Augsburger Allgemeine (Land West)
Kangaroos können ihr Glück kaum fassen
Basketball: Weil der Gegner die große Chance zum Sieg vergibt, steht die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen nach einem hauchdünnen 77:76-Auswärtssieg wieder auf einem Play-off-Platz.
Stadtbergen Mit einem hauchdünnen 77:76-Auswärtssieg beim TSV Tröster Breitengüssbach ist die BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen in der 2. Basketball-Bundesliga wieder auf einen Play-off-Platz in der Tabelle vorgerückt. Diesen gilt es nun im letzten Heimspiel der Hauptrunde am kommenden Samstag gegen den BBC Coburg zu verteidigen.
Das Match vor den Toren Bambergs hatte für beide Teams Finalcharakter. Die Oberfranken benötigten einen Sieg, um die letzte Chance auf den Klassenerhalt zu wahren und auch die Kangaroos bestreiten im Play-off-Kampf seit Wochen ein Endspiel nach dem anderen. Der Druck war beiden Teams sofort anzumerken, der Beginn war auf beiden Seiten verhalten und zunächst von Defense Aktionen geprägt. Der Spielverlauf entsprach ein wenig der Schablone, welche die BG zuletzt oft aufgelegt hatte: Einer ersten kleinen Führung (8:5/4.) folgte keine Sicherheit, sondern erneut eine längere Durststrecke, dieses Mal war es ein 16:1-Run der Einheimischen. Dadurch stand bereits nach dem ersten Viertel ein 16:26-Rückstand für die Stadtberger auf der Anzeigetafel.
Einsatz und Moral kann man den Kangaroos ja nie absprechen, und so kam man in den zweiten zehn Minuten zunächst wieder heran. Es gelang aber gegen eine sehr gute Verteidigung der Güssbacher nicht, auch die großen Spieler unter dem Korb anzuspielen. Auf deren 1-3-1 Zone reagierten die Leitershofer mit einer Schwadron von Dreipunktewürfen, die aber den
Korb nicht trafen. Fast schon kurios, dass man binnen weniger als drei Minuten zehn Mal von jenseits der 6,75-Meter-Linie warf und dabei nur einmal traf. Zumindest nutzte der Gegner aber seine Chancen auch nicht konsequent, sonst wäre der mehr als verdiente Rückstand der BG sicherlich noch höher als 32:45 zur Halbzeit ausgefallen.
Die Ausgangslage war aber natürlich trotzdem nicht gut, dazu herrschte in der gut gefüllten und ohnehin angesichts der Enge sehr schwer zu bespielenden Hans-Jung Halle beste Stimmung beim Publikum.
Zur Kangaroos-Schablone gehört aber eben auch eine Leistungssteigerung nach der Halbzeit und generell immer sehr viel Moral. Fortan verteidigte man fast über das ganze Feld sehr intensiv, oft auch dann in eine Zonendeckung übergehend und kam Punkt um Punkt heran. Nach einem Dreier von Nico Lagerman führte Stadtbergen dann nach 28. Minuten erstmals wieder mit 54:53, allerdings stockte danach der BGMotor erneut ein wenig und die Franken nahmen eine 61:56-Führung ins letzte Viertel mit. Die Gäste waren aber nun die bessere Mannschaft, Jannik Westermeir glich zum 65:65 aus (33.). Er sowie der überragende Basti März und Nicolas Lagerman sorgten fast im Alleingang dafür, dass man sich nun eine 73:67-Führung herausschoss. Danach ließ man aber wieder einige aussichtsreiche Chancen liegen.
So sollte es zu einer hochdramatischen Schlussphase kommen. Die Gäste gingen mit der 77:76-Führung in die letzte Spielminute. 3,2 Sekunden vor Schluss hatten die Stadtberger nach Auszeit einen Einwurf in der Hälfte des Gegners. Eine an sich gute Ausgangslage, dem ein oder anderen fiel da aber wohl sofort das reichhaltige Leitershofer Kuriosenkabinett bei Einwürfen in Schlussphasen in den letzten beiden Jahren ein. Und die Skeptiker lagen nicht ganz falsch. Der Ball landete zwar auf den letzten Drücker der 5-Sekunden-Regel bei Jermane Carter, doch dieser beging ein Offensivfoul. So kam Breitengüssbach zu einem Einwurf an fast selber Stelle und überraschte die Leitershofer Defense mit einer einfachen Finte. Exakt 1,2 Sekunden vor der Schlusssirene kamen sie so zum freien Korbleger, legten diesen zum Entsetzen der Fans aber am Korb vorbei. Es herrschte anschließend eine fast gespenstische Stille in der Halle, die Kangaroos konnten ihr Glück gar nicht fassen, für die Breitengüssbacher bedeutete die Niederlage den Abstieg in die 1. Regionalliga. (asan)