Augsburger Allgemeine (Land West)
Dinkelscherben will fahrradfreundlicher werden
Verkehr Weniger Autos, mehr Fahrräder – das ist das Ziel. Wie es erreicht werden soll, wurde nun im Rat vorgestellt. Geplant ist eine Route parallel zu den verkehrsreichen Hauptstraßen
Dinkelscherben Franz Maurer-Graß hat ein klares Ziel: „Eine Mutter und zwei Kinder müssen sicher auf dem Rad durch den Ort fahren können“, sagt er. Aktuell sieht er Gefahrenpotenzial. Deshalb hat der Fahrradbeauftragte der Gemeinde ein Konzept erstellt, das er dem Marktrat nun vorstellte.
Rund um Dinkelscherben gibt es bereits viele Radwege. Doch wer mit dem Rad durch den Ort fährt, der muss sich die Hauptstraßen mit einer Menge Autos und Lastwagen teilen. Das Problem: Besonders die Augsburger Straße und die Marktstraße durch den Ort sind relativ eng. Hier einen zusätzlichen Streifen für Radfahrer zu schaffen, sei deshalb keine Option. Stattdessen hat Maurer-Graß einen anderen Vorschlag. Er stellte eine Ost-WestRoute quer durch den Ort vor, auf der die Hauptstraßen gemieden werden.
Gemeinsam mit einem Radexperten des Fahrradclubs ADFC machte sich der Dinkelscherber Radbeauftragte auf die Suche nach dieser Route. Die Lösung: Radfahrer sollten entlang der Seitenstraßen, parallel zu Augsburger Straße und Marktstraße geleitet werden. Die favorisierte Streckenführung führt nördlich dieser beiden Hauptverkehrsadern über die Kohlstattstraße, Auer Kirchweg, Burggasse und Spitalgasse. Zwar müssen Radler dazu etwas bergauf fahren, doch in den Wohngebietsstraßen ist deutlich weniger Autoverkehr. Eine Kreuzung allerdings stößt Maurer-Graß ins Auge.
Der Radbeauftragte sieht in der
zwischen Burggasse, Spitalgasse und Auer Kirchweg beim Seniorenheim großes Gefahrenpotenzial. Dort liegen auch das Pfarrzentrum und der St.-Anna-Kindergarten. Seit Langem wird darüber diskutiert, wie der Verkehr in diesem Bereich beruhigt werden kann. Besonders der Abholverkehr beim Kindergarten führe zu teils chaotischen Situationen, so der Radbeauftragte. Einer seiner Vorschläge deshalb: das Einführen einer verkehrsberuhigten Zone vor dem St. Anna
Kindergarten. Außerdem könnten Kurzzeitparkplätze die Situation beruhigen. Auch über neue Vorfahrtsregeln an der Kreuzung sollte nachgedacht werden, meinte MaurerGraß. Er betonte immer wieder, dass diese Maßnahmen lediglich Vorschläge an den Gemeinderat sind. Klar sei aber, dass gehandelt werden müsse. „Radfahrer müssen sich die Straßen zurückerobern“, stellte der Radbeauftragte klar. „Bislang hat das Auto Vorfahrt.“
Die potenziell gefährliche KreuKreuzung zung in der Ortsmitte solle deshalb so geändert werden, dass der Verkehr in Ost-West-Richtung Vorrang hat. Momentan sei die Situation für Radfahrer sehr unübersichtlich, da Autos in der Burggasse leicht zu übersehen sind. Um die Gefahr zu reduzieren, müssten Autos zum Bremsen gezwungen werden. Zum Beispiel durch Stoppschilder an der Kreuzung oder eine neue Straßenführung. Denkbar wären zwei T-Kreuzungen, um Autofahrer zu stoppen und bessere Sicht für Radfahrer zu schaffen. Bürgermeister Edgar Kalb hielt die Idee einer Ost-West-Achse für Radfahrer durch den Ort für „sehr prägnant“. Der parallele Weg entlang der Hauptstraßen sei für Radfahrer kein nennenswerter Umweg. Grundsätzlich könne die Gemeinde die Vorschläge des Radbeauftragten umsetzen, da die Eingriffe Gemeindestraßen betreffen würden. Dazu müsste der Marktgemeinderat allerdings erst einen Beschluss fassen. Noch gibt es offenbar Diskussionsbedarf.
Marktrat Tobias Mayr (CSU) befürchtete, dass durch neue Vorfahrtsregeln die Situation an der Kreuzung noch komplizierter werden könnte.
Nicht vergessen dürfe man auch die vielen Radfahrer, die im Sommer in Richtung Freibad unterwegs sind. Sollte man Stoppschilder einführen, müssten sie am Berg halten und wieder anfahren. Stefan Hörtensteiner (Grüne) könnte sich auch vorstellen, Einbahnstraßen in dem Bereich einzuführen.
Willibald Gleich (CSU) hingegen stufte die aktuelle Situation an der Kreuzung als weniger gefährlich ein. Statt einer neuen Route nördlich der Hauptstraßen brachte er eine Streckenführung südlich davon ins Gespräch. Davon könnten auch Radfahrer, die zum Bahnhof wollen, profitieren. Bürgermeister Kalb schlug schließlich vor, in einer der nächsten Sitzungen über konkrete Maßnahmen abzustimmen. Sollte das Gremium sich für neue Vorfahrtsregeln aussprechen, könnten diese zunächst mit Schildern und Begrenzungen getestet werden, bevor baulich in die Straßenführung eingegriffen wird.