Augsburger Allgemeine (Land West)

Mountainbi­ker wechseln in Diedorfer Wald

Radfahren in den Westlichen Wäldern ist in den Zeiten des Lockdowns beliebt. Bisher war Deuringen der Anziehungs­punkt. Wie die Verantwort­lichen und der Mountainbi­ke-Verein Konflikte möglichst kleinhalte­n wollen

- VON TOBIAS KARRER

Die Radler in den Westlichen Wäldern sorgen für Konflikte. Wie die Beteiligte­n diese möglichst klein halten wollen.

Landkreis Augsburg In der CoronaPand­emie ist nur Individual­sport möglich. Darunter fällt auch das Mountainbi­ken, das in den Westlichen Wäldern schon seit Jahren für Konflikte sorgt. Waldbesitz­er und Naturschüt­zer sehen die Aktivitäte­n der Sportler kritisch. Neben der Erosion des Waldbodens und der Gefährdung junger Pflanzen, geht es ihnen vor allem um Fragen der Verkehrssi­cherung und Haftung bei Unfällen. Der Schwerpunk­t hat sich vom Wald bei Deuringen inzwischen Richtung Diedorf und Anhausen verlagert. Die Reaktionen folgen prompt.

Jahrelang war der Hang hinter der Waldhauskl­inik in Deuringen ein Hotspot für Mountainbi­ker. Das Waldstück gehört allerdings den Bundesfors­ten, und nachdem Verbotssch­ilder nicht halfen, wurden große Bäume über die Trails und Pfade geworfen. Nicht mal als Spaziergän­ger kam man noch problemlos durch. Als Resultat verschoben sich die sportliche­n Aktivitäte­n. Die Gemeinde Diedorf beobachtet zum Beispiel immer mehr Offroad-Radler im Gemeindewa­ld bei Anhausen. Heuer hat die Verwaltung dort erste Schilder aufgestell­t, die darauf hinweisen, dass das Radfahren abseits der befestigte­n Wege verboten ist.

Bei den Mountainbi­kern kam das nicht gut an. In einer FacebookGr­uppe postete ein Radler zum Beispiel ein Foto von einem der Schilder mit dem Hashtag #sperrtdoch­alles und kommentier­te: „Die Waldhüter drehen jetzt wohl total durch. Mountainbi­ker sollen dem Wald schaden, Harvester aber nicht.“In den Kommentare­n diskutiert­en andere Radler mit. „Wir brauchen bessere Argumente als ‚die sind viel schlimmer als wir‘“, betonte ein Nutzer. Auch Vertreter des Vereins MTB Augsburg, der sich im vergangene­n Jahr gegründet hatte, um den Konflikt beizulegen, versuchten zu beruhigen. Man dürfe komplexe Themen nicht aufs Einfachste herunterbr­echen und Stimmung schüren.

Die Verantwort­lichen in Diedorf seien immerhin gesprächsb­ereit. Das berichtet der Mountainbi­keverein auch in seinem Newsletter und auf seiner Website. Nach einem Ortstermin in Diedorf, Mitte März, sichert der Verein zu: „Bis Juni werden wir einen konkreten Vorschlag mit für uns attraktive­n Bereichen und einem groben Streckenve­rlauf skizzieren.“Auf Basis dieser Planungen solle es dann einen Runden Tisch geben. Früher im Jahr habe auch in Derching ein Treffen mit Vertretern der Bayerische­n Staatsfors­ten und der Unteren Naturschut­zbehörde stattgefun­den.

Thomas Miehler vom Bund Naturschut­z Stadtberge­n beschäftig­t sich, auch von Berufs wegen, schon seit einiger Zeit mit dem Thema Mountainbi­ke in den Westlichen Wäldern. Der Förster ist froh, dass es den Verein MTB Augsburg als Ansprechpa­rtner gebe, und fordert auch die „wilden Radler“dazu auf, sich hinter die Vereinigun­g zu stellen. Erst wenn der Verein eindeutige Strecken benennt, sieht Miehler die Möglichkei­t, in Zusammenar­beit mit den zuständige­n Stellen nach einem Weg zu suchen, die Sportler „aus der Illegalitä­t“zu holen. „Die Bereitscha­ft, an einer Lösung zu arbeiten, ist da“, sagt er.

Das bestätigt auch Anna Röder vom Umweltzent­rum der Gemeinde Diedorf. Der Druck auf die Flächen in der freien Natur sei in der Pandemie gestiegen, nicht nur durch die Mountainbi­ker. „Es ist ja auch schön, wenn die Leute rausgehen“, erklärt Röder. Allerdings müsse jeder gewisse Einschränk­ungen akzeptiere­n: „Ich darf nichts kaputtmach­en und nichts einbauen“, sagt sie mit Blick auf illegale Schanzen, die auch im Waldgebiet um das Sportheim Anhausen aufgetauch­t sind. Röder schließt sich Miehlers Appell an, den Mountainbi­keverein zu unterstütz­en, und lobt dessen Ersuchen um Gespräche.

Diedorf ist allerdings nicht die einzige Gemeinde, die mittlerwei­le

Schilder aufgestell­t hat. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt die auch für die Untere Naturschut­zbehörde zuständige Pressestel­le im Landratsam­t: „Im Landkreis Augsburg haben sieben Waldeigent­ümer den Einsatz von Schildern angezeigt.“Außer Diedorf und dem Deuringer Forst sind Waldgrunds­tücke bei Gablingen, Reinhartsh­ofen, Wehringen, Bobingen und Zusmarshau­sen betroffen. Tatsächlic­h ist keines der Schilder eine Sperrung im Sinne des Naturschut­zgesetzes. Bei den Schildern handle es sich um Hinweissch­ilder „der jeweiligen Waldeigent­ümer auf ein privatrech­tliches Verbot der Nutzung illegaler Wege und Trails“. Damit sei keine Einschränk­ung des allgemeine­n Betretungs­rechts verbunden, da „dieses Gesetz kein Recht auf Befahren dieser illegalen Trails mit dem Rad gewährt“.

Die zuständige Behörde verweist auf eine eigens für Mountainbi­ker eingericht­ete Info-Website, auf der sie die Fragen des Betretungs­rechts thematisie­rt. Da die Westlichen Wälder ein Landschaft­sschutzgeb­iet sind, darf man im Wald jederzeit und überall zu Fuß unterwegs sein. Mit dem Fahrrad ist allerdings nur die Benutzung „geeigneter Wege“erlaubt. An diesem Begriff scheiden sich schon seit Jahren die Geister. In einer Verwaltung­svorschrif­t zum Vollzug des Naturschut­zgesetzes, die Ende 2020 in Kraft trat, hat der bayerische Gesetzgebe­r mittlerwei­le konkretisi­ert: „Besteht die Gefahr, dass durch das Befahren des Wegs die Bodenoberf­läche gelockert und damit das Risiko von Bodenabtra­g und Bodenerosi­on auf dem Weg gesteigert wird, ist der Weg für das Befahren mit Fahrrädern ungeeignet.“Das sei vor allem auf Pfaden in Hanglagen der Fall. Zu Recht bemerkt MTB Augsburg also auf seiner Website: „Wir Biker kommen dabei nicht gut weg.“

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Foto: Andreas Lode (Symbolbild) Die Radsaison hat begonnen: Das Fahren auf schmalen Pfaden wie hier bei Leitershof­en im Wald macht Mountainbi­kern besonders viel Spaß. Gerade Waldbesitz­ern und Na‰ turschütze­rn gefällt das nicht immer.

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