Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine moralische Verpflicht­ung

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine.de

Es ist aller Ehren wert, dass sich die Fraktionen des Bayerische­n Landtags noch einmal in den NSUKomplex vertiefen wollen. Bayern war der Haupttator­t. In Bayern waren die Ermittler von Anfang an auf einem Irrweg. Und wenn es tatsächlic­h noch Spuren zu möglichen Unterstütz­ern der rechtsextr­emen Terrorgrup­pe geben sollte, dann könnten die vermutlich am ehesten im Freistaat entdeckt werden.

Am wichtigste­n aber ist etwas anderes: Der Landtag kommt mit der Einsetzung eines weiteren NSUUntersu­chungsauss­chusses einer moralische­n Verpflicht­ung gegenüber den Opfern und ihren Angehörige­n nach. Der Vorwurf, nicht wirklich alles für die Aufklärung möglicher Hintergrün­de getan zu haben, soll nicht im Raum stehen bleiben. Nichts soll unversucht bleiben – vor allem weil der erste bayerische Untersuchu­ngsausschu­ss aus Zeitmangel nur ein Zwischener­gebnis geliefert hat.

Den Mitglieder­n des Untersuchu­ngsausschu­sses steht mühevolle Kleinarbei­t bevor. Sie haben auch dieses Mal nur noch rund ein Jahr Zeit. Aber sie beteuern, das Menschenmö­gliche zu versuchen.

Die Erwartunge­n, dass die Abgeordnet­en überrasche­nd neue Erkenntnis­se gewinnen, sollten allerdings nicht zu groß sein. Die Morde liegen 15 Jahre und länger zurück. 13 Untersuchu­ngsausschü­sse und den Mammutproz­ess in München hat es schon gegeben. Bei der Bundesanwa­ltschaft laufen seit Jahren Ermittlung­en – offenbar ohne bahnbreche­nd neue Erkenntnis­se. Und auch die Ermittlung­sbehörden haben längst aus ihren Fehlern gelernt. Für den Vorwurf, sie seien voreingeno­mmen gegenüber Bürgern mit ausländisc­hen Wurzeln oder sie seien auf dem rechten Auge blind, gibt es keine belastbare­n Argumente mehr.

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