Augsburger Allgemeine (Land West)
Selbsttests sorgen weiter für Ärger – aber für neuen
Pandemie Aus den Schulen gibt es positive Rückmeldungen. Aber Grundschüler, die einen Hort in der Kita besuchen, wurden offenbar vergessen. Für sie gelten ab kommender Woche neue Regeln
Die Selbsttests an Schulen hatten für viel Wirbel gesorgt. Vor allem Eltern von Grundschulkindern hatten Bedenken, ob ihre Kinder für den eigenständigen Test nicht zu klein sind. Während sich an den Augsburger Schulen in der Praxis der Corona-Test nun als durchaus machbar herausstellt, sich die Wogen glätten, sorgt der Test nun an anderer Stelle für Ärger.
Maria Marberger leitet Augsburgs größte Kindertagesstätte St. Elisabeth in Lechhausen und war am Montag richtig sauer. Viel Wind sei um die Selbsttests an Schulen gemacht worden. Während in Augsburger Grundschulen aufgrund des Inzidenzwertes Viertklässler nur den Präsenzunterricht wahrnehmen können, wenn sie ein schriftliches oder elektronisches negatives Ergebnis eines PCR- oder POC-Antigentests vorweisen können, haben Grundschüler den Hort ihrer Einrichtung besucht. Die Kinder wurden aber nicht getestet. „Das hat einfach niemand bedacht. Natürlich besuchen auch Schulkinder der ersten, zweiten und dritten Klasse unseren Hort, die derzeit nicht an den Schulen getestet werden, weil sie Distanzunterricht haben“, macht sie sich empört Luft. Gerade nach den Ferien sei dieser Test aber immens wichtig gewesen. „Gerade jetzt, wo die Zahlen so nach oben gehen“, kann es Maria Marberger nicht fassen. Nachdem für Kitas nicht das Kultus- sondern das Sozialministerium zuständig sei, habe man die Schüler in den Horts offensichtlich vergessen, mutmaßt sie und setzte sich am Montag ans Telefon, um diesen Fall zu klären. Nicht ohne Erfolg.
Noch am Abend kam ein Newsletter aus dem Sozialministerium. Darin wurde bekannt gegeben, dass Schulkinder nur dann in Kindertageseinrichtungen (Horte, Häuser für Kinder oder altersgeöffnete Kindertageseinrichtungen) sowie in der Tagespflege betreut werden sollen, wenn für sie ein negativer Test vorliegt. In dieser Woche gelte diese Vorgabe als Soll-Regelung. „Ab nächster Woche wird es eine Testpflicht geben“, sagt ein Sprecher des Sozialministeriums auf Anfrage. In der Mehrzahl der Fälle könne ein Schulkind in der Kindertageseinrichtung ohne zusätzlichen Nachweis oder Selbsttest betreut werden, weil dies meist in der Schule erfolgt sei. „Natürlich müssen nun erst einmal die Tests organisiert und verteilt werden. Das geht nicht so schnell. Dabei hätte man das alles in den Ferien machen können“, betont Maria Marberger.
Während die Aufregung in den Augsburger Kitas deshalb groß ist, hat sie sich an den Schulen fast schon wieder gelegt. Sarah Lettieri, Vorsitzende des Gesamtelternbeirates der Augsburger Grundschulen, hat bislang überwiegend positive Rückmeldungen erhalten. „Die Kinder haben super bei den Selbsttests mitgemacht und die Lehrer haben sich sehr viel Mühe gegeben“, hat sie von etlichen Eltern erfahren. Nachdem sich der Selbsttests noch nicht eingespielt habe, hätte er vielerorts länger als die angedachten 15 Minuten gedauert. „Aber das wird sich sicher noch ändern“, sagt sie. Sie wisse von Eltern, die aufgrund des Selbsttests ihre Kinder nicht in den Präsenzunterricht geschickt hätten. Diese erhielten nun Distanzunterricht. „Die Lage hat sich etwas beruhigt. Natürlich gibt es auch Eltern, die komplett gegen die Tests an Schulen sind“, weiß sie.
Das Video der Puppenkiste, in dem der Kasper das Coronavirus auf den Mond schießt, zudem aber erklärt, wie der Selbsttest funktioniert, habe dazu beigetragen, dass sich zumindest ihre Stimmung gebessert habe. In sozialen Netzwerken stieß das Video teils zwar auf Kritik. Die Puppenkiste hätte gut daran getan, nicht zu behaupten, ein Virus lasse sich einfach auf den Mond schießen und wäre dann weg, kritisierten einige. Andere ärgern sich, dass das Video Kinder instrumentalisiere, indem es für die Selbsttests werbe. Doch es gab auch viel Lob, so wie eben von Lettieri: „Ich weiß, dass das Video umstritten ist. Aber mir und meiner Tochter, die die erste Klasse besucht, hat es sehr gut gefallen. Meine Tochter fand das cool.“
Am Jakob-Fugger-Gymnasium hat sich die Schulfamilie schon länger mit den Selbsttests auseinandergesetzt. Vor den Ferien habe eine Ärztin die Lehrkräfte geschult, berichtet Schulleiterin Angelika Felber. „Vereinzelt habe ich Telefongespräche mit Eltern geführt und Vorbehalte aus dem Weg geräumt.“Die Sportlehrer würden derzeit als „Test-Team“fungieren und die Lehrkräfte unterstützen, bis sich alles eingespielt habe. Momentan befänden sich ohnehin nur die Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe im Präsenzunterricht. „Die Tests wurden von Schülern und Lehrern sowie unserem Elternbeirat positiv aufgenommen. Schließlich ist es ein Beitrag zu mehr Sicherheit“, sagt Felber. Ihre Lehrkräfte und sie haben nun aber auch ein Auge darauf, dass sich die Schüler nach ihrem negativen Testergebnis nicht zu sehr in Sicherheit wiegen.