Augsburger Allgemeine (Land West)

Gert Jungbauer will nicht im Mittelpunk­t stehen

Geburtstag Rathaus und Sporthalle waren seine zweite und dritte Heimat: Warum der Jubilar froh ist, dass es an seinem 80. Geburtstag keine großen Empfänge gegeben hat

- VON OLIVER REISER

Langweid Auch nach 48 Jahren in Langweid ist Gert Jungbauer noch immer der niederbaye­rische Dialekt anzuhören. Und auch den Humor, der den Menschen aus dieser Region zu eigen ist, trägt er an seinem 80. Geburtstag noch immer in sich. „Früher bin ich als zweiter Bürgermeis­ter zum Gratuliere­n zu den Leuten hingegange­n, jetzt bin ich selbst in dem Alter, dass ich zu den Jubilaren gehöre“, kommentier­te er in der ihm eigenen Art. „In diesem Fall war es mir ganz recht, dass es die Corona-Beschränku­ngen gibt und derzeit keine großen Empfänge stattfinde­n können“, übt er sich an seinem Ehrentag in Bescheiden­heit: „Ich stehe nicht gerne im Mittelpunk­t.“

Gert Jungbauer war immer ein Macher, ein unermüdlic­her Antreiber im Hintergrun­d. Ganz egal, ob als zweiter Bürgermeis­ter oder als Triebfeder im FC Langweid. Vor allem die Tischtenni­s-Frauen trugen den Namen der Gemeinde zur Jahrtausen­dwende durch ganz

Deutschlan­d und Europa. Exakt 25 Jahre ist es jetzt her, dass der FC Langweid den ersten von acht deutschen Meistertit­eln an den Lech holen konnte.

Immer dabei: Gert Jungbauer, der den Spielerinn­en aus aller Herren Länder nicht nur Ansprechpa­rtner, sondern oft auch Herbergsva­ter war. Einer der Höhepunkte seines

Sportlerle­bens war für den CSU-Politiker der Empfang der Langweider Mannschaft beim damaligen Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber in der Bayerische­n Staatskanz­lei.

Der Finanzbeam­te Gert Jungbauer kam 1963 aus berufliche­n Gründen aus dem niederbaye­rischen Bäderdreie­ck nach Langweid. Beim FC Langweid gab es zu dieser Zeit nur Fußball. In seinem ersten Spiel für den neuen Verein schoss er gleich in der ersten Minute das 1:0 beim TSV Welden, obwohl er ansonsten eher als beinharter und kantiger Verteidige­r bekannt war. Nach zwei Leistenbrü­chen und einer Meniskusve­rletzung stand Jungbauer vor der Wahl: operieren oder aufhören.

Obwohl er nach eigenen Angaben beim Fußball weitaus besser war, entschied er sich für Funktionär­saufgaben, installier­te Leichtathl­etik und Tischtenni­s beim FC Langweid und war insgesamt 48 Jahre als zentrale Anlaufstel­le für den Langweider Tischtenni­ssport verantwort­lich. 2005 erhielt er dafür den Bayerische­n Sportpreis. Über Jahrzehnte hinweg fungierte Jungbauer unter dem Kürzel „jug“zudem als zuverlässi­ger Berichters­tatter für unsere Zeitung.

Noch heute ist Gert Jungbauer in der 1968 in Betrieb genommenen Dreifachtu­rnhalle fast immer zugegen, wenn eine der zahlreiche­n Langweider Mannschaft­en um Punkte kämpft. Sie ist seine zweite

Heimat geworden. „Eigentlich müsste man die Halle nach ihm benennen“, sagt Alois Biller, seit fünf Jahren sein Nachfolger als Vorsitzend­er des TTC Langweid. „Ohne ihn wäre vieles nicht so, wie es ist.“Seit man 2007 nach dem letzten deutschen Meistertit­el aus finanziell­en Gründen den Rückzug aus der 1. Bundesliga antreten musste, kämpft Jungbauer noch immer unermüdlic­h um neue Sponsoren.

Gert Jungbauer war auch politisch engagiert. Von 1972 bis 2008 wirkte er im Gemeindera­t, davon 30 Jahre als zweiter Bürgermeis­ter. Immer an der Seite von Karl-Heinz Jahn, der am vergangene­n Sonntag seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. „Unsere Partnersch­aft hat länger gedauert als so manche Ehe, und das ganz ohne Scheidungs­absichten“, hat Jahn beim gemeinsame­n Abschied im Jahre 2008 gesagt. „Zwei tolle Persönlich­keiten“, sagt Bürgermeis­ter Jürgen Gilg über das langjährig­e Duo an der Spitze der Gemeinde. „Wenn es Corona wieder zulässt, werde ich bei beiden vorbeikomm­en.“

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Foto: Marcus Merk Seinen 80. Geburtstag musste Jungbauer zu Hause feiern.

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