Augsburger Allgemeine (Land West)
Zukunft von Karstadt bleibt in der Schwebe
Während der Immobilienbesitzer versucht, seinen Teil zum Erhalt der Galeria-Karstadt-Filiale beizutragen, will eine Optikerkette in der Annastraße eröffnen.
Wer übernimmt die insolvente Warenhauskette Galeria? Bis Ende des Monats soll es eine Entscheidung geben. Dann gibt es auch Klarheit über die Zukunft der Augsburger Filiale. Bis dahin sehen sich Kundinnen und Kunden sowie die Beschäftigten in einem Schwebezustand. Der Immobilieneigentümer Solidas versucht unterdessen, Möglichkeiten zu finden, die den Prozess in eine positive Richtung lenken könnten.
„Wir sind vom Insolvenzverwalter aufgefordert worden, Ideen für einen Erhalt von Galeria einzubringen“, erzählt Solidas-Prokurist Daniel Utz. Dazu sei man auch bereit. Allerdings seien die Möglichkeiten beschränkt – zumindest was ein Entgegenkommen des Mietpreises angeht. „Hier haben wir bereits ein Niveau erreicht, das wir nicht mehr unterbieten können“, so Utz. Deshalb habe man bereits zuvor von Galeria Flächen zurückgenommen, um auf diese Weise die Mietkosten zu senken.
Eine davon ist der Bereich, in dem lange ein Zeitschriften- und Tabakwaren-Laden untergebracht war, der über einen eigenen Eingang am Martin-Luther-Platz verfügte. Dieser Bereich ist seit Längerem leer und wurde mit einer Brandwand vom Hauptgebäude abgetrennt. Demnächst, kommuniziert Solidas, soll dieser eigene Bereich mit einem Gastrobetrieb neu belebt werden. Auch den vierten Stock hat der Augsburger Immobilienentwickler als Mietfläche zur Eigenvermarktung zurückgenommen. Noch ist dort allerdings das Galeria-Restaurant – Zukunft ungewiss. Den Leerstand, den Dunkin Donuts mit seinem Auszug auf der Seite zur Bürgermeister-Fischer-Straße hin hinterlassen hat, könnte man seitens Solidas nachbesetzen. „Aber das gehört noch zur Mietfläche von Galeria und damit nicht in unseren Verantwortungsbereich“, erklärt Utz. Solidas könnte noch mehr Flächen von Galeria zurücknehmen. Allerdings nur solche, die sich erfolgreich nachbesetzen ließen.
Wie es mit dem Warenhaus in Augsburgs Innenstadt weitergeht, kann Daniel Utz nicht abschätzen. Nur so viel: „Galeria Karstadt Kaufhof kann für diese dritte Insolvenz nichts. Es wurde uns zuletzt auch immer glaubhaft versichert, dass man an einem Fortbestand
der Augsburger Filiale interessiert ist.“An sich halte er den Augsburger Standort für gut. Andreas Gärtner vom Schwäbischen Handelsverband bewertete die Augsburger Filiale bislang stets positiv. Auch diesmal sagt er: „Wenn jemand mit genug Kapital einsteigt, sehe ich für das Augsburger Haus gute Chancen, weiterzubestehen.“Nach den aktuellen Aussagen des Insolvenzverwalters stünden die Chancen für eine Übernahme wohl sehr gut. Die Mietsituation in Augsburg spreche aus seiner Sicht für den Standort. Stand jetzt wollen die beiden verbliebenen Interessenten für Galeria mindestens 60 Filialen erhalten.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) sagte zuletzt im Stadtrat, dass auch er bei allen Unsicherheiten von einer guten Perspektive für den Augsburger Standort ausgehe. CSU und Grüne hatten um Auskunft gebeten, ob die Stadt sich Gedanken für eine etwaige Nachnutzung mit innovativen und gemeinwohlorientierten Konzepten mache, auch wenn man auf einen Erhalt der Filiale hoffe. „Die Immobilieneigentümerin hat in Augsburg für Galeria Karstadt ein relativ gutes Bündel geschnürt“, entgegnete Hübschle. Über eine Umnutzung des Gebäudes, wie sie in anderen Städten mit zentral gelegenen Warenhaus-Immobilien nötig wurde, mache man sich darum keine Gedanken. Hübschle sagte zwar auch, dass laut Einzelhandelsexperten Warenhäuser nicht mehr die Bedeutung für eine Innenstadt hätten wie früher. Klar sei aber, dass bei einem Standort-Aus zusätzlich zum Angebotseinschnitt eine womöglich jahrelange Innenstadt-Baustelle drohe, wenn ein solches Gebäude für eine Alternativ-Nutzung hergerichtet werden müsse.
Während es bei Galeria um den Fortbestand geht, eröffnen an anderer Stelle in der Augsburger Innenstadt neue Geschäfte. In der Altstadt hat sich mit dem Studio Giuliamarie ein neuer Laden niedergelassen, der Schmuck und Accessoires anbietet. Inhaberin ist Giulia Biagetti, die mit ihren Produkten jeden Tag besonders machen will. Vintage Regardez, ein nachhaltiges Modegeschäft, ist unterdessen vom Milchberg in einen kleinen Laden Unter dem Bogen gezogen und besetzt die ehemaligen Räume von „Glaswald“nach. Verkauft wird laut den Inhabern nicht nur Vintage Bekleidung, sondern es werden auch Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit angeboten. Geöffnet ist Montag bis Freitag ab 12 Uhr, samstags ab 11 Uhr.
In der Annastraße tut sich ebenfalls etwas. Wo einst der Seifen-Laden Lush saß, soll demnächst ein kulinarisches Konzept einziehen. Mehr soll noch nicht verraten werden. Wo einst die Modemarken Jack&Jones sowie Vero Moda beheimatet waren laufen, umfangreiche Umbauarbeiten für den Nachmieter. Die Optikerkette Fielmann will hier 2025 – ein genaues Datum stehe noch nicht fest – eine Filiale eröffnen. Sie soll dann das Geschäft in der Bürgermeister-Fischer-Straße ersetzen, das räumlich dem Kundenansturm nicht mehr gerecht werde. „Durch die optisch attraktiven Deckenöffnungen geht viel Etagenfläche verloren, die für uns nicht nutzbar ist. Daran können wir baulich nichts ändern“, begründet ein FielmannSprecher. Am Standort Annastraße soll es dann mehr Beratungstische, mehr Räume für Sehtests und eine größere Abteilung für Hörakustik geben. Die Filiale in der City-Galerie werde umgebaut und bleibe erhalten.