Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Allesspiel­er

Wenn es brennt bei der Besetzung von Nebenrolle­n im „Tatort“, ist der ehemalige Feuerwehrm­ann Thomas Holländer zur Stelle. Bereits mehr als 20-mal war der Pfälzer Komparse im Sonntagskr­imi.

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Jimi Blue Ochsenknec­ht glaubt an Karma Schauspiel­er und Sänger Jimi Blue Ochsenknec­ht glaubt an höhere Mächte. „Ich glaube an Schicksal, ich glaube an Karma“, sagte der 32-Jährige. „Ich glaube daran, dass man etwas Gutes zurückbeko­mmt, wenn man etwas Gutes tut.“Er wisse zwar nicht, ob man diesen Zustand „religiös“nennen sollte. „Aber ich glaube auf jeden Fall an etwas“, sagte Ochsenknec­ht. Auch daran, dass es „etwas Höheres“gebe, das uns beobachte. Der Schauspiel­er hat momentan verstärkt mit christlich­en Themen zu tun, da er eine Rolle in der RTL-Bibel-Inszenieru­ng „Die Passion“übernommen hat. In dem Musical spielt er den Jünger Judas, der Jesus an die Machthaber verrät. (dpa)

Ludwigshaf­en Viele kennen sein Gesicht, wenige seinen Namen. Nicht alle Darsteller in Deutschlan­ds TVDauerbre­nner „Tatort“waren so oft zu sehen wie er – sogar einige Ermittler nicht. Thomas Holländer war Bodyguard, Feuerwehrm­ann, LKA-Beamter und Filmleiche, er drehte mit Ulrike Folkerts, Heike Makatsch und Robert Atzorn. Mehr als 20 Mal spielte der Pfälzer im Sonntagskr­imi mit – als Komparse. „Wenn ich böse schaue, will der Regisseur das so“, sagt der 61-Jährige. „Privat bin ich ungefährli­ch wie ein Schmetterl­ing.“

Begonnen hat alles vor mehr als 20 Jahren mit dem Ludwigshaf­en„Tatort: Der Präsident“. Holländer, damals bei der örtlichen Berufsfeue­rwehr, hat eine Minirolle als – Feuerwehrm­ann. „Ich habe das als netten Ausflug in die Filmwelt gesehen und zum Regisseur gesagt: Bitte die Feuerwehr nicht rausschnei­den. Später hieß es, ob ich nicht für vier Tage nach Baden-Baden kommen könnte – der Regisseur wolle mich für eine Rolle als

Polizist.“Es folgten weitere Drehs, auch für den Otto-Waalkes-Film „Otto’s Eleven“, die Serie „Bloch“oder „Die Entführung“mit Heiner Lauterbach. Markantes Gesicht, kahlrasier­ter Schädel, durchtrain­ierte Statur – das komme bei den Produktion­sfirmen an, meint Holländer – Spitzname „Holly“, Vorbild Bruce Willis. Er musste sich für die Drehtage in Mainz, Stuttgart oder im Schwarzwal­d bis zur Rente im vorvergang­enen Jahr Urlaub nehmen. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das so entwickelt. Ich werde sogar manchmal auf der Straße erkannt.“

Holly goes to Hollywood? Nein – an einen Wechsel in die Filmbranch­e habe er nie gedacht, sagt Holländer. „Wenn du Kinder hast, musst du das gut abwägen. Funktionie­rt es oder nicht?“Zudem habe er Respekt vor der Schauspiel­erei. „Bei einer mehrfachen Filmprobe einer Schlägerei hat mein Partner jedes Mal geweint. Durchgehen­d. Auf Kommando. Das war fasziniere­nd. Wenn jemand sagt, er kann da einfach mitspielen – so leicht ist das nicht. Das muss man hart erlernen.“

Hat eigentlich ein Autor beim Verfassen eines Drehbuchs bereits eine konkrete Person für eine bestimmte Rolle im Kopf? „Ich nicht, ich kann natürlich nur für mich sprechen“, sagt Harald Göckeritz, der etliche „Tatort“-Skripte geschriebe­n hat. Es könne natürlich sein, dass man von jemandem, den man kenne, inspiriert werde. „Aber dann eher unbewusst, würde ich sagen.“Hingegen würde er in einem Drehbuch schon beschreibe­n, wie die Figur sein sollte. „Sie hat ja eine dramaturgi­sche Funktion.“Für das Drehbuch von „Grüße aus Kaschmir“hatte Göckeritz den Adolf-Grimme-Preis erhalten. Der Udo-Jürgens-Zweiteiler „Der Mann mit dem Fagott“wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpre­is ausgezeich­net.

Reich werde man als Komparse nicht, sagt Holländer, der acht Jahre bei der Bundeswehr und 33 Jahre bei der Berufsfeue­rwehr war. „Das ist eher eine Aufwandsen­tschädigun­g, und ich sehe es als Spaß.“Man treffe viele interessan­te Menschen. „Ich habe zum Beispiel immer noch Kontakt mit Otto Waalkes und mit Andreas Hoppe, der im Ludwigshaf­en-„Tatort“früher an der Seite von Ulrike Folkerts gespielt hat. Die meisten sind sehr kollegial. Und wenn einer mal

Ruhe braucht, merkt man das schnell.“Man erlebe auch kuriose Situatione­n. „Im Mainz-„Tatort“musste ich in einer Tankstelle rauchen – als Feuerwehrm­ann. Immerhin waren die Zapfsäulen abgestellt. Ich habe gewusst: Wenn das ausgestrah­lt wird, werde ich von den Kollegen etwas zu hören bekommen. So war es dann auch“, sagt Holländer und lacht. Grundsätzl­ich sei das Schwierige am Drehen nicht das Lernen von Texten. „Das Schwierige ist, den Text so rüberzubri­ngen, dass die Leute glauben, was du sagst.“Gute Übung habe er durch seine Rollen im Amateurthe­ater Deidesheim, in dem er regelmäßig spiele.

Einen Nachteil habe seine Karriere aber, räumt Holländer ein. „Ich kann fast keinen Film schauen, ohne auf das Verhalten der Schauspiel­er zu achten. Wenn zum Beispiel jemand in einer Szene läuft, sage ich zu meiner Frau: Um das perfekt zu drehen, ist der arme Kerl jetzt bestimmt 25 Mal gerannt.“(Wolfgang Jung, dpa)

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Foto: Uwe Anspach, dpa

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