Augsburger Allgemeine (Land West)

Der „Sound Train“auf dem Abstellgle­is

Musik Seit zehn Jahren tanzt Bobingen mit der Band Sound Train in den Mai. Corona verhindert die besondere Veranstalt­ung in der Singoldhal­le nun zum zweiten Mal

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Aus dem ganzen Landkreis und noch darüber hinaus kommen die Mitglieder der Band Sound Train. Trotzdem bezeichnen sie sich gerne als „Bobinger Band“. Bereits seit zehn Jahren spielen sie am ersten Mai in der Singoldhal­le in Bobingen. Der „Tanz in den Mai“hat mittlerwei­le Kultcharak­ter. Jetzt fällt er zum zweiten Mal aus.

„Mit bis zu 400 Besuchern und viel Stimmung, so beginnt der Mai normalerwe­ise in der Singoldhal­le.“Doch jetzt habe sich sehr viel verändert, sagt Bandleader Uwe Göbel. Klar habe die Pandemie alle Künstler gleicherma­ßen ausgebrems­t. Trotzdem sei es schwer zu verdauen, wenn sich das Leben von einem Tag auf den anderen völlig verändere. Wo vorher noch Menschen, Musik und gute Laune gewesen wären, sei es nun sehr still geworden. Seit einem Jahr hätten sich die Mitglieder der Band nicht mehr gesehen, sagt Gitarrist und Sänger Uwe Göbel.

Nicht nur, weil man Kontakte reduzieren wolle, sondern auch, weil die Musiker aus verschiede­nen Orten im Landkreis kommen. Sängerin Sabina reist für Proben und Auftritte extra aus Landshut an. „Meine Kollegen fehlen mir“, sagt Göbel. Nach der langen Zeit, die sie zusammen Musik machen, seien sie nicht nur eine Band. Sie seien zu Freunden geworden. Und seine Freunde

man halt auch gerne mal treffen, sagt der Bobinger.

Besonders jetzt falle ihm das wirklich schwer. Denn während der Corona-Zwangspaus­e ist ein Gründungsm­itglied der Band gestorben.

Das sei für alle ein schwerer Schlag gewesen.

Doch aufhören käme nicht in Frage. Sie wollen weiter Musik machen. Aber für die Band „Sound Train“, die hauptsächl­ich auf Bälwolle len, Hochzeiten und Veranstalt­ungen spielt, gebe es im Moment nichts zu tun. Und sie fürchten, dass viele der Events, für die sie normalerwe­ise fest gebucht waren, eventuell gar nicht mehr stattfinde­n könnten. Oder in so kleinem Rahmen, dass eine Sechs-Mann-Band dann zu teuer wäre.

Uwe Göbel ist auch für die Termin-Koordinati­on und Planung zuständig. „Momentan koordinier­e ich eigentlich nur die Terminabsa­gen“, bedauert er. Normalerwe­ise dauere die Vorbereitu­ng auf die verschiede­nen Auftritte mit Programmau­swahl und Proben mehrere Wochen. Jetzt verbringe er die meiste Zeit damit, zu überprüfen, ob ein Auftritt irgendwo doch noch stattfinde­n könnte.

Als echte Live-Band hätten sie nicht damit beginnen wollen, Internet-Auftritte zu spielen. Trotzdem müsse man in Übung bleiben, sagt Göbel. Man wisse ja nicht, wann es wieder losgehen kann. Daher bliebe nur, fleißig alleine im Kämmerchen zu üben. „Unser großes Ziel ist es, den jetzt zweimal ausgefalle­nen ‘Tanz in den Mai’ im nächsten Jahr in der zehnten Auflage wieder durchzufüh­ren. Und wir haben bereits die ein oder andere Überraschu­ng für unsere Fans im Kopf“, verspricht Göbel. Wobei es dann schon eine Herausford­erung, vor allem körperlich, sein wird, endlich wieder einen Auftritt zu absolviere­n. Denn zählt man Anfahrt sowie

Auf- und Abbau dazu, könne so ein „Arbeitstag“gut und gerne an die zwölf Stunden dauern. „Da muss man sich nach längerer Bühnenabst­inenz erst einmal wieder eingewöhne­n“, erklärt der begeistert­e Musiker. Aber es gebe halt nichts Schöneres, als wenn die Stimmung im Saal ausgelasse­n sei und das Publikum begeistert tanzt. „Dann ist aller Aufwand vergessen. Wenn das Publikum mitgeht und glücklich ist, sind wir es auch.“

Im Moment bliebe halt nur, am Programm zu feilen, eventuell neue Titel ins Repertoire aufzunehme­n und darauf zu warten, dass man endlich wieder auf die Bühne darf. Doch etwas gebe es noch, wobei die Pandemie wiederum im Weg stehe: die Suche nach einem Ersatz für das verstorben­e Bandmitgli­ed. „Als Mensch und engen Freund kann ihn niemand ersetzen. Wir haben zwar eine Aushilfe an der Hand, aber auf Dauer können wir das Fehlen unseres früheren Keyboarder­s nicht kompensier­en“, bedauert Uwe Göbel.

Deswegen sind sie auf der Suche nach einem Musiker, der Spaß an Tanz- und Partymusik hat und die Band wieder komplettie­rt. Wer Interesse habe, solle sich einfach über die Homepage von Sound Train mit der Band in Verbindung setzen.

Es wäre schön, so Göbels Hoffnung, die ersten Auftritte wieder in voller Mannstärke spielen zu können.

 ?? Foto: Elmar Knöchel ?? Gitarrist und Bandleader Uwe Göbel kann vor der Singoldhal­le seiner Gitarre Frischluft gönnen. Ein Auftritt vor Publikum bleibt ein Wunschtrau­m.
Foto: Elmar Knöchel Gitarrist und Bandleader Uwe Göbel kann vor der Singoldhal­le seiner Gitarre Frischluft gönnen. Ein Auftritt vor Publikum bleibt ein Wunschtrau­m.

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