Augsburger Allgemeine (Land West)
Holzschädling: Pufferzone wird reduziert
Entscheidung Marktgemeinde Ziemetshausen erzielt vor Verwaltungsgericht Augsburg einen juristischen Erfolg
Ziemetshausen Asiatischer Laubholzbockkäfer: Die Wortkombination ist durchaus ein Zungenbrecher. Dahinter verbirgt sich ein Holzschädling, der auf seine Weise Ziemetshausen und Umgebung seit Jahren in Atem hält. Viel diskutiert wird seit Langem über die Ausweisung von Quarantänezonen. Wie groß müssen sie sein – und wie lange muss die Quarantäne, die die Entnahme von Laubholz betrifft, dauern? Ziemetshausen plädierte für eine Verkürzung und Verkleinerung der Zone und hat jetzt in einem Gerichtsverfahren einen Erfolg erzielt.
Der Asiatische Laubholzbockkäfer ist eine ursprünglich in Ostasien beheimatete Bockkäfer-Art. Eingeschleppt wurde der Holzschädling in den 90er-Jahren offenbar durch Bau- oder auch Verpackungsholz. Ausgebreitet hat er sich vor Jahren auch im Raum Ziemetshausen.
Die Anfechtungsklagen der Marktgemeinde Ziemetshausen von Dezember letzten Jahres gegen die kurzfristig um zwei Jahre verlängerten Maßnahmen der zuständigen Behörden wegen Bekämpfung des seit 2014 im Bereich des Ortsteils Schönebach aufgetretenen Asiati
Laubholzbockkäfers (ALBK) waren nicht umsonst.
In einem gerichtlichen Vergleichsvorschlag in Abstimmung mit den Beteiligten wurde vom Verwaltungsgericht Augsburg festgelegt, die Befristung der verlängerten Allgemeinverfügungen der Behörden um zwei Monate auf den 31.
2022 zu reduzieren. Dies erfolgte in Hinblick auf den Entwicklungszyklus des ALBK und muss wohl so hingenommen werden. Einen wesentlichen Erfolg mit ihrer Klage konnte die Marktgemeinde aber durch die Reduzierung der Pufferzone innerhalb der Quarantänezone von derzeit zwei Kiloschen metern auf einen Radius von nur noch einem Kilometer erzielen.
Dies bedeutet, dass sich die seit bald sieben Jahren bestehende Sperrzone zur Fällung und Entnahme von Laubholz von ursprünglich etwa 12,6 Quadratkilometer auf nunmehr 3,14 Quadratkilometer verringert. Dadurch können WaldOktober besitzer ab dem 1. Mai, dem Datum der Gültigkeit der neuen „Übersichtskarte Pufferzone“, wieder auf ihr lagerndes oder zur Fällung anstehendes Laubholz außerhalb des „Ein-Kilometer-Radius“zurückgreifen. Mit Annahme dieses Vergleichsvorschlags mit allen Stimmen des Marktgemeinderates in der jüngsten Sitzung gilt dieser als für alle Seiten bindend.
Bürgermeister Ralf Wetzel als Verhandlungsteilnehmer hätte im Interesse der Betroffenen innerhalb der Quarantänezone zwar eine wesentlich höhere Reduzierung der Befristung der Allgemeinverfügungen bevorzugt, meint aber, damit leben zu können.
Wichtig ist ihm, dass durch Reduzierung der Quarantänezone wesentliche Waldflächen um Ziemetshausen, Uttenhofen, Schönebach und Hinterschellenbach aus der bisherigen Pufferzone genommen sind und ab dem 1. Mai dort wieder eine uneingeschränkte Nutzung gegeben ist. Zudem kann nunmehr der Sammelplatz für Baum- und Strauchschnitt auf dem Gelände des Bauhofs/Wertstoffhofs Ziemetshausen erstmals nutzbar gemacht werden.
Auch konnten im Rahmen des Vergleichs Lockerungen für das
Schneiden der Feldgehölze und das Pflegen der ausgebauten öffentlichen Feld- und Waldwege erreicht werden. Während der ungewöhnlich umfangreichen und akribischen Monitoringarbeiten durch Beobachter, Baumkletterer und Spürhunde war dies untersagt, auch nachdem nach dem letzten Fund eines ALBK-Weibchens im Sommer 2018 keine weiteren Spuren eines derartigen Eindringlings gefunden oder ausgemacht werden konnten.
Am Rande sei erwähnt, dass von dem durch die Marktgemeinde Ziemetshausen initiierten und geschlossenen Vergleich auch der Markt Dinkelscherben mit seinen Ortsteilen Breitenbronn, Reischenau und Oberschöneberg profitiert. Teilweise große Waldflächen können durch Reduzierung der Pufferzone wieder genutzt und auch dort Erleichterungen, wie vorstehend genannt, erreicht werden.
Alles in allem könne, so das Fazit nach der Ratssitzung, dieses Ergebnis beim Verwaltungsgericht als ein erheblicher Erfolg für viele Bürgerinnen und Bürger bezeichnet werden, den die Marktgemeinde durch das Handeln von Bürgermeister Wetzel und dem Marktgemeinderat erzielt hat.