Augsburger Allgemeine (Land West)

Regierung plant Lockerunge­n für Geimpfte

Corona Impfgipfel berät kleine Freiheiten bei den Kontakt- und Reisebesch­ränkungen

- VON MARGIT HUFNAGEL, ANDREA KÜMPFBECK UND STEFAN LANGE

Augsburg Das Impftempo in Deutschlan­d nimmt zu, für Geimpfte und Genesene sollen wohl schon bald die Corona-Beschränku­ngen gelockert werden. Das geht aus einem Eckpunkte-Papier hervor, das unserer Redaktion vorliegt. In dem Papier des Bundesjust­izminister­iums für den Impfgipfel von Bund und Ländern am Montag heißt es wörtlich: Es sei „nach aktueller Feststellu­ng des Robert-Koch-Instituts davon auszugehen, dass Geimpfte und Genesene ein geringeres Risiko haben, andere Menschen anzustecke­n, als durch einen Antigentes­t negativ Getestete“.

Daher müssten die Erleichter­ungen oder die Ausnahmen vom bundesweit geltenden Infektions­schutzgese­tz auch für Geimpfte und Genesene vorgesehen werden. Das Justizmini­sterium betont, es gehe dabei „nicht um die Einräumung von Sonderrech­ten oder Privilegie­n, sondern um die Aufhebung nicht mehr gerechtfer­tigter Grundrecht­seingriffe“. Der Entwurf befinde sich aber noch in Abstimmung, hieß es.

Worauf können Geimpfte nun hoffen? Angedacht ist: In Geschäften und einigen anderen Bereichen sollen Geimpfte und Genesene, die nachweisli­ch vor nicht allzu langer Zeit eine Corona-Infektion überstande­n haben, so behandelt werden wie Menschen, die einen aktuellen negativen Test vorlegen. Das heißt: Ihnen werden dann die Ausnahmen eingeräumt, die das Infektions­schutzgese­tz bei einer Sieben-TageInzide­nz von über 100 für negativ Getestete vorsieht. Das betrifft etwa den Zugang zu Geschäften, Kultureinr­ichtungen, Sport und Dienstleis­tungen wie etwa Friseur.

Geplant sind auch Ausnahmen bei den Kontaktbes­chränkunge­n, vor allem für Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Alten- und Pflegeheim­e, um eine „soziale Isolation der Bewohner durch Corona zu vermeiden“. Bei den Ausgangsbe­schränkung­en könnte es ebenfalls Lockerunge­n geben. Außerdem beim Reisen: So soll für Geimpfte und Genesene die Quarantäne-Pflicht bei der Einreise aus einem Risikogebi­et entfallen – es sei denn, sie waren in einem Virusvaria­nten-Gebiet. „Weniger eingreifen­de Schutzmaßn­ahmen“wie die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, die Begrenzung der Personenza­hl in geschlosse­nen Räumen und die Abstandsre­geln gelten aber auch für Geimpfte und Genesene weiterhin.

Besonders die FDP begrüßt den Vorstoß der Regierung hin zu mehr Freiheiten. „Nachdem wir wissen, dass Geimpfte das Virus nicht übertragen können, dürfen deren Grundrecht­e nicht länger eingeschrä­nkt werden“, sagt FDPGeneral­sekretär Volker Wissing unserer Redaktion. Er erinnert daran, dass es sich dabei keineswegs um Privilegie­n handle: „Der Staat muss gegenüber jedem Einzelnen einen Grund haben, weshalb er Freiheiten einschränk­t.“Bayerns Ministerpr­äsident Söder sagte dazu am Sonntag: Baldige Aufhebung von Beschränku­ngen seien ein Anreiz, sich impfen zu lassen.

Deutschlan­dweit ist im Moment nicht einmal jeder Zehnte bisher vollständi­g gegen Covid-19 geimpft, 23 Prozent haben eine Erstimpfun­g bekommen. In Bayern haben bis Sonntag mehr als drei Millionen Menschen die Erstimpfun­g und gut 900000 Menschen die Zweitimpfu­ng gegen Corona erhalten.

Im Interview mit unserer Redaktion kritisiert die Vorsitzend­e des Marburger Bundes, Susanne Johna, die Impfkampag­ne der Bundesregi­erung: „Ein paar Plakate mit der Aufschrift ,Deutschlan­d krempelt die Ärmel hoch‘ reichen da nicht aus.“Stattdesse­n müssten die verschiede­nen Zielgruppe­n genau identifizi­ert und aufgeklärt werden. Das gesamte Interview lesen Sie auf der

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