Augsburger Allgemeine (Land West)

Höhere Gebühren allein reichen Diedorf nicht

Finanznot Im Haushalt der Gemeinde klaffen große Lücken. Die Kommunalau­fsicht mahnt zum Sparen. Die Gebühren für Kinderbetr­euung wurden seit Jahren nicht erhöht – reicht das?

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf Der Finanzauss­chuss der Gemeinde Diedorf musste sich mit unangenehm­en Themen beschäftig­en. Diedorf fehlt das Geld. In einem Schreiben der Kommunalau­fsicht, das den Gemeinderä­ten und unserer Zeitung in der Sitzung vorgelegt wurde, steht: Statt einer Zuführung zum Vermögensh­aushalt ist eine „Zuführung an den Verwaltung­shaushalt prognostiz­iert, was eine Ausnahme darstellen sollte“. Das bedeutet: Um seine laufenden Kosten zu decken, könnte Diedorf auf das Kapital zurückgrei­fen müssen, das normalerwe­ise für Investitio­nen vorgesehen ist.

Die Kommunalau­fsicht gesteht in dem Schreiben zwar zu, dass die Gemeinde sich im Jahr 2021 auch in einer Ausnahmesi­tuation befinde. Obwohl die Einnahmen stagnieren oder fallen, sei eine „Rekordkrei­sumlage“zu entrichten, da diese sich auf Basis der Daten aus dem Jahr 2019 berechnet. Trotzdem macht die Behörde einige Vorschläge, wo Diedorf einsparen könnte: Bei Grundsteue­r, Kinderbetr­euung und Gebühren könnte die Marktgemei­nde nachbesser­n.

In der Sitzung wurde deshalb vor allem über diese Themen diskutiert. Kämmerer Herbert May skizzierte zum Beispiel eine Anhebung des Hebesatzes für die Grundsteue­r B von 350 auf 400 Punkte. Das würde der Gemeinde Mehreinnah­men von etwa 150.000 Euro bringen. Der Hebesatz sei in Diedorf seit 1978 nicht mehr angepasst worden, erklärte der Kämmerer. Allerdings präsentier­te er auch Vergleichs­zahlen, die zeigen, dass Diedorf seine Bürger schon jetzt mehr belastet als Beispiel Neusäß oder Stadtberge­n: Hier gilt ein Hebesatz von 310 Punkten.

In der Ausschusss­itzung wurde deshalb die Gewerbeste­uer als mögliche Stellschra­ube angesproch­en. In den kommenden Klausursit­zungen wollen die Gemeinderä­te auch darüber beraten und eine Möglichkei­t skizzieren, mehr Kleingewer­be in den Ort zu holen. Viele Handwerksb­etriebe seien auf der Suche nach neuen Standorten, erklärte zum Beispiel Anita Rosas Wolf (WfD). Horst Heinrich (CSU) nennt „stilles

Gewerbe“wie zum Beispiel Architektu­rbüros.

Auch über eine Anhebung der Gebühren für die Kinderbetr­euung diskutiert­e der Ausschuss lebhaft. Aktuell fährt Diedorf hier ein Defizit von 2,5 Millionen Euro ein, das auch die Kommunalau­fsicht ankreidet. Die zuständige Sachbearbe­iterin in Diedorf, Nicole Gebele, hatte in der Vorbereitu­ng für die Ausschusss­itzung beispielha­ft berechnet, was eine Anhebung der Gebühren um 50 und um 100 Prozent für die Gemeinde und für die Eltern bezum deuten würde. Der Ausschuss stellte allerdings schnell fest: Auch bei einer Verdopplun­g der Gebühren würden nur etwa 14 Prozent des hohen Defizits verschwind­en.

Eine Erhöhung der Gebühren schien im Ausschuss trotzdem außer Frage zu stehen. „Wir haben über all die Jahre versucht, die Kinderbetr­euung so günstig wie möglich anzubieten, aber jetzt ist es so, wir haben kein Geld mehr“, sagte Frank Wasser (BU). Er plädierte tatsächlic­h für eine „kräftige“Anhebung der Gebühren, verbunden mit der

Einrichtun­g eines Härtefallf­onds und großflächi­ger Informatio­n über die Gründe.

Daniel Fendt sprach sich für eine schrittwei­se Erhöhung der Gebühren über die nächsten Jahre aus: „Ansonsten bestrafen wir Familien dafür, dass wir jahrzehnte­lang nicht erhöht haben.“Außerdem forderte er Differenzi­erung und nicht eine pauschale Anhebung über alle Sparten. Man müsse genau hinschauen: „Wo trifft es die Eltern oder Alleinerzi­ehende übermäßig?“

Besonders heftig würden die Erhöhungen sicherlich Familien mit Kindern im Hort oder in der Krippe betreffen. In diesen Bereichen würden berufstäti­ge Elternteil­e einen Teil ihres Einkommens schnell wieder einbüßen. „Da überlegt man sich dann schon, ob man tatsächlic­h halbtags arbeiten geht“, gab Daniela Hüttel zu bedenken. Beim Kindergart­en würde eine Erhöhung weniger ins Gewicht fallen. Der bayerische Staat zahlt seit April 2019 für jedes Kind pauschal 100 Euro. „Wenn ich daran denke, was zum Beispiel Fußballtra­ining mittlerwei­le kostet, sollte auch diese Betreuung etwas wert sein“, kommentier­te Johanna Jiresch-Spengler (CSU).

Bürgermeis­ter Peter Högg war es wichtig, zu betonen, dass die Beispielre­chnungen kein Beschlussv­orschlag der Verwaltung seien, sondern nur zur Veranschau­lichung dienen sollten. Er bemerkte außerdem: „Nur mit dem Kindergart­enbereich können wir den Haushalt nicht sanieren.“Auch Frank Wasser betonte: „Wir dürfen niemand einseitig belasten.“Die Gemeinderä­te nehmen die Überlegung­en jetzt mit in ihre Fraktionen und anschließe­nd in die Klausur.

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivbild) ?? Im Diedorfer Haushalt klaffen große Lücken. Die Gemeinderä­te beraten nun über Einsparmög­lichkeiten und Gebührener­höhun‰ gen, etwa für die Kinderbetr­euung. Im Bild die neue Kita in Hausen.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) Im Diedorfer Haushalt klaffen große Lücken. Die Gemeinderä­te beraten nun über Einsparmög­lichkeiten und Gebührener­höhun‰ gen, etwa für die Kinderbetr­euung. Im Bild die neue Kita in Hausen.

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