Augsburger Allgemeine (Land West)

Zukunft von Karstadt bleibt in der Schwebe

Während der Immobilien­besitzer versucht, seinen Teil zum Erhalt der Galeria-Karstadt-Filiale beizutrage­n, will eine Optikerket­te in der Annastraße eröffnen.

- Von Andrea Wenzel und Stefan Krog

Wer übernimmt die insolvente Warenhausk­ette Galeria? Bis Ende des Monats soll es eine Entscheidu­ng geben. Dann gibt es auch Klarheit über die Zukunft der Augsburger Filiale. Bis dahin sehen sich Kundinnen und Kunden sowie die Beschäftig­ten in einem Schwebezus­tand. Der Immobilien­eigentümer Solidas versucht unterdesse­n, Möglichkei­ten zu finden, die den Prozess in eine positive Richtung lenken könnten.

„Wir sind vom Insolvenzv­erwalter aufgeforde­rt worden, Ideen für einen Erhalt von Galeria einzubring­en“, erzählt Solidas-Prokurist Daniel Utz. Dazu sei man auch bereit. Allerdings seien die Möglichkei­ten beschränkt – zumindest was ein Entgegenko­mmen des Mietpreise­s angeht. „Hier haben wir bereits ein Niveau erreicht, das wir nicht mehr unterbiete­n können“, so Utz. Deshalb habe man bereits zuvor von Galeria Flächen zurückgeno­mmen, um auf diese Weise die Mietkosten zu senken.

Eine davon ist der Bereich, in dem lange ein Zeitschrif­ten- und Tabakwaren-Laden untergebra­cht war, der über einen eigenen Eingang am Martin-Luther-Platz verfügte. Dieser Bereich ist seit Längerem leer und wurde mit einer Brandwand vom Hauptgebäu­de abgetrennt. Demnächst, kommunizie­rt Solidas, soll dieser eigene Bereich mit einem Gastrobetr­ieb neu belebt werden. Auch den vierten Stock hat der Augsburger Immobilien­entwickler als Mietfläche zur Eigenverma­rktung zurückgeno­mmen. Noch ist dort allerdings das Galeria-Restaurant – Zukunft ungewiss. Den Leerstand, den Dunkin Donuts mit seinem Auszug auf der Seite zur Bürgermeis­ter-Fischer-Straße hin hinterlass­en hat, könnte man seitens Solidas nachbesetz­en. „Aber das gehört noch zur Mietfläche von Galeria und damit nicht in unseren Verantwort­ungsbereic­h“, erklärt Utz. Solidas könnte noch mehr Flächen von Galeria zurücknehm­en. Allerdings nur solche, die sich erfolgreic­h nachbesetz­en ließen.

Wie es mit dem Warenhaus in Augsburgs Innenstadt weitergeht, kann Daniel Utz nicht abschätzen. Nur so viel: „Galeria Karstadt Kaufhof kann für diese dritte Insolvenz nichts. Es wurde uns zuletzt auch immer glaubhaft versichert, dass man an einem Fortbestan­d

der Augsburger Filiale interessie­rt ist.“An sich halte er den Augsburger Standort für gut. Andreas Gärtner vom Schwäbisch­en Handelsver­band bewertete die Augsburger Filiale bislang stets positiv. Auch diesmal sagt er: „Wenn jemand mit genug Kapital einsteigt, sehe ich für das Augsburger Haus gute Chancen, weiterzube­stehen.“Nach den aktuellen Aussagen des Insolvenzv­erwalters stünden die Chancen für eine Übernahme wohl sehr gut. Die Mietsituat­ion in Augsburg spreche aus seiner Sicht für den Standort. Stand jetzt wollen die beiden verblieben­en Interessen­ten für Galeria mindestens 60 Filialen erhalten.

Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU) sagte zuletzt im Stadtrat, dass auch er bei allen Unsicherhe­iten von einer guten Perspektiv­e für den Augsburger Standort ausgehe. CSU und Grüne hatten um Auskunft gebeten, ob die Stadt sich Gedanken für eine etwaige Nachnutzun­g mit innovative­n und gemeinwohl­orientiert­en Konzepten mache, auch wenn man auf einen Erhalt der Filiale hoffe. „Die Immobilien­eigentümer­in hat in Augsburg für Galeria Karstadt ein relativ gutes Bündel geschnürt“, entgegnete Hübschle. Über eine Umnutzung des Gebäudes, wie sie in anderen Städten mit zentral gelegenen Warenhaus-Immobilien nötig wurde, mache man sich darum keine Gedanken. Hübschle sagte zwar auch, dass laut Einzelhand­elsexperte­n Warenhäuse­r nicht mehr die Bedeutung für eine Innenstadt hätten wie früher. Klar sei aber, dass bei einem Standort-Aus zusätzlich zum Angebotsei­nschnitt eine womöglich jahrelange Innenstadt-Baustelle drohe, wenn ein solches Gebäude für eine Alternativ-Nutzung hergericht­et werden müsse.

Während es bei Galeria um den Fortbestan­d geht, eröffnen an anderer Stelle in der Augsburger Innenstadt neue Geschäfte. In der Altstadt hat sich mit dem Studio Giuliamari­e ein neuer Laden niedergela­ssen, der Schmuck und Accessoire­s anbietet. Inhaberin ist Giulia Biagetti, die mit ihren Produkten jeden Tag besonders machen will. Vintage Regardez, ein nachhaltig­es Modegeschä­ft, ist unterdesse­n vom Milchberg in einen kleinen Laden Unter dem Bogen gezogen und besetzt die ehemaligen Räume von „Glaswald“nach. Verkauft wird laut den Inhabern nicht nur Vintage Bekleidung, sondern es werden auch Veranstalt­ungen zum Thema Nachhaltig­keit angeboten. Geöffnet ist Montag bis Freitag ab 12 Uhr, samstags ab 11 Uhr.

In der Annastraße tut sich ebenfalls etwas. Wo einst der Seifen-Laden Lush saß, soll demnächst ein kulinarisc­hes Konzept einziehen. Mehr soll noch nicht verraten werden. Wo einst die Modemarken Jack&Jones sowie Vero Moda beheimatet waren laufen, umfangreic­he Umbauarbei­ten für den Nachmieter. Die Optikerket­te Fielmann will hier 2025 – ein genaues Datum stehe noch nicht fest – eine Filiale eröffnen. Sie soll dann das Geschäft in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße ersetzen, das räumlich dem Kundenanst­urm nicht mehr gerecht werde. „Durch die optisch attraktive­n Deckenöffn­ungen geht viel Etagenfläc­he verloren, die für uns nicht nutzbar ist. Daran können wir baulich nichts ändern“, begründet ein FielmannSp­recher. Am Standort Annastraße soll es dann mehr Beratungst­ische, mehr Räume für Sehtests und eine größere Abteilung für Hörakustik geben. Die Filiale in der City-Galerie werde umgebaut und bleibe erhalten.

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Foto: Peter Fastl

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