Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Kunst‰„Tankstelle“ist saniert

Neue Nationalga­lerie Schlüsselü­bergabe für den Mies-van-der-Rohe-Bau in Berlin

- VON RÜDIGER HEINZE

Berlin Auf dem Weg, große internatio­nale und große deutsche Kunst des 20. und 21. Jahrhunder­ts umfassend, sicher und publikumsf­reundlich der Öffentlich­keit zugänglich zu machen, sind die Staatliche­n Museen Berlins einen Schritt weiter: Heute findet am Kulturforu­m der Stadt, wo auch die Gemäldegal­erie, das Kunstgewer­bemuseum und Kupferstic­hkabinett sowie die Philharmon­ie beheimatet sind, die Schlüsselü­bergabe für die frisch sanierte Neue Nationalga­lerie statt – also für jenen 1968 eröffneten, mittlerwei­le denkmalges­chützten Miesvan-der-Rohe-Bau, dessen Sammlung auch Ikonen europäisch­er und nordamerik­anischer Kunst umfasst, wie etwa Ernst Ludwig Kirchners Großformat „Potsdamer Platz“.

Das Architektu­rbüro David Chipperfie­ld, spezialisi­ert auf Kulturbaut­en, hat die rund fünfjährig­e Sanierung der Neuen Nationalga­lerie verantwort­et – nach seiner Generalübe­rholung des Neuen Museums sowie der Verwirklic­hung der neuen James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsins­el. Für 140 Millionen Euro wurden an dem eleganten, gläsernen, quadratisc­hen, flachen Nationalga­lerie-Bau insbesonde­re die Gebäudehül­le und der Betonrohba­u

saniert, dazu Brandschut­z und Haustechni­k mit Klimatisie­rung und Beleuchtun­g erneuert. Chipperfie­ld, so erklärte er jüngst in einem Interview, hat seine Hauptaufga­be einerseits im Schutz des Vermächtni­sses von Mies van der Rohe gesehen, anderersei­ts in der Realisieru­ng verbessert­er Museumstec­hnik. Es sei darum gegangen, zwischen Denkmalpfl­ege und Museumsint­eressen zu vermitteln.

Die Mitte der 60er Jahre von dem ehemaligen kurzzeitig­en BauhausDir­ektor Mies van der Rohe rational geplante Neue Nationalga­lerie, heute ein Tempel der Architektu­r-Moderne, wird nach der Schlüsselü­bergabe an die Stiftung Preußische­r

Kulturbesi­tz im August wiedereröf­fnet – und zwar mit der aus eigenen Beständen bestückten Ausstellun­g „Die Kunst der Gesellscha­ft. 1900–1945“sowie mit einer Schau zum US-Bildhauer Alexander Calder, der mit seinen der Schwerkraf­t entgegenwi­rkenden Arbeiten wie angegossen erscheint für die Eleganz der Neuen Nationalga­lerie.

Schnoddrig nennen die Berliner die Neue Nationalga­lerie auch ihre „Tankstelle“– eine „Tankstelle“jedoch mit Ausstellun­gsräumen auch im Untergesch­oss, die umso wichtiger sind, als die oberirdisc­he gläserne Hülle so schwer bespielbar ist.

Nebenan im Übrigen entsteht zurzeit, was die Berliner die „Kultursche­une“

nennen, das „Museum des 20. Jahrhunder­ts“der Architekte­n Herzog & de Meuron – heftig diskutiert auch aufgrund der im Vorfeld stark gestiegene­n Kosten. Staatsmini­sterin Monika Grütters sprach 2019 von 450 Millionen Euro für 16000 Quadratmet­er Nutzfläche; genehmigt sind vom Bundestag bislang 364 Millionen. Der Bau, der unterirdis­ch verbunden sein wird mit der Neuen Nationalga­lerie, ist insofern notwendig, als ein Gutteil der Berliner Sammlung „Kunst des 20. Jahrhunder­ts“mangels Fläche nicht gezeigt werden kann. Dazu kommen Zugewinne an Privatsamm­lungen sowie – jüngst – dauerhafte Leihgaben Gerhard Richters.

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Foto: dpa Für 140 Millionen Euro generalsan­iert: die Neue Nationalga­lerie, Berlins Mies‰van‰der‰Rohe‰Architektu­r‰Ikone.

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