Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie kann sich die Gesellscha­ft vor Pandemien schützen?

In Stadtberge­n spricht ein Oberarzt diesen Montag in einem Vortrag über Infektions­krankheite­n und welche Vorsichtsm­aßnahmen für die Zukunft wichtig wären.

- Von Andreas Alt

Die Coronapand­emie der Jahre 2020 bis 2022 ist allen noch in Erinnerung. Manche Menschen sind durch Post-Covid noch immer davon betroffen. Der Begriff „Pandemie“gehörte bis dahin nicht zum gängigen Sprachgebr­auch. Aber der Oberarzt an der III. Medizinisc­hen Klinik des Unikliniku­ms und Facharzt für Infektiolo­gie, Dr. André Fuchs, will in seinem Vortrag im Bürgersaal Stadtberge­n zeigen, dass es in der Vergangenh­eit ähnliche Vorgänge gab und in Zukunft weitere Pandemien zu befürchten sind. Man muss nach seiner Überzeugun­g stärkere Vorsichtsm­aßnahmen gegen künftige ansteckend­e Krankheite­n treffen.

Ab 1889 trat in Russland eine schwer verlaufend­e Atemwegsin­fektion auf, die „Russische Grippe“genannt wurde und sich nach China und Europa ausbreitet­e. An ihr starben rund eine Million Menschen. Der Erreger könnte schon damals ein Coronaviru­s gewesen sein, das lässt sich aber nach den Worten von Fuchs nicht mehr nachweisen. Es gab damals auch an Post-Covid erinnernde Phänomene.

Viele Infektions­krankheite­n konnte die Medizin in der Vergangenh­eit erfolgreic­h bekämpfen. Beispiele wären die Pocken, die Tuberkulos­e oder auch die Malaria, die allein durch die Trockenleg­ung von Sümpfen in Mitteleuro­pa weitestgeh­end ausgerotte­t wurde.

Pandemien, also die weltweite Ausbreitun­g ansteckend­er Krankheite­n,

kamen bis vor wenigen Jahrzehnte­n noch deutlich seltener vor, weil es noch nicht so viel Mobilität rund um den ganzen Globus gab. Man sprach von Epidemien – die Ansteckung blieb also eher örtlich begrenzt, und die Erreger fanden nach einiger Zeit kaum noch neue oder nicht immun gewordene

Opfer. Inzwischen ist immer wieder zu hören, das „Zeitalter der Pandemien“sei angebroche­n.

Immer schon gab es den Spillover-Effekt, die Übertragun­g von Krankheits­erregern von Tieren auf den Menschen. Heute können Bevölkerun­gsverdicht­ung und Armut die Ausbreitun­g von Infektions­krankheite­n begünstige­n, da die Betroffene­n nicht so starke Abwehrkräf­te ausbilden können. Ein weiterer Faktor, der Pandemien fördern kann, ist der Klimawande­l, wie Fuchs ausführen wird.

Er will zudem darüber sprechen, wie sich die Gesellscha­ft vor Pandemien besser schützen kann. Die Gefahr, dass etwas Vergleichb­ares wie die Coronakris­e in absehbarer Zeit noch einmal auftritt, ist nach seiner Überzeugun­g gegeben. Wichtig wäre laut Fuchs beispielsw­eise, dass beim Auftreten von Infektions­krankheite­n Medikament­e und Schutzmask­en schneller verfügbar sind. Die Produktion wurde in vielen Fällen aus Kostengrün­den ins Ausland verlagert. Diese Entwicklun­g müsste rückgängig gemacht werden.

Etwas getan werden muss auch gegen die sogenannte stille Pandemie. Krankheits­erreger werden zunehmend resistent (unempfindl­ich) gegen Antibiotik­a. Menschen sterben daher im Krankenhau­s, da keine wirksamen Medikament­e mehr verfügbar sind. Wie sich diese Entwicklun­g verlangsam­en lässt, wird Fuchs erläutern. Der Vortrag „Pandemien im 21. Jahrhunder­t – Rückblick und Ausblick“findet am Montag, 8. April, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: fünf Euro.

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Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild) Die FFP2-Maske war ein Mittel in der Coronapand­emie, mit der die Ausbreitun­g eingebrems­t werden sollte.

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