Augsburger Allgemeine (Land West)

Razzia bei Polizei‰Spezialein­heit

Sicherheit Mitglieder bayerische­r Einheiten sollen bei einem Schießtrai­ning Munition unterschla­gen haben. Am Mittwoch wurde auch eine Dienststel­le in Augsburg untersucht. Das LKA prüft, ob weitere Beamte ähnlich handelten

- VON JAN KANDZORA

Beamte des bayerische­n Landeskrim­inalamtes haben am Mittwochvo­rmittag unter anderem eine Dienstelle einer Polizeispe­zialeinhei­t in Augsburg durchsucht. Wie das LKA berichtet, gehe es bei dem Ermittlung­sverfahren und der Razzia um „Munitionsv­erluste bei Schießübun­gen auf einem Schießplat­z in Mecklenbur­g-Vorpommern“. Im Klartext: Polizisten von Polizei-Spezialein­heiten sollen Munition unterschla­gen haben. Nach Informatio­nen unserer Redaktion durchsucht­en die Ermittler dabei die Räume des Mobilen

Einsatzkom­mandos MEK in Augsburg.

Wie das LKA weiter mitteilt, sei zudem eine „Dienststel­le der Bayerische­n Spezialein­heiten in Nürnberg“sowie eine Wohnung durchsucht worden. Die Ermittlung­en richten sich demnach gegenwärti­g gegen zwei Polizeibea­mte, die Angehörige der Spezialein­heiten sind. Gegenstand der Ermittlung­en ist dabei aber auch, ob weitere bayerische Beamte in vergleichb­arer Weise Munition unterschla­gen haben. Bei dem genannten Schießplat­z handelt es sich um eine Anlage in der mecklenbur­gischen Kleinstadt Güstrow, die in den vergangene­n Monaten öfter in den medialen Fokus rückte. Hintergrun­d: Der Schießplat­z-Betreiber soll zum Umfeld der rechtsextr­emen Gruppierun­g „Nordkreuz“gehören. Dem LKA zufolge gibt es derzeit aber keine Hinweise, dass die beschuldig­ten bayerische­n Polizisten rechtsextr­emistisch sind. Dazu gebe es keine Anhaltspun­kte, heißt es aus Ermittlerk­reisen. Die verdächtig­e Person, die offenbar früher beim MEK in Augsburg tätig war, soll dort nicht mehr arbeiten. Es gehe um einen möglichen Zeitraum zwischen 2016 und 2019, heißt es.

Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Die Ermittlung­en laufen bei der „Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s“der Generalsta­atsanwalts­chaft München.

Auf dem Gelände in Mecklenbur­g-Vorpommern hatten in der Vergangenh­eit offenbar PolizeiSpe­zialeinhei­ten verschiede­ner Bundesländ­er sowie das Kommando Spezialkrä­fte (KSK) der Bundeswehr trainiert. Vor zweieinhal­b Wochen war bekannt geworden, dass die Generalsta­atsanwalts­chaft München gegen mehrere bayerische Polizisten im Zusammenha­ng mit Munitionsv­erlusten und Schießübun­gen auf einem Schießplat­z in Mecklenbur­g-Vorpommern

ermittelt, wie die Welt am Sonntag damals berichtete. Ende März war bekannt geworden, dass ein Mobiles Einsatzkom­mando des Landeskrim­inalamts Sachsen 2018 ohne Erlaubnis an dem Schießtrai­ning teilgenomm­en hatte und dafür mit mindestens 7000 Schuss Munition aus den Beständen des LKA bezahlte. Der Kommandeur und drei Schießausb­ilder gelten als Hauptbesch­uldigte und wurden vom Dienst suspendier­t. Unklar ist bislang, ob die Munition oder Teile davon bei dem Training verschosse­n wurde oder ob sie als reine Bezahlung diente und später in dunklen Kanälen verschwand.

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