Augsburger Allgemeine (Land West)

Diese Ideen hat Weinzierl für den FCA

Fußball Dem Trainer ist zuletzt in der Spielweise die Augsburger Identität verloren gegangen, die möchte er wiederbele­ben. Dabei soll ihm mit Rainer Maurer ein erfahrener Mann als Assistent helfen

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Markus Weinzierl ist direkt. Mit Scheu vor Kritik hält er sich erst gar nicht auf. Er spricht klar an, was ihm in den vergangene­n Spielen des FC Augsburg aufgefalle­n ist. Der neue Trainer hat dabei eine klare Meinung, die er sich nach intensivem Studium gebildet hat. Er hatte sich jede Partie des FCA zuletzt angesehen. „Mir ist so ein bisschen die Identität verloren gegangen“, sagte Weinzierl. In eine ähnliche Richtung ging zuletzt auch immer wieder die Kritik der FCAVerantw­ortlichen. Was auch daran lag, dass unter seinem Vorgänger Heiko Herrlich keine spielerisc­he Entwicklun­g gelungen war.

Daran wird Weinzierl arbeiten. Zunächst aber hat er die Aufgabe, den Klassenerh­alt zu schaffen. Drei Spieltage hat er dazu noch Zeit, der Spielplan sieht Partien in Stuttgart und München sowie zu Hause gegen Werder Bremen vor. Weinzierl möchte die alten Augsburger Stilmittel aus dem Schrank holen, die den Klub schon seit zehn Jahren in der Bundesliga halten. Weinzierl sprach dabei vom „Spaß am Zweikampf und eklig sein“, das Anlaufen des Gegners, Flügelspie­l, aber vor allem von Umschaltmo­menten. „Es war immer die größte Stärke des FC Augsburg, geradlinig zu kontern, in den Rücken des Gegners zu kommen“, erklärte Weinzierl. Natürlich brauche es aber auch eine „gemeinsame defensive Idee“.

Die ersten Trainingse­inheiten haben dem 46-Jährigen gefallen. Die Mannschaft habe mit viel Eifer trainiert. Auf dem Platz müsse aber noch mehr kommunizie­rt werden. „Wir müssen von innen heraus das Feuer entfachen“, sagte der Trainer. Auf die Fans kann er auch in der Schlusspha­se der Saison wegen der Corona-Pandemie nicht bauen. Aber immerhin darauf, dass aus seiner Sicht nun alle die prekäre Situation verstanden hätten. Zumindest war das sein Eindruck der ersten Tage beim FCA.

Wichtig ist dem Rückkehrer, der von 2012 bis 2016 sehr erfolgreic­h beim FCA gearbeitet und die Europa League erreicht hatte, das Besinnen

auf die eigenen Fähigkeite­n. „Ich bin ein Freund davon, aus eigener Stärke heraus zu agieren. Die Mannschaft hat meiner Meinung nach zu viel reagiert“, sagte Weinzierl. Sein Mittel dagegen: mehr Mut und Aggressivi­tät. Von mehr Mut im Spiel nach vorne hatte auch Heiko Herrlich immer geredet. Zu sehen war davon aber selten etwas. Nicht einmal in den Partien gegen die direkten Konkurrent­en Bielefeld, Schalke und Köln, als nur ein Punkt gelungen war, was in der Endabrechn­ung auch zur Trennung führte. Der Klassenerh­alt war mehr und mehr in Gefahr geraten.

Weinzierl etabliert gerne eine feste Achse in seinen Mannschaft­en, auf die er in der Vielzahl der Spiele baut. Lobend sprach er auf Nachfrage in seiner ersten Pressekonf­erenz etwa von Florian Niederlech­ner, den er bisher nur als Spieler des Gegners kannte. Da habe er mehrfach Tore gegen ihn erzielt. „Ich bin froh, ihn jetzt in meiner Mannschaft zu haben“, so Weinzierl. André Hahn, zuletzt häufiger in der Sturmspitz­e, sieht er eher als Außenspiel­er. Auch von den offensiven Qualitäten eines Daniel Caligiuri, Marco Richter oder Ruben Vargas ist er überzeugt. „Das sind TopKonters­türmer, die man nur einsetzen kann, wenn man auch kontert. Dafür brauchst du die Ballerober­ung, das ist ein wichtiger Ansatzpunk­t“, erläuterte Weinzierl. Als Assistent wird ihn zunächst bis Saisonende Rainer Maurer unterstütz­en. Der 61-jährige Allgäuer war ein Vorschlag von Stefan Reuter. Weinzierl stimmte zu und freut sich auf die „Zuarbeit des alten Hasen“.

Auf Schalke und in Stuttgart hatte Weinzierl nicht den erhofften Erfolg. Bei zwei großen Vereinen mit vielen Nebengeräu­schen. „Ich habe meine Schlüsse gezogen“, sagte er. In Augsburg ist es ruhiger. Weinzierl weiß, was ihn erwartet.

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Foto: Ulrich Wagner Markus Weinzierl (l.) arbeitet zumindest bis Saisonende mit Rainer Maurer als Co‰ Trainer zusammen. Der Allgäuer war ein Vorschlag von Stefan Reuter.

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