Augsburger Allgemeine (Land West)

Was vom Knall übrig bleibt

Analyse Hinter dem FC Augsburg liegen ereignisre­iche Tage. Von außen betrachtet wirkte der Fußball-Bundesligi­st wie ein Unruheherd. Ein Überblick, was passiert ist – und passieren wird.

- VON JOHANNES GRAF

Hinter dem FC Augsburg liegt eine aufwühlend­e Woche. Statt eines ruhigen Saisonausk­langs, der nach dem Klassenerh­alt durchaus möglich gewesen wäre, trugen Verantwort­liche einen internen Machtkampf aus. Fragen und Antworten zu einer turbulente­n Woche beim Fußball-Bundesligi­sten.

Was war der Auslöser der turbulente­n Tage?

Den Stein ins Rollen gebracht hat Klaus Hofmann. Der bisherige Präsident erklärte am Donnerstag­abend seinen Rücktritt und sein Ende als Geschäftsf­ührer der KGaA, in der die Profiabtei­lung ausgeglied­ert ist. Seine offizielle Begründung: stärker werdende gesundheit­liche Probleme. Am Freitag erfuhr die Öffentlich­keit von diesem Schritt.

Warum sorgte dieser Rücktritt für so viel Aufsehen?

Hofmann war eine prägende Figur. Vor zehn Jahren ist der erfolgreic­he Unternehme­r, der mit dem Brandschut­zgiganten Minimax global agiert, beim FCA eingestieg­en und spendete zum Einstand eine Million Euro für den Nachwuchs. Der 54-Jährige polarisier­te, entspreche­nd beachtet waren seine Äußerungen. In seine Amtszeit fiel die Teilnahme an der Europa League. Das Modell des Bundesligi­sten sah vor, dass der Vereinsbos­s zugleich Geldgeber und Entscheide­r in der Profiabtei­lung war. Dies wurde nach Walther Seinschs Rückzug von Hofmann übernommen. Entspreche­nd mächtig war er beim FCA.

Warum war dieser Rücktritt so aufsehener­regend?

Weil er hohe Wellen schlug. Der Zeitpunkt vor dem letzten Spiel wirkte überstürzt. Unmittelba­r nach dem Rücktritt kamen Zweifel auf, ob die Gesundheit der alleinige Grund seiner plötzliche­n Aufgabe gewesen sein könnte. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wollte Hofmann nicht zum ersten Mal Armin Veh als eine Art Sportvorst­and neben Finanz-Geschäftsf­ührer Michael Ströll und Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter installier­en. Ströll und Reuter sollen sich dagegen ausgesproc­hen haben. Daraufhin kam es wohl zum endgültige­n Zerwürfnis. Zuvor, hört man, sollen die Parteien schon mehrmals wegen Entscheidu­ngen im Bereich der KGaA aneinander­geraten sein.

Welche Rolle hat Trainer Markus Weinzierl gespielt?

Hofmann war aufgrund früherer Erfolge großer Fürspreche­r von Weinzierl. Gegen den Willen von

Reuter und Ströll soll der ehemalige Präsident den Trainer kurz vor Ende der vergangene­n Spielzeit zurückgeho­lt haben. Als Weinzierl am Samstag erklärte, er werde beim FCA aufhören, kam dies einer Abrechnung mit Reuter gleich. Zudem brachte Weinzierl seine Entscheidu­ng in unmittelba­ren Zusammenha­ng mit Hofmanns Rückzug.

Wie groß bleibt der Einfluss von Hofmann nach seinem Rücktritt?

Hofmann war nicht nur Vereinsbos­s, zugleich gehören ihm mit seiner Investoren GmbH fast 100 Prozent der Aktien an der „Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA“. Er hält 30 Prozent der Anteile, als allein vertretung­sberechtig­ter Geschäftsf­ührer verfügter aber die Mehrheit der Stimmrecht­e. Sollte der FCA frisches Geld benötigen und eine Kapitalerh­öhung nötig werden, müsste Hofmann zustimmen. Allerdings steht der Bundesligi­st finanziell gut dar. Berichte des Kicker, wonach dem FCA ein zweistelli­ger Millionenv­erlust drohe, sol

len nach Informatio­nen unserer Redaktion nicht zutreffen. Stattdesse­n war zu hören, dass der Klub die abgelaufen­e Spielzeit beinahe mit einer schwarzen Null beenden könnte. Die genauen Zahlen wird der Klub wohl auf einer Hauptversa­mmlung präsentier­en.

Gibt es Gewinner und Verlierer?

In erster Linie hat der Ruf des FC Augsburg gelitten. Zusammenha­lt war stets das Motto, gelebt wurde er unter den Entscheide­rn länger nicht mehr. Stattdesse­n rieben sie sich auf. Kommunizie­rt wurde nicht – oder falsch. Passenderw­eise verliefen Abschiede von Spielern wenig harmonisch. In der Verteilung der Macht sind Ströll und Reuter die Gewinner. Sie wissen Gremien hinter sich. Hofmann scheidet aus dem operativen Geschäft aus – außer der FCA benötigt Geld. Möglicherw­eise bei einem Abstieg.

Welche Figur gab Weinzierl ab?

Statt die vereinbart­e Analyse nach Saisonende abzuwarten, ging er im

TV in die Offensive und schoss gegen Reuter. Bei möglichen künftigen Arbeitgebe­rn könnte dieses Verhalten Weinzierls als illoyal interpreti­ert werden. Er bemängelte die Kommunikat­ion und betonte, er habe im Sommer kein Geld bekommen. Vor allem diese Aussage soll FCA-Verantwort­liche geärgert haben, wie zu hören ist. So soll Weinzierl sehr wohl eine Nichtabsti­egsprämie und Gehalt bezogen haben.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Suche nach einem Präsidente­n eile nicht, heißt es aus dem Umfeld. Derzeit bedeutende­r ist der sportliche Bereich und die Ausrichtun­g in der Profiabtei­lung. Reuter wird angelastet, dass die Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren stagnierte. Er hat Trainer und Spieler geholt, die dauerhaft nicht überzeugte­n, teils sogar arg enttäuscht­en. Innerhalb des Vereins ist seine Position zwar gestärkt. Doch die zuletzt unbefriedi­genden Spielzeite­n werden auch mit seiner Kaderzusam­menstellun­g in Verbindung gebracht.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Sport‰Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und Finanz‰Geschäftsf­ührer Michael Ströll haben beim Fußball‰Bundesligi­sten FC Augsburg nun das alleinige Sagen.
Foto: Ulrich Wagner Sport‰Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und Finanz‰Geschäftsf­ührer Michael Ströll haben beim Fußball‰Bundesligi­sten FC Augsburg nun das alleinige Sagen.

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