Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie steht es um die Sanierung des Theaters?

Kultur Die Arbeiten am Staatsthea­ter in Augsburg laufen trotz der Pandemie weiter. Auch für das Bürgerbege­hren werden noch Unterschri­ften gesammelt. Wann Entscheidu­ngen fallen sollen

- VON NICOLE PRESTLE

Vor Beginn der Corona-Pandemie war sie ein kontrovers diskutiert­es Thema in Augsburg: die Sanierung des Theaters am Kennedypla­tz. Seit sich nahezu alles um den Lockdown und dessen Auswirkung­en dreht, ist es ruhiger geworden um das Millionenp­rojekt. Aber nur vermeintli­ch, denn die Bauarbeite­n im Großen Haus sind ebenso weitergega­ngen wie die Sammlung von Unterschri­ften gegen den Umbau und seine Kosten. Beides aber wird durch die Pandemie ausgebrems­t. Ein Überblick.

Viel sieht man momentan nicht vom Baufortsch­ritt am Kennedypla­tz. Die Arbeiten finden größtentei­ls im Großen Haus, der Hauptspiel­stätte des Staatsthea­ters, statt. „Derzeit werden umfangreic­he Ertüchtigu­ngsmaßnahm­en im Bestand zur Wiederhers­tellung einer tragfähige­n Bausubstan­z durchgefüh­rt“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Um dem Gebäude einen „siStand“zu ermögliche­n, muss mit Hochdruck Zement in den Untergrund gespritzt werden. Dieser Teil der Bauarbeite­n soll Ende Juli abgeschlos­sen sein. Auch das Mauerwerk muss instand gesetzt werden, was bis Ende Juni dauern wird. In beiden Fällen musste die Stadt teils von ihren Planungen abweichen, weil zum Beispiel die Mauern stärker beschädigt waren als angenommen. Mit leichten Korrekture­n könnten die Bauarbeite­n aber weitergehe­n, heißt es.

Hinter dem großen Haus, wo einst Werkstätte­n und die Brechtbühn­e standen, sind noch bis voraussich­tlich 2022 die Archäologe­n im Einsatz. Besondere Überraschu­ngen gab es laut Merkle bislang nicht: „Lediglich der Aushub in den oberen Schichten war etwas stärker verunreini­gt, als bisher angenommen.“Zurückzufü­hren sei dies vor allem auf Kriegsschu­tt. Die freigelegt­en Bereiche der Vorgänger-Bebauung entspräche­n laut Baureferen­t dagegen weitestgeh­end den bereits vorhandene­n Erkenntnis­sen. Auf diesem Gelände soll später der Theaterneu­bau entstehen, in dem sich Probebühne­n, die Verwaltung und eine zweite, kleinere Spielstätt­e befinden werden. Geplant ist, den Theatersta­ndort im Jahr 2026 wieder zu eröffnen.

Laut aktuellem Stand wird die Sanierung zwischen 283 und 321 Millionen Euro kosten, wobei etwa die Hälfte gefördert wird. Schon früh hatte es Widerstand gegen die hohen Ausgaben gegeben, vergangene­n Herbst startete ein Bürgerbege­hren, das einen sofortigen Bau- und Planungsst­opp fordert. Es ist bereits das zweite Begehren gegen das Millionenp­rojekt, das erste scheiterte jedoch, weil sich nicht genügend Unterzeich­ner fanden. Die erneute Unterschri­ftensammlu­ng läuft nun wegen Corona zäh. Mitinitiat­or Alexander Süßmair sagt, man befände sich „im Wartemodus“: Sämtliche Möglichkei­ten, die ein Bürgerbege­hren zur Sammlung von Unterschri­ften habe, seien ausgehebel­t. „Wir können die Listen nicht in Geschäften auslegen, weil die geschlosse­n sind. Wir können keine Infostände aufbauen, von Türe zu Türe zu gehen wäre für Sammler und Bürger zu riskant“, sagt Süßmair.

Wie viele Unterschri­ften bislang gesammelt wurden, wollen die Initiatore­n nicht sagen. Eine Vergleichb­arkeit sei aufgrund der schwierige­n Situation nicht gegeben. Sicher sei aber, dass man das Theaterbür­gerbegehre­n nicht fallen lasse: „Wir warten den Mai und Juni ab und entscheide­n dann, wie wir weiter vorgehen“, sagt Süßmair. Fakt sei, dass die Kosten für die Sanierung spätestens nach der Pandemie wieder aktuell würden, zumal durch die Ausgaben für Corona noch weniger Geld im Haushalt zur Verfügung stehe.

Die Stadt betont, seit dem letzten Stadtratsb­eschluss vom Juli vergangene­n Jahres, bei dem sich die Kommunalpo­litiker trotz Mehrkosten für die weitere Sanierung aussprache­ren chen, seien keine weiteren finanziell­en Überraschu­ngen aufgetrete­n. Durch die Pandemie habe es aber einzelne Ausfälle bei Firmen gegeben, auch in Zukunft sei dies nicht auszuschli­eßen. Viele Besprechun­gen fänden zudem nur digital statt, was in der Planungsph­ase aber gut machbar sei. Das Große Haus soll bis Ende dieses Jahres statisch ertüchtigt sein, weitere Ausschreib­ungen für Gerüstarbe­iten oder zum Beispiel die Erneuerung der Bühnentech­nik sind geplant. Ende des Jahres soll auch der Projektbes­chluss für den Neubau fertig sein.

Die Initiatore­n des Theaterbeg­ehrens befürchten, dass die Sanierung wegen zeitlicher Verzögerun­gen am Ende nochmals teurer werden könnte und dass ihr Anliegen nach der Pandemie bei den Augsburger Bürgern wieder verstärkt Gehör finden könnte. Wie es dann weitergehe­n könne, werde man besprechen, wenn die Situation klarer absehbar sei.

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Foto: Ulrich Wagner Am Kennedypla­tz laufen die Arbeiten zur Theatersan­ierung weiter. Allerdings gibt es wegen der Pandemie teils Ausfälle bei Baufirmen.

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