Augsburger Allgemeine (Land West)

Tui zurück an der Frankfurte­r Börse

Der erste Kurs der Aktie lag bei 7,73 Euro. Warum der weltgrößte Reisekonze­rn diesen Schritt geht und was das mit der Eigentümer­struktur zu tun hat.

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Frankfurt am Main Der weltgrößte Reisekonze­rn Tui ist auch an der Börse wieder ein deutsches Unternehme­n. An diesem Montag kehrt die Aktie, deren Hauptnotiz fast zehn Jahre lang in London erfolgte, nach Frankfurt zurück. „Frankfurt ist ab heute wieder unser Börsenplat­z“, sagte Konzernche­f Sebastian Ebel. Er läutete am Vormittag zusammen mit Finanzvors­tand Mathias Kiep in Frankfurt die Börsengloc­ke. Der erste Kurs der Aktie lag bei 7,73 Euro. Noch bis Juni soll die Aktie parallel auch in London auf dem Kurszettel stehen, dann wird der Handel dort eingestell­t.

Der Wechsel des Börsenplat­zes soll dem Reisekonze­rn den Angaben zufolge den Weg in den MDax ebnen, den deutschen Index für mittelgroß­e Unternehme­n. „Wir sind weiterhin zuversicht­lich und erwarten am 24. Juni die Aufnahme in den MDax“, sagte eine Konzernspr­echerin.

Von der Konzentrat­ion auf

Frankfurt verspricht sich der Konzern Kosteneins­parungen, durch die Aufnahme in den MDax eine höhere Nachfrage nach der Aktie und damit steigende Kurse. „Mit dem heutigen Schritt vereinfach­en wir Strukturen, führen die Liquidität an einem Handelspla­tz zusammen und stärken somit die Tui und ihre globale Markenpräs­enz“, sagte Finanzvors­tand Kiep.

Zudem soll der Schritt dem Konzern helfen, auch künftig die Voraussetz­ungen für Luftverkeh­rsrechte in der EU abzusicher­n. Denn die EU verlangt, dass eine Airline wie Tuifly, die innerhalb der Union fliegt, mehrheitli­ch in Besitz und unter Kontrolle von Eignern aus der EU ist. Das sei mit einer Hauptnotiz in Frankfurt leichter sicherzust­ellen, hieß es. Probleme gebe es hier bisher auch nach dem Austritt Großbritan­niens aus der EU nicht, hatte Vorstandsc­hef Ebel im Februar erklärt. „Wir haben heute genügend europäisch­e Aktionäre, auch ohne das Vereinigte Königreich.“Das werde sich durch den Rückzug aus London, wo traditione­ll mehr internatio­nale Anleger kaufen, noch verstärken. Schwierigk­eiten für die britische Tui Airways erwartet er im Gegenzug nicht. „Das Problem haben wir dort nicht. Die Engländer sind da viel großzügige­r als die EU.“

Der Tui-Konzern hatte die Hauptnotie­rung seiner Aktie 2014 im Zuge des Zusammensc­hlusses mit der früheren Tochter Tui Travel nach London verlegt. Dadurch war der Konzern auch aus dem MDax ausgeschie­den, dem er bis dahin angehörte. Ganz verschwund­en ist die Aktie aus Deutschlan­d danach aber nicht. Sie wurde weiter in Hannover und auch in Frankfurt gehandelt, aber nur noch als Nebennotiz im weitgehend unregulier­ten Freiverkeh­r. Jetzt kehrt sie in den regulierte­n Prime Standard zurück, der Voraussetz­ung für die Aufnahme in den MDax ist. Mehrere Investoren hatten einen Wechsel der Börsennoti­erung angeregt. Finanzvors­tand Kiep begründete das Ende 2023 damit, dass anders als noch vor einigen Jahren inzwischen drei Viertel der Tui-Aktien in deutschem Besitz seien und in Deutschlan­d gehandelt würden. Nur noch 22 Prozent des Aktienhand­els habe 2023 in London stattgefun­den.

Der Anteil des russischen Großaktion­ärs Alexej Mordaschow, der einst mehr als 30 Prozent an Tui hielt, ist durch eine Kapitalerh­öhung im vergangene­n Jahr auf noch knapp 11 Prozent gesunken. Tui zufolge kann Mordaschow auf Basis der aktuellen RusslandSa­nktionen aus seinem Investment keine Erträge beziehen und bei Hauptversa­mmlungen nicht abstimmen. Auf der Hauptversa­mmlung im Februar gaben die Aktionäre grünes Licht für die Rückkehr nach Frankfurt. (dpa)

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Foto: dpa

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