Augsburger Allgemeine (Land West)

Laschet baut auf Merz

Chance oder Risiko? Warum der CDU-Chef den Rivalen einbindet

- VON MICHAEL STIFTER

Berlin Wer es gut mit Armin Laschet meint, wird nun sagen, dass es eben zu den großen Stärken des angeschlag­enen CDU-Chefs und noch angeschlag­eneren Kanzlerkan­didaten gehört, Brücken zu bauen. Seine Kritiker hingegen werden eher lästern, dass man sich in der Not seine Freunde nicht aussuchen kann. Wie auch immer: Armin Laschet setzt im Wahlkampf ausgerechn­et auf einen Partner, der noch vor kurzem sein erbitterte­r Gegner war. Friedrich Merz gehöre „fest in den Mannschaft­skader“der Union, verkündete der 60-Jährige nun vor Parteifreu­nden in Baden-Württember­g, wo Merz bekanntlic­h eine besonders (laut-)starke Anhängersc­haft hat. Ist das nun ein Zeichen von Stärke oder Schwäche?

Nicht zum ersten Mal, wenn er selbst ins Rudern gerät, holt sich Laschet jedenfalls einen Rivalen ins eigene Boot, der ihm ansonsten gefährlich werden könnte. So bremste er auch schon den ehrgeizige­n Jens Spahn aus, der eigentlich gerne selber CDU-Chef werden wollte, sich dann aber im Team Laschet mit dem Platz in der zweiten Reihe begnügte. Gelingt ihm dieses Manöver nun ein zweites Mal? Oder ist das demonstrat­ive Bekenntnis zu Merz auch der Dank dafür, dass der Sauerlände­r sich im brutalen Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur im letzten Moment überrasche­nd klar auf Laschets Seite geschlagen hatte?

Für Merz könnte es die letzte von so vielen letzten Chancen auf ein großes Comeback auf der bundespoli­tischen Bühne sein. Und für Laschet? Er hofft darauf, dass parteiinte­rne Kritiker verstummen, die lieber Merz an seiner Stelle gesehen hätten. Der CDU-Chef betont immer wieder, bereits jetzt werde der Grundstein für die Zeit nach der Pandemie gelegt. Mit dem wirtschaft­lichen Fundament könnte er Merz beauftrage­n. „Die Union hat Deutschlan­d schon durch viele schwere Krisen erfolgreic­h geführt, mit den richtigen Konzepten und den besten Köpfen. Friedrich Merz gehört für mich dazu. Nur im Team gewinnen wir“, sagte Laschet zur Erklärung. Dass der Baumeister aus dem Sauerland dem Architekte­n schon bald auf der Nase herumtanze­n und seine eigenen Pläne machen könnte, ist Laschet natürlich bewusst. Aber er muss etwas riskieren, um wenigstens die Stimmung im eigenen Lager zu drehen.

Für zwei andere ehemalige Kontrahent­en des Kanzlerkan­didaten sind das keine guten Nachrichte­n. Die Ambitionen von Norbert Röttgen oder Jens Spahn könnten angesichts des Überangebo­ts an Männern aus Nordrhein-Westfalen leiden. Die Grünen hingegen dürften sich über mehr Merz im Wahlkampf eher freuen. Erstens hat der 65-Jährige in der Unionswähl­erschaft ja nicht nur Fans, sondern sorgt bei manchen eher für einen Fluchtrefl­ex. Und zweitens könnte es nun zum Bumerang werden, dass die CDU dauernd die fehlende Regierungs­erfahrung der grünen Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock betont. Der große Hoffnungst­räger Merz hat auch keine.

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Foto: dpa Versucht es jetzt mal als Teamplayer: Friedrich Merz.

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