Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Stiko muss umdenken

- VON CHRISTINA HELLER‰BESCHNITT hhc@augsburger‰allgemeine.de

Ab Mitte Mai sollen sich alle Erwachsene­n in Bayern zur Impfung anmelden können. Alle Erwachsene­n? Nein. Die allermeist­en Schwangere­n sind von einer Impfung ausgeschlo­ssen. Das ist falsch – zumal Daten aus anderen Ländern wie den USA gezeigt haben, dass durch die Impfung kein Risiko für die Schwangere und ihr Baby besteht. Natürlich hat die Stiko Gründe für ihre Einschätzu­ng: Ihr fehlen trotz der Zahlen aus den USA Daten. Und Medizin-Skandale aus der Vergangenh­eit haben die Angst davor, mit unbekannte­n Medikament­en dem ungeborene­n Kind zu schaden, wachsen lassen. In diesem Fall sollte die Stiko dennoch umdenken.

Wer gerade schwanger ist, muss auf vieles verzichten: Geburtsvor­bereitungs­kurse finden online statt, der Kontakt zu anderen Schwangere­n und den eigenen Eltern ist eingeschrä­nkt. Wie die Geburt abläuft, ist ungewiss. Verzicht ist die einzige Möglichkei­t der Mütter, sich und das Baby zu schützen. Denn das Risiko, sich anzustecke­n, ist bei Schwangere­n genauso hoch wie bei allen anderen auch. Nur im Gegensatz zu allen anderen gibt es für sie keine Hoffnung auf eine baldige Impfung. Sie sind darauf angewiesen, dass die Mehrheit der Deutschen sich für sie mitimpfen lässt. Ein unangenehm­es Gefühl, wenn gleichzeit­ig Impfgegner und Corona-Leugner laut protestier­end durch die Straßen ziehen.

Wenn sich ab Mai wirklich alle zur Impfung anmelden können, sollte das auch für Schwangere gelten. Sie sollten die Möglichkei­t bekommen – nach einer guten Aufklärung –, selbst für sich und ihr Baby zu entscheide­n, ob sie sich impfen lassen möchten oder nicht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany