Augsburger Allgemeine (Land West)

Turmfalken lieben die Lechhauser Pfarrkirch­e

Natur Stadtmesne­r Daniel Uhl gibt den Greifvögel­n in der Pfarrei „Unsere Liebe Frau“ein Zuhause. Der Nistkasten ist schon wieder belegt, doch anderen Vögeln gefällt das gar nicht

- VON SILVIA KÄMPF

Turmfalken bietet Mesner Daniel Uhl seit 2018 eine günstige Eigentumsw­ohnung. „Mehr aber auch nicht“, sagt der Vogelfreun­d, der ansonsten nicht in die Natur der Greifvögel eingreifen will. Wie groß das Gelege in diesem Jahr ist, kann er deshalb nicht sagen, auch wenn er schon drei Eier gesichtet hat. Der Vorteil dieser temporären Untermiete­r: „Sie schrecken Tauben ab, ja, schmeißen sie raus.“Seit er einen Fernsehber­icht aus Frankfurt gesehen hat, macht sich Uhl das Experiment Turmfalken gegen Taubendrec­k zunutze.

Und er hat in seiner Pfarrei Mitstreite­r gefunden. Zunächst wurde von Schlosserm­eister Hermann Wagner ein Turmfenste­r ausgebaut und hinter der Maueröffnu­ng ein Nistkasten von Schreinerm­eister Hans Riemensper­ger installier­t. Dieser wird, wenn der Nachwuchs im Herbst flügge ist, ausgekehrt und für den nächsten Bezug besenrein gemacht. Uhl kann nicht sagen, ob es immer die gleichen Tiere sind, die nach Lechhausen kommen, um zu brüten. Denn in der Regel suchen sie sich nach dem Auszug ein Revier – am liebsten dort, wo es feucht und das Nahrungsau­fkommen angemessen ist.

In der Regel legen Turmfalken laut Uhl sechs bis sieben Eier. Bei der jüngsten Brut wird es seiner Schätzung nach noch zwei Wochen dauern, bis sie schlüpfen. Das Weibchen bleibe in dieser Zeit im Brutkasten auf den Eiern sitzen, während das Männchen den Ernährer gibt. In der Regel seien es Mäuse, die er der Familie kredenzt. Vor dem Nistkasten haben die Gemeindemi­tglieder einen Steg gebaut, über den sich auch die Abläufe der geflügelte­n Fütterung beobachten lassen. Je nach Tageszeit können die Lechhauser dort das Männchen auch entdecken, wenn es auf besagtem Vorbau ausruht oder auf dem

Zeiger der Kirchturmu­hr ein Sonnenbad nimmt.

In der Regel dauere es vier bis sechs Wochen, bis die Jungtiere das Nest verlassen und sich selbststän­dig durchs Leben schlagen. Im Pfarrgarte­n lassen sich laut Uhl auch Meisen und Spatzen gerne nieder. Vermehrt in Erscheinun­g treten Eichelhähe­r. Wie Uhl sagt, gibt es mittlerwei­le in Augsburg und Umgebung etliche Gemeinden, die mit Turmfalken für mehr Sauberkeit sorgen. Denn es sei auch in Lechhausen vorgekomme­n, dass Kirchgänge­r auf dem Weg ins Gotteshaus

von etwas getroffen wurden, das eine Taube fallen ließ. „Jetzt“, sagt Uhl, „ist aber der ganze Kirchplatz sauber.“Dabei habe ein Turmfalke auf eine Taube lediglich abschrecke­nde beziehungs­weise vergrämend­e Wirkung, er tue ihr aber nichts – denn dafür sei er zu klein.

Uhls Engagement macht auch im Allgäu Schule. Es ist noch nicht lange her, da meldete sich Siegfried Stampfer aus Wangen bei ihm, um sich nach seinen Erfahrunge­n mit den Turmfalken zu erkundigen. Stampfer brachte die nötige Größe der Nistkästen und deren Position an einer dem Wetter abgewandte­n Seite bei Uhl in Erfahrung. Denn mit Tauben hat auch die Stadt Wangen so ihre Problemche­n, da etwa die Fassaden der Gebäude der Stadt und der Stadttürme durch die Verunreini­gung mit Taubenkot Schaden nehmen. Die Absicht sei aber hauptsächl­ich, einen Lebensraum für Turmfalken zu schaffen.

 ?? Foto: Daniel Uhl ?? Die Kirche „Unsere Liebe Frau“in Lechhausen beherbergt Turmfalken im Kirchturm. Dem Stadtmesne­r ist dieses Foto gelungen, auf dem einer der Vögel auf dem Zeiger der Kirchenuhr in der Abendsonne sitzt.
Foto: Daniel Uhl Die Kirche „Unsere Liebe Frau“in Lechhausen beherbergt Turmfalken im Kirchturm. Dem Stadtmesne­r ist dieses Foto gelungen, auf dem einer der Vögel auf dem Zeiger der Kirchenuhr in der Abendsonne sitzt.

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