Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Sonne lockt die Menschen ins Freie
Freizeit Die Augsburger nutzen das schöne Wetter am Wochenende, um sich an der frischen Luft zu treffen. Nicht jeder hält sich dabei an die Corona-Regeln. Für die Polizei bedeutet das Arbeit
Manche tragen schon Badehose oder Bikini, andere haben noch ihre Jacken mit der Sommerdaune an. Aber sie alle genießen die Sonne. Paare, Familien mit Kindern sowie Jugendliche haben sich am Samstagnachmittag auf Decken und Handtüchern am Autobahnsee niedergelassen. Auch im Siebentischwald oder an der Wertach ist viel los. In der Stadt selbst suchen Besucher gezielt die Zonen auf, in denen keine Maskenpflicht gilt. Die Augsburger zieht es am Wochenende ins Freie. Für Ordnungsdienst und Polizei bedeutet das mitunter viel Arbeit. Denn nicht jeder hält sich beim Aufenthalt an der frischen Luft an die Corona-Regeln.
Stefan Bellan hat sich vor der Corona-Pandemie noch nie auf dem Elias-Holl-Platz unterhalb des Rathauses aufgehalten. Nun sitzt der 30-Jährige mit seiner Freundin Carolin Wächter dort auf einem der Steinblöcke, beide essen ein Eis von der Eisdiele aus der Altstadt. Bellan hat am Laden den Hinweis für die Kunden auf einem Schild gelesen, dass schon um das Eck der Eisdiele keine Maskenpflicht mehr gelte. Er sieht sich um. „Das ist richtig schön hier.“Auch Jasmin Frank, die sich sonst gerne auf dem Rathausplatz aufhält, hat sich mit ihrer Freundin ein neues Plätzchen ein paar Häuser weiter ausgesucht. Auf den Stufen zur Stadtmetzg strecken die Frauen ihre Gesichter in die Sonne und plaudern – ganz ohne Mund-Nasen-Schutz. Denn auch hier gilt keine Maskenpflicht. „Das macht es viel angenehmer“, meint Frank.
Entspannt sind auch die drei befreundeten Paare aus Augsburg, die mit ihren Kindern den Samstagnachmittag am Autobahnsee verbringen. Jede Familie hat sich auf einer eigenen Decke niedergelassen, es wird Abstand gehalten. Dabei darf sich nach dem aktuellen Infektionsschutzgesetz ein Haushalt nur mit einer weiteren Person treffen – auch unter freiem Himmel. „Wir haben uns nur zufällig hier getroffen“, sagen die Familien augenzwinkernd. Wie die drei Paare erzählen, haben sie alle ihre Kontakte eingeschränkt, träfen sich seit geraumer Zeit nur noch untereinander als harter Kern.
„Ich kann doch meinem Kind nicht antun, seine Freunde nicht mehr zu sehen“, sagt eine der drei Mütter, 30 Jahre alt. „Auf der Baustelle interessiert es niemanden, wie viele Kollegen zusammen arbeiten“, berichtet ihr Mann von seinem Joballtag und fügt hinzu: „Aber andere draußen zu treffen, das soll dann nicht erlaubt sein.“Die drei Paare wollen sich die Freiheit, zumindest in diesem kleinen Rahmen Zeit miteinander zu verbringen, offenbar nicht nehmen lassen. Das sei wichtig für sie, vor allem für ihre Kinder.
„Seit dem Lockdown gibt es viel mehr Streitigkeiten zuhause“, erzählt eine weitere Mutter offen. Die gemeinsamen Unternehmungen mit den anderen beiden Familien würden in diesen angespannten Zeiten guttun. Auch weil nicht jeder von ihnen einen Garten hat. Immer wieder fahre man zusammen in die Berge – oder eben an den Autobahnsee. Bei den Unternehmungen blenden die Erwachsenen die Corona-Themen meist bewusst aus. „Weil es nur noch nervt.“Dass auch andere Menschen das Thema
Corona, zumindest aber die Infektionsschutzregeln beiseiteschieben, stellt die Polizei am Wochenende fest. Für die Beamten bedeutet das schöne Wetter viel Arbeit.
„Es war deutlich zu spüren, dass draußen mehr los war“, heißt es aus der Einsatzzentrale am Sonntag. Ein Polizeisprecher berichtet von vielen Menschenansammlungen etwa im Siebentischwald oder im Reese-Park. Dabei seien Kontaktbeschränkungen und Mindestabstände nicht eingehalten worden. Die Beamten hätten in vielen Fällen die Anzahl der Haushalte, die sich trafen, überprüfen müssen. Platzverweise
wurden erteilt. Das alles sei freilich aufwendig. „Bei schönem Wetter nehmen die CoronaEinsätze zu“, so der Sprecher. Derweil geht es im Hofgarten bei der Regierung von Schwaben fast beschaulich zu.
Der hübsch angelegte Park ist vor allem bei den Augsburgern, die in der Innenstadt leben, sehr beliebt. Rund um das Wasserbecken, den Brunnen und auf der Wiese ist es hier zwar auch gut gefüllt, aber tatsächlich gibt es hier kaum größere Gruppen. Die Besucher sitzen hier meist zu zweit beisammen, manche sind auch alleine und lesen ein Buch. Das gedämpfte Stimmengemurmel und das Zwitschern der Vögel sind entspannend. Am Kiosk am Autobahnsee hingegen ist schon mehr Trubel.
Aus einem Lautsprecher tönt Musik, die Ausflügler kaufen sich hier Getränke oder einen Snack und suchen sich in der Nähe Sitzgelegenheiten. Diese gäbe es, nur wenige Meter weiter, im Biergarten des Restaurants Lauterbacher am See genügend. Doch der Biergarten ist wegen des Infektionsschutzgesetzes verriegelt. Die Menschen suchen sich ihre Plätze dann eben woanders.