Augsburger Allgemeine (Land West)
Khedira wechselt Leibchen
Bundesliga FC Augsburg bestätigt Abschied des Profis zum Saisonende. Hoffnungen ruhen nun auf Strobl und möglichen Neuzugängen
Heiko Herrlich betont wiederholt, dass er gerade von Tobias Strobls offensiven Qualitäten überzeugt sei. Dass ihm dessen Spielverlagerungen gefallen, um Abwehrreihen in Bewegung und im Idealfall auseinanderzubringen. Strobl ist momentan einer von drei defensiven Mittelfeldspielern des FC Augsburg, aus denen der Trainer zwei für seine Startelf auswählt. Zuletzt hatte er dabei nicht auf Strobl gebaut.
Gegen Hoffenheim konnte er das nachvollziehbar erklären. Durch die defensiven Qualitäten von Carlos Gruezo und Rani Khedira wollte er das Zentrum stärken, jenen Raum also, den Hoffenheim so gerne bespielt. Schalke 04 aber ist nicht dafür bekannt, offensiv zu brillieren. Nicht im Zentrum, eigentlich nirgendwo. Also verwunderte es schon, dass Herrlich auch beim Schlusslicht auf Strobl verzichtete. Zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte der FCA-Trainer das. Er nahm Khedira vom Feld, Strobl durfte sich mal wieder zeigen.
Der FCA hatte ungewohnt viel Ballbesitz. Da sah Herrlich die Notwendigkeit, einen offensiv denkenden Spieler zu bringen. Khedira hat seine Stärken eher in der Defensive, nach vorne fehlen ihm oft die Ideen. Zudem wird Khedira den FCA am Saisonende verlassen. Am Dienstag bestätigte der Bundesligist, dass er die Zusammenarbeit mit dem 27-Jährigen im Sommer beenden werde. In einer Mitteilung dankt FCA-Sportchef Stefan Reuter dem Spieler für seine Verdienste und erklärt den Abschied. „In den Gesprächen über die letzten Monate sind wir beiderseits zu dem Entschluss gekommen, dass es an der Zeit ist, einen neuen Weg zu gehen.“
Khedira wollte sich trotz mehrmaliger Anfragen in den vergangenen Wochen nicht gegenüber unserer Redaktion äußern. In der Mitteilung des Vereins spricht er von einer „unheimlich schönen und erfolgreichen Zeit beim FCA“. Die vier Jahre werde er immer in guter Erinnerung behalten. „Doch ich habe festgestellt, dass für mich jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ein neues Kapitel in meiner sportlichen Laufbahn aufzuschlagen.“
Khedira wechselte 2017 von RB Leipzig mit der Absicht nach Augsburg, sich in der Bundesliga als Stammkraft zu etablieren. Dies ist dem 27-Jährigen zweifelsohne gelungen. In 124 Spielen stand Khedira bislang für den FCA auf dem Platz, gegen Arminia Bielefeld könnte das nächste folgen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Khedira wird künftig nicht mehr mit, sondern gegen den FCA spielen. Union Berlin soll sich bereits mit dem Spieler über einen Wechsel einig sein, eine offizielle Bestätigung steht noch aus.
Strobl hingegen besitzt einen Vertrag bis Juni 2023. Er soll also die Zukunft beim FCA verkörpern. Wobei klar ist: Gerade im Zentrum wird der FCA Verstärkung brauchen. Schon alleine, weil nach Khediras Abgang eine Position im Kader offen sein wird. Nach dem 0:1 auf Schalke wollte Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter darüber noch nicht reden. „Unmittelbar nach dem Spiel ist es nicht die Zeit, über die Kaderplanung oder eine Eventualität für die nächste Saison zu sprechen.“
Herrlich bewertete Strobls Auftritt in der zweiten Halbzeit auf Schalke positiv. „Wir hatten noch mehr Druck in Richtung Strafraum und sind auch häufiger ins letzte Drittel gekommen“, sagte der FCATrainer.
In der Schlussphase stellte er zudem auf eine Dreierkette in der Abwehr um, in der Strobl aushalf, während Jeffrey Gouweleeuw mehr in die Offensive ging. Zudem brachte er mit Michael Gregoritsch und Florian Niederlechner neue Offensivkräfte. Alles ohne Erfolg. „Es ist schade, dass wir nicht an die Leistungen von zuletzt anknüpfen konnten“, sagte Strobl.
Nach dem frühen Rückstand durch den Fehler von Torwart Rafal Gikiewicz blieb genügend Zeit, das Spiel zu drehen. Das aber gelang wegen offensiver Mängel nicht. „Wir müssen von der ersten Minute an hellwach sein“, forderte Strobl. Und: „Wir müssen weiter an uns glauben.“