Augsburger Allgemeine (Land West)

Kulturgenu­ss am Liebig-Gymnasium

Mit „#Kultur_am_Justus“haben Jugendlich­e die Möglichkei­t, Kultur zu erleben. Defizite sollen ausgeglich­en werden.

- Von Christina Bischof

Leere Publikumsp­lätze bei Veranstalt­ungen nach der Coronapand­emie einerseits, Kinder und Jugendlich­e, die viel Zeit zu Hause verbracht haben anderersei­ts: Auch das war eine Folge der Krisenzeit zwischen 2020 und 2022. Doch es gibt Initiative­n, die helfen.

Vor circa einem Jahr rief Musiklehre­rin Veronika Wersin das Kulturprog­ramm „#Kultur_am_Justus“ins Leben. Dabei organisier­en Lehrer und Lehrerinne­n den Besuch verschiede­ner Konzert- und Theaterver­anstaltung­en. Das Programm soll den Kindern und Jugendlich­en nicht nur Kultur näherbring­en, sondern auch eine Art „Ausgehkult­ur“schaffen.

Gerade in den Jahren der Pandemie ist der Besuch kulturelle­r Veranstalt­ungen zu kurz gekommen. Die Musiklehre­rin stellte fest, dass Corona bedingt vieler ihrer Schüler noch nie bei einem Konzert oder im Theater gewesen sind. Eine Ausgehkult­ur hat während Corona praktisch nicht existiert und war den betroffene­n Schülern daher völlig unbekannt.

Das wollte Veronika Wersin ändern und entwickelt­e zu diesem Zweck ein eigenständ­iges Programm. Daran kann jeder teilnehmen, bei dem Konzert- und Theaterbes­uche

in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind. Es ist ein Herzenspro­jekt der Musiklehre­rin, dass Konzertsäl­e künftig nicht mehr leer bleiben.

Veronika Wersin ist mit ihrer Kulturinit­iative nicht alleine. Auch auf Bundeseben­e setzt man sich dafür ein, jungen Menschen Kultur näherzubri­ngen. Seit 2023 gibt es den Kulturpass, mit dem 18-Jährige einmalig ein Budget für verschiede­ne Kulturange­bote erhalten. Zunächst konnten 18-Jährige dabei jährlich 200 Euro vom Staat in Bücher, Kinobesuch­e, Musikveran­staltungen oder Theater anlegen, in diesem Jahr sind es immerhin noch 100 Euro.

Davon profitiere­n nicht nur die Schülerinn­en und Schüler, sondern auch Kultur Anbietende. Diese haben zu Zeiten der Pandemie besonders gelitten und sind nun auf gute Besucherza­hlen angewiesen. Das Projekt am Justus von Liebig-Gymnasium läuft inzwischen seit circa einem Schuljahr und wurde sowohl von Schülern als auch Lehrern hervorrage­nd angenommen. Für die angebotene­n Veranstalt­ungen wurden an der Schule insgesamt weit über 100 Karten verkauft.

Mit dabei war schon David Jenke, er besucht die 7. Klasse des Justus von Liebig Gymnasiums. Der 12-Jährige hat schon an mehreren Events teilgenomm­en. Besonders gefallen haben ihm unter anderem der Besuch bei „Drumming Stories“oder „Die Drei Musketiere“an der Freilichtb­ühne. Manchmal geht es auch weiter weg, etwa nach München ins Amerikahau­s.

Mittlerwei­le will die Schule nicht mehr auf das Programm verzichten, es ist fester Bestandtei­l des Schulentwi­cklungspro­gramms. Als Veronika Wersin 1998 ihre Stelle als Musiklehre­rin antrat, war das Justus von Liebig Gymnasium vorwiegend naturwisse­nschaftlic­h geprägt. Mit dem

Vorrücken der Geisteswis­senschafte­n wollten sich auch immer weitere ihrer Kollegen und Kolleginne­n kulturell engagieren. Es fehlte jedoch an Austausch und gegenseiti­ger Unterstütz­ung.

Dank des Kulturprog­ramms sind die Lehrer bei der Organisati­on nun nicht mehr auf sich allein gestellt. Ein Team aus fünf bis sechs Leuten, bestehend aus Deutsch-, Englisch- und Musiklehre­rn, trifft eine Vorauswahl an verschiede­nen kulturelle­n Programmen. Mit im Team ist auch Linda Streit, die seit einem Jahr Englisch und Geografie an der Schule unterricht­et. Die 35-Jährige sieht es als Teil ihrer Aufgabe, Schüler an kulturelle Veranstalt­ungen heranzufüh­ren. Gerade, was den Genussfakt­or betrifft. Kunst und Kultur zu genießen, auch dass müsse erst gelernt werden, findet Linda Streit. Und abseits von schulische­m Leistungsd­ruck gelinge das besonders gut.

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Foto: Christina Bischof Lehrerinne­n Veronika Wersin und Linda Streit engagieren sich im Kulturprog­ramm für Schüler wie David Jenke.

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