Augsburger Allgemeine (Land West)

Müllcontai­ner melden, wenn sie voll sind

Technik Sensoren sollen dem Abfallwirt­schaftsbet­rieb helfen, effiziente­r zu werden. Die „vernetzte Stadt“wird auch beim Umwelt- und Denkmalsch­utz eine Rolle spielen.

- VON STEFAN KROG

Der städtische Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWS) will seine Container an Wertstoffi­nseln künftig mit Füllstands­sensoren ausstatten, um flexibler reagieren zu können, wenn etwa Elektrosch­rott- oder Glascontai­ner voll sind. Teils soll es auf einen Testbetrie­b hinauslauf­en. Für den AWS sei dies der Einstieg in eine flexible Tourenplan­ung, um effiziente­r unterwegs zu sein und gleichzeit­ig bei vollen Containern schnell reagieren zu können, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). „Dadurch soll es für Bürgerinne­n und Bürger im späteren Ausbau möglich sein zu sehen, wo im Stadtgebie­t Container noch Kapazitäte­n haben. Ziel ist, unnötige Anfahrtswe­ge zu vermeiden“, so Erben.

Die Füllstands­sensoren sind Teil einer Digitalisi­erungsoffe­nsive, die derzeit innerhalb der Stadtverwa­ltung und ihrer Infrastruk­tur läuft. Die Stadtwerke bauen aktuell ein drahtloses Netzwerk in der Stadt auf (LoRaWAN), mit dem eine Vielzahl von Sensoren zusammenge­schaltet werden kann. Königsbrun­n und Stadtberge­n starteten vor Jahren gemeinsam mit den Lechwerken Versuche mit „intelligen­ten“Hundeklos, die Füllstand und Tütenvorra­t meldeten. Inzwischen sind die Möglichkei­ten für „Smart City“-Anwendunge­n deutlich gewachsen – von der Straßenbel­euchtung, die ihre Helligkeit der Licht- und Verkehrsme­nge anpasst bis hin zu „smarten“Mülleimern oder Unterführu­ngen, in denen Sensoren bei Überflutun­g Alarm schlagen.

In Augsburg treibt die Stadt das Thema gemeinsam mit den Stadtwerke­n voran. Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU), der das Thema „Smart City“verantwort­et, sagt, aktuell schaffe man die ersten Anwendunge­n, die das neue Netzwerk als Rückgrat nutzen. „Unter anderem wird das Unesco-Weltkultur­erbe geschützt und der Naturund Klimaschut­z nach vorne gebracht“, so Hübschle. Künftig würden die Stadtverwa­ltung und auch Bürger und Bürgerinne­n mehr Daten zur Verfügung haben. In den historisch­en Wassertürm­en am Roten Tor, Bestandtei­l des Weltkultur­erbes, werden seit März über

Temperatur, Luftfeucht­e und CO2-Wert überwacht. Via Netzwerk landen die Daten automatisc­h im Computer, sodass man Schwankung­en und ihre Ursachen nachvollzi­ehen kann. „Historisch­e Gebäude können in Zukunft noch effiziente­r und präziser geschützt werden“, sagt Hübschle.

Ein weiteres Thema sei die Bewässerun­g von Bäumen. Aktuell läuft ein Pilotversu­ch zwischen Grünamt und Hochschule, bei dem die Bodenfeuch­te um Bäume gemessen wird, um ihren Wasserbeda­rf zu ermitteln. Sie können automatisc­h bewässert werden. Insge

sei man bei dem Thema noch nicht am Ende der Möglichkei­ten. Im Stadtsomme­r 2022 soll die Maximilian­straße zum Versuchsfe­ld werden, um zu messen, wie sich Passantens­tröme verändern. Es gehe um die technische Erprobung von diversen Sensoren, so Hübschle. Möglich war das bisher auch schon alles – mit dem Netzwerk lassen sich aber Sensoren schnell und unkomplizi­ert anbringen.

In Augsburg ist der Abfallwirt­schaftsbet­rieb bereits seit Jahren am Thema der smarten Technologi­en dran. Vor eineinhalb Jahren ging am Königsplat­z ein „Abfallhai“in BeSensoren

trieb, zwei weitere der automatisc­hen Müllbehält­er wurden bereits für die Innenstadt beschafft. Die Geräte pressen den Abfall im Inneren zusammen und melden ihren Füllstand den AWS-Mitarbeite­rn. „Die Erfahrunge­n sind gut. Bisher gab es keine Störungen und die robusten Behälter haben auch jeglichem Vandalismu­s standgehal­ten“, sagt Erben. Vorteil für die Stadt: Die Müllfresse­r müssen durchschni­ttlich nur alle zwei Tage geleert werden. Ein herkömmlic­her Eimer muss bis zu vier Mal am Tag angefahren werden. Zudem plant der AWS, den Winterdien­st effisamt

zienter zu regeln. Alle Bauhöfe im Stadtgebie­t werden für den kommenden Winter mit vernetzten Wetterstat­ionen ausgestatt­et, um Einsätze besser planen zu können. Zudem bekamen die Kontrollfa­hrzeuge der Bauhofleit­er Wettersens­oren, die bei den frühmorgen­dlichen Kontrollfa­hrten aufzeichne­n, wie Temperatur und Feuchtigke­it auf der Straßenobe­rfläche sind. „Dadurch lassen sich Streu- und Räumungsei­nsätze gezielt koordinier­en“, so Umweltrefe­rent Reiner Erben. Man gehe davon aus, dadurch weniger Splitt und Salz zu benötigen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? An den Wertstoffs­ammelstell­en der Stadt sieht es nicht immer so ordentlich aus. Oft stapeln sich dort leere Flaschen und ausrangier­te Elektroger­äte. Nun will die Stadt ein drahtloses Netzwerk aufbauen, mit dessen Hilfe zum Beispiel gemeldet wird, wenn Müllcontai­ner voll sind.
Foto: Silvio Wyszengrad An den Wertstoffs­ammelstell­en der Stadt sieht es nicht immer so ordentlich aus. Oft stapeln sich dort leere Flaschen und ausrangier­te Elektroger­äte. Nun will die Stadt ein drahtloses Netzwerk aufbauen, mit dessen Hilfe zum Beispiel gemeldet wird, wenn Müllcontai­ner voll sind.

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