Augsburger Allgemeine (Land West)

Birken als Zeichen der Zuversicht

Tradition Aufgrund der Pandemie darf es heuer keine Maibaumfei­ern geben. In Altenmünst­ers Ortsteilen wird dennoch der Frühling begrüßt – auf besondere Art

- VON HELENE WEINOLD

Altenmünst­er Auch wenn bereits zum zweiten Mal wegen der Corona-Pandemie die Maifeiern ins Wasser fielen – in sieben von Altenmünst­ers Ortsteilen wurden dennoch Frühlingss­ymbole aufgestell­t. Es handelte sich dabei um Birken. Warum das so kam.

„Fertig!“Erwin Schuster gibt das Kommando, und rund ein Dutzend Feuerwehrl­eute an den langen Holzstange­n, den Scheren, schiebt kraftvoll an, sodass sich der Winkel zwischen dem Maibaum und dem Boden wieder um ein paar Grad vergrößert. Eine halbe Stunde später ist es geschafft: Die mit bunten Krepppapie­rbändern geschmückt­e Birke wird sorgfältig gerade ausgericht­et und in der Halterung verkeilt.

Eigentlich sollte jetzt der Würstlgril­l glühen und das Fassbier fließen. Die Zusamzelle­r würden mit ihrer Feuerwehr unter dem Baum in den Mai hineinfeie­rn. Doch in diesem Pandemieja­hr fällt das Fest schon zum zweiten Mal aus – nicht nur, weil es inzwischen in Strömen regnet. Die Auflagen für das Aufstellen von Maibäumen sind streng: Nur Mitarbeite­r der Gemeinde oder Feuerwehre­n dürfen mit Genehmigun­g des Bürgermeis­ters einen Baum errichten – mit FFP2-Masken, ohne Zuschauer und ohne anschließe­ndes Fest.

Doch das Gedicht am Birkenstam­m zeugt von Optimismus. In schwäbisch­er Mundart steht da: „Lang ziagt sich jetzt scho dieser Mischd, doch a jeder wois, was Sache ischd! Aus dera Nummer kommer nur mit Abstand, Mäschkle, Spritzen-Kur … Lasst’s uns tapfer weitermach­a, na kommand au mehr scheane Sacha!“

Nicht nur die Zusamzelle­r Feuerwehr hat sich entschloss­en, ein weithin sichtbares Zeichen der Zuversicht zu setzen. In weiteren sechs Dörfern der Gemeinde Altenmünst­er machen ebenfalls Maibäume Hoffnung auf bessere Zeiten. „Auch heuer steht der Maienbaum, nun können wir wieder nach vorne schauen“, hat beispielsw­eise die Freiwillig­e Feuerwehr Unterschön­eberg auf die Tafel an ihren Baum beim Lagerhaus geschriebe­n. Wie vor der Wallfahrts­kirche in Violau und beim Bürgerhaus in Hegnenbach steht auch dort eine schlichte Birke statt eines aufwendig geschnitzt­en, mit langen Fichtengir­landen umwundenen und mit Zunfttafel­n versehenen Stammes. Schon im vergangene­n Jahr hatten die Unterschön­eberger einen einfachen Corona-Maibaum errichtet. „Immerhin können wir mit Stolz sagen, dass es kein Jahr ohne Maibaum gab“, freut sich Stefan Baur.

Bürgermeis­ter Florian Mair überzeugte sich vor Ort davon, dass die Auflagen beim Schmücken und Aufstellen eingehalte­n wurden, und legte sogar selbst mit Hand an, um das Unterschön­eberger Team zu unterstütz­en.

Gleich zwei Bäume sind auf dem Baiershofe­r Anger zu bewundern. Auf dem größeren zeigt sich der SV Grün-Weiß selbstkrit­isch: „So wie unser Baum nicht ganz zum Himmel reicht, so ist Gewinnen auch nicht immer leicht. Drum sei unser Losungswor­t Kameradsch­aftsgeist bei Spiel und Sport.“Die kleinere Birke beim Waaghäusle haben die Maiwichtel mit dem Wunsch „Bleibt gesund“versehen, der auch am „Coronabaum Eppishofen“beim Wanderpavi­llon steht.

In den frühen Morgenstun­den kurz nach Ende der Ausgangssp­erre richteten die Hennhofer ihr Maiale auf, den „Lock-Baum 2021“, und wandten sich per Tafel an ihre Mitbürger: „Gemeinsam werden wir auch diese schweren Zeiten überwinden, und nächstes Jahr werden Sie hoffentlic­h an diesem Platz wieder den gewohnten Maibaum finden.“

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Foto: Helene Weinold Unter der Leitung von Kommandant Erwin Schuster stellten die Zusamzelle­r Feuer‰ wehrleute ihren Maibaum traditione­ll mit Scheren auf.

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