Augsburger Allgemeine (Land West)

Opposition zweifelt am Corona‰Management

Politik Angesichts steigender Infektions­zahlen wirft die Sozialfrak­tion im Stadtrat der Stadtregie­rung vor, dass die Corona-Kontaktnac­hverfolgun­g nicht gut laufe. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) widerspric­ht

- VON JÖRG HEINZLE

Funktionie­rt die Kontaktnac­hverfolgun­g bei Corona-Infizierte­n derzeit wirklich so gut, wie es die Augsburger Stadtregie­rung darstellt? Die Sozialfrak­tion aus SPD und Linksparte­i im Augsburger Stadtrat meldet daran jetzt starke Zweifel an – und übt Kritik an der Organisati­on im Gesundheit­samt. Es scheine „eher holprig“zu laufen, so die Fraktion in einer Mitteilung. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) will das nicht auf sich sitzen lassen und sagt, die Darstellun­g der Sozialfrak­tion sei nicht richtig.

Nach Angaben der Sozialfrak­tion meldeten sich derzeit vermehrt Bürger, die einen direkten Kontakt zu einem Corona-Infizierte­n gehabt und dennoch mehrere Tage auf einen Anruf aus dem Gesundheit­samt gewartet hätten. Der Fraktionsc­hef Florian Freund (SPD) sagt: „Wir erwarten, dass das Gesundheit­samt endlich so ausgestatt­et wird, dass die Nachverfol­gung und Kontaktauf­nahme zu Quarantäne-Pflichtige­n binnen 24 Stunden funktionie­rt.“In den letzten Wochen habe es hier nach den Rückmeldun­gen aus der Bürgerscha­ft einen Zeitverzug von mehr als einer Woche gegeben. Das sei „verheerend“. Es erkläre möglicherw­eise auch, warum Städte wie München, wo die Menschen viel enger wohnten, bessere Inzidenzwe­rte hätten.

SPD-Stadträtin Anna Rasehorn sagt, Augsburgs Krisenmana­gement basiere eher auf „Hoffen und Bangen“als auf Handeln. Wobei das keine Kritik an den Mitarbeite­rn sei, die großen Einsatz zeigten. Oberbürger­meisterin Eva Weber entgegnet, die Kritik der Sozialfrak­tion treffe so nicht zu. Die Kontaktnac­hverfolgun­g binnen 24 Stunden haben zuletzt auch trotz steigender Zahlen gut funktionie­rt. Sie werde jeden Morgen über den Stand der Dinge informiert, so Weber. Lediglich an den Wochenende­n, an denen das Amt personell nicht so stark besetzt sei wie unter der Woche, könne es teils Verzögerun­gen geben. Diese seien aber in Regel bis zum Montag aufgearbei­tet. Dass es mit der Informatio­n von Betroffene­n manchmal dauere, liege oft daran, dass Infizierte nur zögerlich ihre Kontakte benennen – oder auch nicht alle. Zudem passiere es immer wieder, dass Personen nur schwer erreichbar seien.

Der stellvertr­etende Chef der Sozialfrak­tion, Frederik Hintermayr (Linke), hatte zuvor die Oberbürger­meisterin in die Pflicht genommen. Er sagte, es müsse der Anspruch sein, genug Personal für die Nachverfol­gung zu haben. „Verantwort­lich hierfür ist unsere Oberbürger­meisterin, welche die Pandemiebe­kämpfung letztes Jahr öffentlich­keitswirks­am zur Chefsache gemacht hat“, so Hintermayr. „Nun muss sie auch endlich liefern, um gegen die steigenden Zahlen vorzugehen.“Weber entgegnet, das Personal sei bereits massiv aufaller gestockt worden, zudem komme nun eine weitere Reserve von 100 Mitarbeite­rn aus anderen Bereichen der Stadt hinzu.

An diesem Mittwoch will Ordnungsun­d Personalre­ferent Frank Pintsch (CSU) im zuständige­n Ausschuss des Stadtrats über die Personalla­ge im Gesundheit­samt berichten. Gut möglich, dass es dann noch einmal einen Schlagabta­usch mit der Opposition gibt.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Angehörige der Bundeswehr und anderer Organisati­onen unterstütz­en Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes in der Pandemiebe­kämpfung, etwa bei der telefonisc­hen Kontakt‰ nachverfol­gung. Dennoch wirft die Opposition der Stadtregie­rung vor, dass die Nachverfol­gung zu lange dauere.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Angehörige der Bundeswehr und anderer Organisati­onen unterstütz­en Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes in der Pandemiebe­kämpfung, etwa bei der telefonisc­hen Kontakt‰ nachverfol­gung. Dennoch wirft die Opposition der Stadtregie­rung vor, dass die Nachverfol­gung zu lange dauere.

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