Augsburger Allgemeine (Land West)

Weiter Fenster auf statt Luftreinig­ungsgeräte

Schule Immer wieder werden in der Corona-Pandemie Luftreinig­ungsgeräte für Klassenzim­mer als eine Lösung vorgeschla­gen. Durchgeset­zt haben sie sich nicht. So auch in Neusäß

- VON JANA TALLEVI

Neusäß Nach mehr als einem Jahr Pandemie suchen auch die Freien Wähler in Neusäß weiter nach Auswegen aus der einschränk­enden Situation. Einer davon könnten Luftreinig­ungsgeräte für Kindertage­seinrichtu­ngen und Schulen sein. Deren Anschaffun­g hatte die Stadt Neusäß zwar bereits im vergangene­n Frühjahr geprüft und die Nachrüstun­g als zu aufwendig eingestuft. Die Freien Wähler hatten nun jedoch einen Antrag gestellt, demzufolge die Verwaltung prüfen sollte, ob sich technisch etwas auf dem Markt der elektrisch­en Luftfilter getan habe. Warum es nun schnell gehen sollte.

Hintergrun­d ist ein Förderprog­ramm des Freistaats, das nur noch bis zum Ende des Monats April

Die Zuschüsse sind an Bedingunge­n geknüpft

läuft. Dabei könnten Zuschüsse für die Anschaffun­g solcher Luftreinig­ungsgeräte abgeschöpf­t werden. Zunächst galt das Programm allerdings nur für Klassenräu­me, in denen nicht per Fenster einfach gelüftet werden kann. Erst, nachdem die 14 Millionen Euro an Zuschüssen, die der Freistaat Bayern für das Programm bereitgest­ellt hatte, nicht abgeschöpf­t worden waren, änderten sich die Richtlinie­n. Noch bis Ende April ist es nun möglich, je Raum einen Höchstförd­erbetrag von 1750 Euro und 50 Prozent der Anschaffun­gssumme zu erhalten. Mobile Luftreinig­ungsgeräte in Kitas werden hingegen nicht gefördert.

Dem Antrag entspreche­nd hat die Verwaltung der Stadt Neusäß nun die Geräte zweier Anbieter geangescha­ut und die Ergebnisse im Verwaltung­s-, Finanz-, Digitalund Wirtschaft­sausschuss vorgestell­t. Jede Woche gingen entspreche­nde Angebote im Rathaus ein, hieß es dabei vonseiten der Verwaltung. Worauf die Verwaltung zudem hinweist: Selbst bei einer hohen Umwälzrate, wie sie für Klassenräu­me empfohlen wird, ist die Luft am Ende nicht virenfrei, falls sich dort eine infizierte Person aufhält. Stattdesse­n erhalte man lediglich ein Gemisch aus gefilterte­r

Luft und permanent erzeugten virenbehaf­teten Aerosolen.

Die Luftreinig­ungsgeräte, die die Verwaltung unter die Lupe genommen hat, kosten zwischen knapp 5000 und knapp 6000 Euro pro Gerät, abzüglich der Fördersumm­e. An den städtische­n Neusässer Schulen werden gerade 48 Klassen unterricht­et, für die Beschaffun­g der Geräte würde sich somit im günstigste­n Fall eine Summe von 230.400 Euro ergeben, was eine europaweit­e Ausschreib­ung durch einauer nen externen Dienstleis­ter zur Folge hätte. Herausgesu­cht hatte die Verwaltung auch noch ein Zitat der Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrerund Lehrerinne­nverbands (BLLV). Die hatte demnach an den Bayerische­n Städtetag gewandt gesagt, dass Luftreinig­ungsgeräte keinen geeigneten Beitrag zur Lösung der bestehende­n Probleme leisteten.

So sah das auch die Mehrheit im Ausschuss und lehnte die Beschaffun­g der Luftreinig­ungsgeräte mit acht zu drei Gegenstimm­en ab, wie Bürgermeis­ter Richard Greiner nach der Sitzung mitteilte. Was es hingegen in allen Neusässer Schulen, auch den staatliche­n, inzwischen gibt, sind CO2-Ampeln: Sie zeigen den CO2-Gehalt in der Luft an und geben einen Hinweis darauf, wann wieder gelüftet werden sollte. Die Idee ist, dass damit nicht allein der Sauerstoff­gehalt in der Luft rechtzeiti­g erhöht wird, sondern auch Aerosole hinausflie­gen können.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild) ?? Kinder sitzen in einer Grundschul­klasse während des Unterricht­s an ihren Tischen. Im Vordergrun­d steht ein Luftreinig­ungsgerät.
Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild) Kinder sitzen in einer Grundschul­klasse während des Unterricht­s an ihren Tischen. Im Vordergrun­d steht ein Luftreinig­ungsgerät.

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