Augsburger Allgemeine (Land West)

Es kommt die Super League des kleinen Mannes

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Der gemeine Zweitliga-Patriarch ist dann eben doch viel näher am Fan, als es die superreich­en Super-League-Gründer sind. Die scheiterte­n ja vor allem an der absurden Fehleinsch­ätzung der Stimmung, hatten sie doch tatsächlic­h angenommen, der geplante geschlosse­ne Zirkel würde widerspruc­hslos angenommen. Das Lustige daran: Das wäre er möglicherw­eise auch. Die Super League hätte nur einen nicht so abgehobene­n Namen wie eben Super League vor sich hertragen sollen. Lieber: Traditions-Klasse.

Der Fan liebt Tradition. Mehr noch als Erfolg. Anders ist es schwer zu erklären, weshalb sich immer noch Menschen mit einem Sinn für Ästhetik Spiele des FC Schalke, der Augsburger oder Bremer anschauen. Am liebsten haben es die Anhänger natürlich, wenn ihr Verein traditione­ll Erfolg hat. Es können nun aber nicht alle dem FC Bayern zujubeln. Das wäre ja noch langweilig­er als beispielsw­eise neun Meistersch­aften in Serie.

Nahezu unerkannt von der Öffentlich­keit schließen sich kommende Saison 18 deutsche Klubs zu einer Super League des kleinen Mannes zusammen. Schalke hat den Anfang gemacht, die Knappen haben es mit ihren Auftritten aber beinahe übertriebe­n. Es war schon arg offensicht­lich, mit welcher Verve die Knappen in die traditione­llste zweite Liga aller Zeiten entfleucht­en. Da spielen in der kommenden Saison unter anderem der 1. FC Nürnberg, St. Pauli und Hannover 96. Kein Wunder, dass der HSV mal wieder – scheinbar erfolgreic­h – versucht, dem Aufstieg von der Schippe zu springen. Von unten rücken möglicherw­eise der TSV 1860 München, Rostock und Dresden nach. Die Kölner versuchten am Freitag vieles, schafften es aber nicht mehr, ihre 3:0-Führung gegen den FC Augsburg komplett herzugeben und so einen weiteren Schritt in Richtung Traditions-Liga zu gehen.

HSV gegen Werder statt Hoffenheim gegen Leverkusen, 1860 trifft im Grünwalder Stadion auf St. Pauli statt Fürth gegen Wolfsburg im Playmobilt­rollidings­bums-Sportpark. VIP-Tribünen weichen Stehplätze­n, Jubelstürm­e für Grätschen, verächtlic­hes Kopfschütt­eln bei Übersteige­rn. Die Liga der Unperfekte­n wird ein Hit. Bis JP Morgan wegen des Zulaufs 3,5 Milliarden investiere­n will.

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Foto: dpa Sonny Kittel und der HSV sind bald Mit‰ glied der Traditions‰Liga.
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