Augsburger Allgemeine (Land West)

In Bergheim ist die Maibaum‰Welt wieder in Ordnung

Brauchtum Fast überall in der Stadt mussten die Bäume in ihren Lagern bleiben. Die Vereine sahen sich wegen der Corona-Lage nicht imstande, sie aufzustell­en – mit einer Ausnahme

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Der 1. Mai ist in den Stadtteile­n traditione­ll der Termin, an dem sich die Vereine bei einer Maifeier präsentier­en und mit dem Aufstellen eines Maibaums eine schöne Gemeinscha­ftsaktion bieten. Bereits zum zweiten Mal hat die Corona-Krise das Fest verhindert – und auch der geschmückt­e Baum konnte in kaum einem Stadtteil aufgestell­t werden.

In Bergheim ist die Welt zumindest ein Stück weit wieder in Ordnung. Nachdem der Stadtteil 2020 zum ersten Mal seit Jahrzehnte­n ohne Maibaum auskommen musste, ziert heuer wieder ein Baum den Platz vor dem Kindergart­en St. Remigius. Der Baum ist zwar „nur“15 Meter hoch, dafür aber aufwendig mit einem Rinden-Schnitzmus­ter verziert. Weil auf dem kleinen Baum nicht alle Vereinssch­ilder gepasst hätten, haben sich die Bergheimer entschiede­n, nur das Augsburger Stadtwappe­n und das Bergheimer Stadtteilw­appen anzubringe­n, wie der Vorsitzend­e der Freiwillig­en Feuerwehr Bergheim, Maximilian Hochleitne­r berichtet.

Die Schnitzere­ien, wie sie eigentlich eher in Oberbayern verbreitet sind, haben die in mehreren Vereinen engagierte­n Bergheimer Jakob Hecht und Johannes Schönauer in stundenlan­ger Arbeit angebracht. Um die Optik des Baumes kümmern sich in Bergheim traditione­ll die Mitglieder des Obst- und Gartenbauv­ereins. In diesem Jahr konnten wegen der Kontaktbes­chränkunge­n nur Christine und Susanne Lechner an dem Baum arbeiten und den Metallfuß mit Tannenzwei­gen verschöner­n. Susanne Lechner hat im vergangene­n Jahr die Leitung über die Kranzbinde­rinnen übernommen – einen Kranz gab es aber auch in diesem Jahr nicht. „Aber ich bin froh, dass wir wieder einen Maibaum haben – das ist eine wichtige Tradition in Bergheim“, freut sich die junge Frau.

Dass Bergheim wieder einen Maibaum aufstellen konnte, ist vor allem den Kameraden der Freiwillig­en Feuerwehr zu verdanken, die den Baum aus den Bayerische­n Staatsfors­ten geholt und mithilfe eines Baukrans der Firma Eser aufgestell­t haben. „Normalerwe­ise sind wir 15 bis 20 Mann, um den Baum aufzuricht­en – dieses Jahr mussten vier Mann reichen“, so Maximilian Hochleitne­r. Weil der Baum aus dem Wald direkt hinter dem Stadtteil stammt, habe es auch keine Genehmigun­gsprobleme mit dem Transport durch die Feuerwehr gegeben, berichtet er.

An den Genehmigun­gen gescheiter­t sind in diesem Jahr dagegen die Pferseer. Weil der Baum nicht im Rahmen des traditione­llen Umzugs über die Luitpoldbr­ücke geschafft werden konnte, hat sich der Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft der Pferseer Vereine und Organisati­onen (AGP), Peter Emil Monz, um eine Sondergene­hmigung für den Transport bemüht – und ist an den komplizier­ten Online-Genehmigun­gsformular­en der Stadt gescheiter­t. „Man muss dazu sagen, dass wir uns etwas spät entschiede­n haben, ein Zeichen für Pfersee zu setzen und den Baum doch zum 1. Mai aufzustell­en“, sagt der AGP-Vorsitzend­e. Doch er hätte nicht erwartet, solche Schwierigk­eiten mit der Online-Genehmigun­g zu bekommen. „Ich bin ja leidensfäh­ig, was Formulare betrifft, aber das war schon extrem“, sagt der Rechtsanwa­lt resigniert. Nachdem er sich mit technische­n Themen wie „Achslast“und „Achsabstan­d“des Transportf­ahrzeugs auseinande­rgesetzt hatte, habe das Formular bei der „Plausibili­tätsprüfun­g“immer wieder Fehler angezeigt. Selbst die zuständige Sachbearbe­iterin bei der Stadt habe ihm nicht helfen können. „Ich werde mich weiter um die Genehmigun­g bemühen – dann wird es halt ein Junibaum“, so der Vorsitzend­e.

Andere Arbeitsgem­einschafte­n wie die Gögginger hatten sich schon im Vorfeld entschiede­n, ihren Baum erst aufzustell­en, wenn es die Corona-Lage wieder zulässt. Auch in

Lechhausen hofft man darauf, dass es wenigstens einen Juni- oder auch Julibaum geben könne, wenn die Inzidenzen wieder niedriger sind.

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Foto: M. Hochgemuth Christine (li.) und Susanne Lechner wa‰ ren beim Schmücken des Bergheimer Baums im Einsatz.

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