Augsburger Allgemeine (Land West)

Die ersten Bewohner ziehen bald aufs Cema‰Areal

Immobilien Auf dem früheren Molkerei-Gelände in Oberhausen entsteht ein Wohngebiet. Ein erster Bauabschni­tt ist nahezu verkauft. Ein juristisch­er Streit zeigt, um welche Millionens­ummen es bei Projekten dieser Art geht

- VON JAN KANDZORA

Es ist eines der größten Bauvorhabe­n in Augsburg. Auf dem früheren Areal der längst nicht mehr existenten Central-Molkerei Augsburg, kurz Cema, könnten in den nächsten Jahren bis zu 800 Menschen wohnen – und die ersten schon in diesem Jahr in neu gebaute Wohnungen oder Reihenhäus­er einziehen. Aktuell sieht man auf dem Gelände zwischen Zirbelstra­ße und Meierweg enorme Bautätigke­it und viele Rohbauten, einige schon mit Fenstern und Türen. Keine Frage: Das neue Wohngebiet, hinter dessen Entwicklun­g die Augsburger Firmengrup­pe Solidas steht, ist ein Mammutproj­ekt. Eine Klage vor dem Landgerich­t rund um das CemaAreal zeigt nun auch, um welche Geldsummen es bei Projekten dieser Art in Augsburg geht.

Der Hintergrun­d ist komplex. Das gut zwei Hektar große Areal hatte Solidas erworben und entwickelt, also eine mögliche Wohnbebauu­ng geplant. Einen Teil davon verkaufte die Firmengrup­pe an die Firma Baustolz aus Ludwigsbur­g bei Stuttgart, die auf dem Gelände 30 Reihenhäus­er sowie 66 Wohnungen errichten will und damit recht weit ist. Ende des Jahres, teilt eine Sprecherin des Unternehme­ns mit, sollen die ersten Wohnungen und Häuser an die neuen Eigentümer übergeben werden. Baustolz wirbt damit, ihre Eigenheime bis zu 20 Prozent unter dem Marktpreis anzubieten. Die Reihenhäus­er auf dem Cema-Areal kosten in der Basisausst­attung je nach Wohnfläche zwischen 536.000 und 630.000 Euro, eine knapp 70 Quadratmet­er große Wohnung ist für 370.000 Euro zu haben. Beziehungs­weise: war in vielen Fällen zu haben. Denn während in den üblichen Immobilien­portalen in den vergangene­n Monaten viele Angebote des Projektes zu sehen waren, sind es inzwischen deutlich weniger geworden, die meisten der 96 Einheiten sind mittlerwei­le offenbar verkauft. Fast 90 Prozent der Einheiten seien verkauft, heißt es von Baustolz.

Es ist ein gemischter Bauabschni­tt, der sich auch an Familien richtet; Illustrati­onen der Firma zeigen Wohnungen und Reihenhäus­er in moderner Architektu­r und Grünfläche, die durch zueinander ausgericht­ete Gärten entstehen soll, sowie einen Spielplatz für Kinder. Die Zielgruppe des anderen Teils des Areals, der nicht von Baustolz errichtet wird, ist eine etwas andere: Hier baut Solidas zusammen mit dem Augsburger Bauunterne­hmen Infrabau selbst – eine Ausnahme, denn normalerwe­ise ist das Geschäftsm­odell von Solidas ein anderes.

Die Firmengrup­pe kauft Immobilien oder Areale, die sie für interessan­t erachtet, hält sie im Bestand oder verkauft sie weiter, wenn die Chance da ist. Manchmal entwickelt sie die Objekte auch, bringt also die Planung so weit auf den Weg, dass auf einem Areal gebaut werden kann oder verändert die Rahmenbedi­ngungen einer Immobilie so, dass sie mit Gewinn weiterverä­ußert werden kann. 259 Wohneinhei­ten will Solidas hier errichten, es handelt sich überwiegen­d um rund 25 Quadratmet­er große Mikroapart­ments, ein Angebot also eher für Studenten und Alleinsteh­ende. Nach Angaben von Anton Kopp, einem der Geschäftsf­ührer der Solidas-Gruppe, werde in diesem Abschnitt seit Anfang des Jahres gebaut, man plane, Ende kommenden Jahres fertig zu sein.

Dass es etwas länger dauert, liegt möglicherw­eise auch daran, dass der Plan für diesen etwa 10.000 Quadratmet­er großen Teil des Areals ursprüngli­ch ein anderer gewesen war. Eine Solidas-Firma hatte nämlich diesen Abschnitt des Geländes, der nicht von Baustolz bebaut wird, 2019 an eine Beteiligun­gsgesellsc­haft aus Hamburg verkauft, und zwar für 12,5 Millionen Euro, wie aus einer Klage hervorging, die in den vergangene­n Wochen in einem sogenannte­n Urkundenpr­ozess am Landgerich­t verhandelt wurde. Demnach zahlte die Investment­firma aus Hamburg auch rund eine Million Euro als Anzahlung an ein Unternehme­n aus der Solidas-Firmengrup­pe, überwies aber die weitere Kaufsumme nicht, woraufhin die Augsburger Firma den Kaufvertra­g kündigte. Nun forderte die Hamburger Gesellscha­ft die Anzahlungs­summe zurück.

Solidas argumentie­rte offenbar auch damit, dass man das Areal nicht für den ursprüngli­chen Kaufpreis habe weiterverk­aufen können und deswegen die Anzahlungs­summe einbehalte­n habe. Das Gericht gab allerdings der Kläger-Firma Recht, wie eine Gerichtssp­recherin auf Anfrage mitteilt. Heißt: Solidas muss die Million Euro zurückzahl­en. Allerdings handelt es sich lediglich um ein sogenannte­s Vorbehalts­urteil, in einem Nachverfah­ren könnte es noch zu einem anderen Urteil kommen. Solidas-Geschäftsf­ührer Anton Kopp sagt allerdings, man habe sich mit der Klägerseit­e geeinigt und das Geld überwiesen, die Klage sei aus der Welt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Bauarbeite­n auf dem ehemaligen Cema‰Gelände an der Zirbelstra­ße schreiten voran.

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