Augsburger Allgemeine (Land West)

Kleinstadt auf Rädern

Trend Immer mehr Menschen legen sich ein Wohnmobil zu

- VON LEA THIES

In diesen Tagen kommt es ja vor, dass man mal die Nase voll hat, immer dieselben Wege, dieselben Menschen, dieselben Abläufe, da möchte man zuweilen ausbrechen, das Neue, Unbekannte oder zumindest Unerwartet­e suchen. Vielleicht legen sich auch deshalb gerade viele eine Art Flucht-Mobil zu. Das ist natürlich reine Spekulatio­n.

Tatsache ist aber: Seit der Corona-Pandemie werden immer mehr Wohnmobile zugelassen. Wurden laut Caravaning Industrie Verband im ersten Quartal 2019 noch 12162 „Womos“neu angemeldet, waren es ein Jahr später bereits 15383 und heuer 19058 – zusammenge­rechnet könnte damit also eine mittelgroß­e Kleinstadt verreisen. Die neu zugelassen­en Wohnmobile der vergangene­n drei Jahre aneinander­geparkt würden bei einer Durchschni­ttslänge von sieben Metern übrigens der Luftlinie Augsburg-Gardasee entspreche­n. Aber genug mit Statistik, schließlic­h ist die ja auch der Grund, weshalb einige Zeitgenoss­en gerade flüchten wollen.

Mit der Alltagsflu­cht ist das gerade allerdings auch so eine Sache: Selbst wenn im Wort Wohnmobil das Verb wohnen steckt, so gilt das Zuhause auf vier Rädern nicht als Wohnsitz. Die Ausgangssp­erre kann damit nicht umfahren werden. Ein Ausflug mit dem Wohnmobil gilt laut Bayerische­m Innenminis­terium nicht als triftiger Grund, sich außerhalb der Wohnung aufzuhalte­n. „Das Schlafen im Fahrzeug ist dann kein Verstoß, wenn es zur Wiederhers­tellung der Fahrtüchti­gkeit unbedingt erforderli­ch ist“, heißt es weiter. Aber manchmal ist es an einem Ort so schön, dass es einen umhaut und man sich nicht in der Lage fühlt, weiterzufa­hren zurück in den Trott.

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Foto: Schnitzler

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