Augsburger Allgemeine (Land West)
Was vom Knall übrig bleibt
Analyse Hinter dem FC Augsburg liegen ereignisreiche Tage. Von außen betrachtet wirkte der Fußball-Bundesligist wie ein Unruheherd. Ein Überblick, was passiert ist – und passieren wird.
Hinter dem FC Augsburg liegt eine aufwühlende Woche. Statt eines ruhigen Saisonausklangs, der nach dem Klassenerhalt durchaus möglich gewesen wäre, trugen Verantwortliche einen internen Machtkampf aus. Fragen und Antworten zu einer turbulenten Woche beim Fußball-Bundesligisten.
Was war der Auslöser der turbulenten Tage?
Den Stein ins Rollen gebracht hat Klaus Hofmann. Der bisherige Präsident erklärte am Donnerstagabend seinen Rücktritt und sein Ende als Geschäftsführer der KGaA, in der die Profiabteilung ausgegliedert ist. Seine offizielle Begründung: stärker werdende gesundheitliche Probleme. Am Freitag erfuhr die Öffentlichkeit von diesem Schritt.
Warum sorgte dieser Rücktritt für so viel Aufsehen?
Hofmann war eine prägende Figur. Vor zehn Jahren ist der erfolgreiche Unternehmer, der mit dem Brandschutzgiganten Minimax global agiert, beim FCA eingestiegen und spendete zum Einstand eine Million Euro für den Nachwuchs. Der 54-Jährige polarisierte, entsprechend beachtet waren seine Äußerungen. In seine Amtszeit fiel die Teilnahme an der Europa League. Das Modell des Bundesligisten sah vor, dass der Vereinsboss zugleich Geldgeber und Entscheider in der Profiabteilung war. Dies wurde nach Walther Seinschs Rückzug von Hofmann übernommen. Entsprechend mächtig war er beim FCA.
Warum war dieser Rücktritt so aufsehenerregend?
Weil er hohe Wellen schlug. Der Zeitpunkt vor dem letzten Spiel wirkte überstürzt. Unmittelbar nach dem Rücktritt kamen Zweifel auf, ob die Gesundheit der alleinige Grund seiner plötzlichen Aufgabe gewesen sein könnte. Nach Informationen unserer Redaktion wollte Hofmann nicht zum ersten Mal Armin Veh als eine Art Sportvorstand neben Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll und Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter installieren. Ströll und Reuter sollen sich dagegen ausgesprochen haben. Daraufhin kam es wohl zum endgültigen Zerwürfnis. Zuvor, hört man, sollen die Parteien schon mehrmals wegen Entscheidungen im Bereich der KGaA aneinandergeraten sein.
Welche Rolle hat Trainer Markus Weinzierl gespielt?
Hofmann war aufgrund früherer Erfolge großer Fürsprecher von Weinzierl. Gegen den Willen von
Reuter und Ströll soll der ehemalige Präsident den Trainer kurz vor Ende der vergangenen Spielzeit zurückgeholt haben. Als Weinzierl am Samstag erklärte, er werde beim FCA aufhören, kam dies einer Abrechnung mit Reuter gleich. Zudem brachte Weinzierl seine Entscheidung in unmittelbaren Zusammenhang mit Hofmanns Rückzug.
Wie groß bleibt der Einfluss von Hofmann nach seinem Rücktritt?
Hofmann war nicht nur Vereinsboss, zugleich gehören ihm mit seiner Investoren GmbH fast 100 Prozent der Aktien an der „Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA“. Er hält 30 Prozent der Anteile, als allein vertretungsberechtigter Geschäftsführer verfügter aber die Mehrheit der Stimmrechte. Sollte der FCA frisches Geld benötigen und eine Kapitalerhöhung nötig werden, müsste Hofmann zustimmen. Allerdings steht der Bundesligist finanziell gut dar. Berichte des Kicker, wonach dem FCA ein zweistelliger Millionenverlust drohe, sol
len nach Informationen unserer Redaktion nicht zutreffen. Stattdessen war zu hören, dass der Klub die abgelaufene Spielzeit beinahe mit einer schwarzen Null beenden könnte. Die genauen Zahlen wird der Klub wohl auf einer Hauptversammlung präsentieren.
Gibt es Gewinner und Verlierer?
In erster Linie hat der Ruf des FC Augsburg gelitten. Zusammenhalt war stets das Motto, gelebt wurde er unter den Entscheidern länger nicht mehr. Stattdessen rieben sie sich auf. Kommuniziert wurde nicht – oder falsch. Passenderweise verliefen Abschiede von Spielern wenig harmonisch. In der Verteilung der Macht sind Ströll und Reuter die Gewinner. Sie wissen Gremien hinter sich. Hofmann scheidet aus dem operativen Geschäft aus – außer der FCA benötigt Geld. Möglicherweise bei einem Abstieg.
Welche Figur gab Weinzierl ab?
Statt die vereinbarte Analyse nach Saisonende abzuwarten, ging er im
TV in die Offensive und schoss gegen Reuter. Bei möglichen künftigen Arbeitgebern könnte dieses Verhalten Weinzierls als illoyal interpretiert werden. Er bemängelte die Kommunikation und betonte, er habe im Sommer kein Geld bekommen. Vor allem diese Aussage soll FCA-Verantwortliche geärgert haben, wie zu hören ist. So soll Weinzierl sehr wohl eine Nichtabstiegsprämie und Gehalt bezogen haben.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Suche nach einem Präsidenten eile nicht, heißt es aus dem Umfeld. Derzeit bedeutender ist der sportliche Bereich und die Ausrichtung in der Profiabteilung. Reuter wird angelastet, dass die Entwicklung in den vergangenen Jahren stagnierte. Er hat Trainer und Spieler geholt, die dauerhaft nicht überzeugten, teils sogar arg enttäuschten. Innerhalb des Vereins ist seine Position zwar gestärkt. Doch die zuletzt unbefriedigenden Spielzeiten werden auch mit seiner Kaderzusammenstellung in Verbindung gebracht.