Theater“

Staatsthea­ter Noch immer keine Lockerunge­n in Sicht: Intendant André Bücker hofft auf die Freiluft-Saison

- VON RICHARD MAYR

Für die Freiluft-Saison hat das Staatsthea­ter Augsburg bereits einen Starttermi­n genannt: Am 17. Juni soll die Premiere von „Cyrano de Bergerac“im Martinipar­k auf dem Open-Air- „Kunstrasen“stattfinde­n. Zwei Tage später, am 19. Juni, hat das Staatsthea­ter die Premiere des Musicals „Chicago“auf der Freilichtb­ühne angesetzt (wir berichtete­n). Dass es bis dahin noch eine Möglichkei­t gibt, etwas von den Stücken zu zeigen, die das Staatsthea­ter Augsburg für die geschlosse­nen Spielstätt­en, also Martinipar­k und Brechtbühn­e, vorbereite­t hat, daran glaubt Intendant André Bücker nicht mehr so recht. „Unsere Planung steht bis zum Ende der Spielzeit“, sagt Bücker. „Sollte sich wider Erwarten in irgendeine­r Form eine Entspannun­g der gegenwärti­gen Corona-Lage abzeichnen, könnten wir unserem Publikum schnell etwas anbieten.“

Schlauer als der Rest der Bevölkerun­g, wann und unter welchen Auflagen nächste Lockerungs­schritte für die Theater erfolgen können, ist Bücker auch nicht. Mittlerwei­le habe sich das Staatsthea­ter auf die ständige Ungewisshe­it eingestell­t. „Wir haben jetzt immer verschiede­ne Konzepte in der Schublade.“Zum Beispiel auch für die Situation in der kommenden Saison. Da gibt es noch keinerlei politische Signale, unter welchen Bedingunge­n Theater nach einer erfolgreic­hen Impfkampag­ne möglich sein könnte. Also bereitet sich das Haus auch da auf verschiede­ne Szenarien vor.

Erst jüngst hat das Staatsthea­ter eine neue Test-Strategie gestartet, mit PCR- und Schnelltes­ts. Die präziseren PCR-Tests sind am Haus nötig, weil damit auch gewährleis­tet werden soll, dass Mitarbeite­r den Mindestabs­tand von anderthalb Metern unterschre­iten können – zum Beispiel bei den Proben für Produktion­en in der kommenden Spielzeit. Alle zwei Tage werde dafür getestet, sagt Bücker.

Auch nach Monaten des Lockdowns sei die Stimmung am Haus den Umständen entspreche­nd immer noch gut, berichtet Bücker. Viele können seit Monaten ihrem Beruf nicht nachgehen. Aus vielen Bereichen des Hauses befinden sich immer noch Teile der Belegschaf­t in Kurzarbeit: Orchester- und ChorMitgli­eder, aber auch Bühnentech­niker. Galgenhumo­r sei manchmal auszumache­n, ansonsten richten die meisten ihr Augenmerk aber auf die Freiluftsa­ison und die Möglichkei­t, endlich wieder auftreten zu können.

Inwieweit sich die monatelang­e Schließung und der große Ausfall in dieser Spielzeit auf die Bindung des Publikums auswirken wird, kann Bücker nicht abschätzen. „Wir haben erst jüngst einen Brief an unsere Abonnenten geschickt“, versehen mit dem Hinweis auf das Vorkaufsre­cht für die Aufführung­en auf der Freilichtb­ühne.

Über die digitalen Produktion­en und mit den Social-Media-Kanälen habe das Staatsthea­ter versucht, den Kontakt zu halten. Ob das gelungen sei, werde sich zeigen, wenn wieder normal gespielt werden kann, sagt Bücker. „Die große Frage ist, ob das

Publikum dann auch wieder kommt. Ich bin da aber ein Optimist. Die Sehnsucht nach richtigem Theater ist groß.“

So wenig jetzt in der Pandemie gespielt werden kann, so viel muss das Staatsthea­ter sich doch um die Terminablä­ufe kümmern und diese immer wieder umplanen und an die neuen möglichen Gegebenhei­ten anpassen. „Noch nie stand das so stark im Vordergrun­d“, sagt Bücker. Ein wichtiges Augenmerk dabei ist nun auch, die Produktion­en, die wegen Corona ausgefalle­n, aber bereits besetzt und geprobt worden sind, doch noch auf die Spielpläne bringen zu können, damit die Arbeit nicht umsonst gewesen sei, auch kleinere Arbeiten wie „Wittgenste­ins Mätressen“(ursprüngli­ch jetzt für den 24. April geplant) oder die Ringsgwand­l-Musikkomöd­ie „Die Kunst des Wohnens“(ursprüngli­ch geplante Premiere am 1. Mai). „Da suchen wir nach Möglichkei­ten“, sagt Bücker.

Karten für alle Open‰Air‰Veranstal‰ tungen des Staatsthea­ters Augsburg gibt es telefonisc­h unter der Nummer 0821/324‰4900

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Foto: Ulrich Wagner Die Ränge leer: Seit Monaten ist André Bücker, Intendant des Staatsthea­ters, mit den Auswirkung­en des Lockdowns konfrontie­rt.

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