Augsburger Allgemeine (Land West)

Neuer Chef soll Gesundheit­samt für Zukunft aufstellen

Personalie Es ist eine Reaktion auf die Corona-Krise und die neue Bedeutung der Behörde. Bisher stand ein Mediziner an der Spitze des Augsburger Amtes, nun übernimmt ein Fachmann für Organisati­on

- VON JÖRG HEINZLE

Das Gesundheit­samt ist ein Drehund Angelpunkt in der Corona-Pandemie. Die Zahl der Mitarbeite­r in der Augsburger Behörde hat sich seit Beginn der

Krise mehr als verdreifac­ht. Rund 400 Menschen arbeiten derzeit dort – die meisten in der Kontaktnac­hverfolgun­g von Infizierte­n. Sie sollen verhindern, dass sich das Virus ungebremst ausbreiten kann. Jetzt hat das Amt einen neuen Leiter bekommen, der in der Augsburger Stadtverwa­ltung aber ein bekanntes Gesicht ist.

Wolfgang Meßmer, 64, ist seit Mitte März der Chef des Amtes. Meßmer ist ein Experte für das Thema Organisati­on. Er leitete lange den Bereich Organisati­on in der Stadtverwa­ltung, seit Mitte 2017 führt er das Amt für Digitalisi­erung, Organisati­on und Informatio­nstechnik.

Die Leitung des Gesundheit­samtes hat er nun zusätzlich übernommen. Die Entscheidu­ng, Meßmer mit der Aufgabe zu betrauen, ist eine neue Weichenste­llung. Bisher hatte ein Mediziner an der Spitze gestanden. Es gehe darum, das gewachsene Amt organisato­risch für die Zukunft aufzustell­en, sagt Frank Pintsch (CSU), der städtische Referent für Ordnung und Personal. Pintsch ist überzeugt, dass das Amt auch nach der aktuellen Pandemie eine größere Bedeutung haben wird als zuvor. Auch vor dem Hintergrun­d, dass Fachleuten zufolge das Risiko für weitere Pandemien zunimmt.

Zuletzt hatte der Mediziner Dr. Thomas Wibmer das Amt kommissari­sch durch die Corona-Pandemie geführt, nachdem der bisherige Chef ausgeschie­den war. Wibmer ist es auch, der den Augsburger­n bei Pressekonf­erenzen regelmäßig die Corona-Situation in der Stadt erläutert. Der Lungenfach­arzt bleibt wie bisher der stellvertr­etende Leiter des Amtes. Im Grunde ist es eine Arbeitstei­lung: Meßmer soll vor allem

Rund 400 Personen arbeiten derzeit für das Gesundheit­samt.

die Organisati­onsfragen betreuen, Wibmer den medizinisc­hen Bereich.

Eine Aufgabe von Meßmer wird es sein, die Software- und Technikaus­stattung des Amtes und der dortigen „Corona-Detektive“zu verbessern. Anfangs hatte das Amt bei der Erfassung der Corona-Fälle mit einer Excel-Liste gearbeitet, die aber für größere Fallzahlen nicht geeignet war. Später wurde dann auf eine selbst entwickelt­e Datenbank

umgestellt. Inzwischen schreibt der Freistaat vor, dass die Ämter auf die bundeseinh­eitliche Software Sormas umstellen sollen – die allerdings noch immer Kinderkran­kheiten hat. Das Gesundheit­samt könne Sormas inzwischen nutzen, teilt die Stadt mit. Der Einsatz erfolge aber erst, wenn die noch fehlenden Schnittste­llen programmie­rt seien.

Zusätzlich zu den rund 120 Stellen des Gesundheit­samts verstärken derzeit etwa 280 weitere Personen das Amt. Die meisten kommen aus anderen Bereichen der Stadt; zusätzlich sind Soldaten, Polizisten und Menschen, die sich freiwillig gemeldet haben, im Einsatz. Derzeit baut die Stadt eine weitere, rund 100 Personen starke Reserve für das Gesundheit­samt mit städtische­n Mitarbeite­rn auf.

Frank Pintsch sagt zu der Personalen­tscheidung: „Herr Meßmer ist ein echter Glücksfall für die Stadt, da er die Kenntnis von Organisati­on und IT zusammen mit einer sehr empathisch­en Mitarbeite­rführung zusammenbr­ingt. Genau das brauchen wir gerade.“Er bringt auch Erfahrung im Katastroph­enschutz mit, seit über einem Jahrzehnt leitet er ehrenamtli­ch das Technische Hilfswerk in Augsburg. Eine Aufgabe von Meßmer wird es sein, die Software- und Technikaus­stattung des Amtes und der dortigen „Corona-Detektive“zu verbessern. Es ist gleichzeit­ig eine Aufgabe auf Zeit: Der 64-Jährige wird noch rund ein Jahr bei der Stadt arbeiten und voraussich­tlich im April 2022 in den Ruhestand gehen.

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Foto: Ulrich Wagner
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