Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Händler können einem nur noch leidtun
Dass besondere Situationen besondere Herangehensweisen fordern, ist nachvollziehbar. Ebenso, dass man in einer Pandemie mit Einschränkungen zurechtkommen muss - auch was den Einkaufsbummel durch die Stadt angeht. Wer sich aber zum Ziel gesetzt hat, in der Corona-Krise als Kunde den Einzelhandel vor Ort weiter zu unterstützen, der wird auf eine sehr harte Probe gestellt.
Allein die Tatsache, sich zu merken, wann welche Regeln gelten und für wie lange, ist eine Herausforderung, ein Umtausch beim Modell Click & Collect ein zusätzlicher Aufwand. Dass man nun in manchen Phasen auch noch einen negativen Test benötigt, um Shoppen gehen zu können, setzt dem Ganzen die Krone auf. Aus Sicht des Infektionsschutzes mag das eine gute und richtige Lösung sein. Für die meisten Kunden ist aber spätestens hier der Zeitpunkt erreicht, an dem kapituliert wird. Das Einkaufen vor Ort wird unterlassen, man beschränkt sich auf Click & Collect, weicht auf Nachbarorte aus, so lange dort ein nahezu uneingeschränktes Einkaufen möglich ist, oder bestellt doch im Netz. Die Händler vor Ort bekommen das deutlich zu spüren.
Click & Meet wurde an sich schon von vielen als alles andere als ein Erfolgsmodell beschrieben. Mit der aufgesattelten Testpflicht bei einer Inzidenz zwischen 100 und 200 ist dieser Vertriebsweg nahezu tot. Während der Kunde noch auf das Angebot im Internet oder gut sortierte Super- oder Drogeriemärkte ausweichen kann, haben die Händler weniger Möglichkeiten. Viele können nicht mit Amazon und Co. konkurrieren oder bauen ihren Webshop gerade erst professionell auf. Dazu das ständige Hin und Her bei den Regeln und Vorschriften, manch uneinsichtiger Kunde, der an der Türe abgewiesen werden muss, oder ebenso schlimm: tagelang keine Kunden. Die Händler können einem nur noch leidtun.