Augsburger Allgemeine (Land West)

Führte Ex‰Fußballer Doppellebe­n?

Justiz Früherer Nationalsp­ieler Christoph Metzelder steht vor Gericht

- VON OLAF KUPFER UND ALEXANDER HEFLIK

Düsseldorf Als sich in der großen Fußballare­na in Düsseldorf gerade einmal 2844 Zuschauer versammelt­en, um das Drittliga-Spiel zwischen dem KFC Uerdingen und Preußen Münster zu verfolgen, wurde auch Christoph Metzelder gesehen. Allein sah er sich das Spiel an, weit entfernt von allen anderen Besuchern. Es war der 22. Februar 2020 – schon zuvor war er weitgehend abgetaucht, seitdem ist er in der Öffentlich­keit gar nicht mehr zu sehen gewesen. An diesem Donnerstag wird Metzelder aber wieder auf der Bildfläche erscheinen. Drei Prozesstag­e sind bis zum 10. Mai angesetzt im Amtsgerich­t in Düsseldorf­Oberbilk (Kz. 126 Ds - 71 Js 1108/19 - 590/20).

Der 40-jährige Metzelder muss sich wegen „des Unternehme­ns, einer anderen Person Besitz an kinderporn­ografische­n Schriften zu verschaffe­n, in 29 Fällen und Besitzes kinderporn­ografische­r und jugendporn­ografische­r Schriften in einem weiteren Fall“verantwort­en. Er hat sich bislang zu den Vorwürfen nicht öffentlich geäußert.

Die Chronologi­e der Ereignisse beginnt 2019, als Ermittlung­en gegen den Ex-Nationalsp­ieler aufgenomme­n werden. Metzelder befindet sich zu diesem Zeitpunkt in der Ausbildung zum Fußballleh­rer in der Sportschul­e Hennef, er wird aber auch als künftiger Präsident des Deutschen Fußball-Bundes gehandelt. Gefühlt befindet er sich auf der Überholspu­r, alle Türen im Fußball stehen ihm offen. Er ist Sky-Experte, zudem Mitinhaber einer Werbeagent­ur und Stifter der Christoph-Metzelder-Stiftung, die sich für Chancengle­ichheit von Kindern einsetzt.

Doch dann wird es still um ihn. Seine Jobs gibt er auf, tritt von allen Ämtern zurück, ist nirgendwo mehr Kandidat. Was auch sein aktueller Rechtsbeis­tand, Prof. Ulrich Sommer, zu dem er im Oktober vergangene­n Jahres wechselt, in einem Interview mit rtl.de bestätigt. Dessen Kernaussag­e ist, Christoph Metzelder sei „natürlich nicht pädophil“. Dass er eine Art Doppellebe­n führe, „sei gar nicht so weit hergeholt“. Und: „Der Sachverhal­t als solcher ist in seiner moralische­n Bewertung nicht wegzudisku­tieren.“

Sommers Plan könnte sein, dass Christoph Metzelder durch den Medien-Boost eine Art Vorverurte­ilung und so auch schon seine Strafe erhalten habe, eine Art öffentlich­es Gefängnis. Was nicht von der Hand zu weisen ist: Der Handlungsr­eisende in Sachen Fußball hat praktisch sein berufliche­s Leben einstellen müssen. Und, so sein Rechtsbeis­tand, Metzelder befinde sich in Therapie, in der es „um Sexualität und Umgang mit Frauen“gehe.

Sommer zielt aber offenbar auch auf die Hauptzeugi­n aus Hamburg ab. Sie sei die Provokateu­rin seines Mandanten im Austausch kinderporn­ografische­r Inhalte. Was wiederum deren Anwalt Leon Kruse abstreitet: „Das Verhalten meiner Mandantin hat mit Provokatio­n nichts zu tun. Metzelder hat das Gespräch auf sexuelle Fantasien mit Minderjähr­igen gelenkt. Sie hat das Notwendige getan, um Straftaten gegen Kinder zu verhüten. Das verlangt viel Mut.“Ob die Frau im Prozess in Düsseldorf aussagen wird, ist noch unklar. Gegen sie wurde ein Strafbefeh­l in Höhe von 1000 Euro erlassen, das Verfahren ist noch nicht abgeschlos­sen.

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