„Lernen im Körper“
Viele Wege führen ans Ziel. Die Diplom-Psychologin Janna Hondl hat sich für die Grinberg-Methode entschieden. Wie der Zugang über den Körper festgefahrene Gedanken- und Verhaltensmuster auflösen kann, erzählt sie im Interview.
Was unterscheidet die GrinbergMethode von anderen Körpertherapien und mit welchen Anliegen kommen Klient_innen zu dir?
Der Hauptunterschied besteht darin, dass es eine Lernmethode ist. Mein Ziel ist es also immer, dass meine Klient_innen mich möglichst schnell NICHT mehr brauchen, weil sie selbst die Veränderungen bewirken können, die sie sich für ihr Leben wünschen. Viele kommen mit körperlichen Symptomen wie Schmerzen, aber auch Schlafstörungen oder Allergien. Andererseits kommen diese auch mit Erschöpfungszuständen, depressiven Verstimmungen, Essstörungen oder akuten Trauersituationen.
Häufig sind es Menschen, die lernen möchten, in bestimmten Situationen freier reagieren zu können, beispielsweise bei Prüfungsängsten oder neuen Situationen.
Wie fühlen sie sich, nachdem sie bei dir waren?
Nach den Sitzungen kann sich vieles verändern, angefangen beim unmittelbaren Körpergefühl. Zum Beispiel kann es sein, dass sie die eigenen Körpergrenzen durchlässiger erleben, sich größer oder kleiner fühlen, anders stehen oder laufen, eine neue Körperhaltung entdecken. Die Wahrnehmung kann verändert sein. Ich hatte Klient_innen, die den Raum plötzlich sehr klein oder groß empfanden, sehr bewusst hörten, kleine Details wahrnahmen, die ihnen sonst nie aufgefallen sind. Ein wunderbarer Effekt ist, dass nach Sitzungen häufig das ständige „Kopf-Kino“angehalten ist und man sich wirklich im Moment wiederfindet. Häufig spürt man wesentlich mehr Energie, manchmal kommen völlig neue Ideen und Impulse. Es können alle möglichen Gefühle in teils ungewohnter Intensität vorkommen. Viele können leichter und unbeschwerter im Kontakt mit anderen sein oder in Konfliktsituationen anders reagieren, als sie es gewohnt sind. Die Veränderungen sind so bunt und vielfältig wie die Prozesse. Gemeinsam ist diesen Veränderungen meist das Gefühl, weniger „im Kopf“zu sein, mehr im eigenen Körper, bei sich, näher bei den eigenen Gefühlen und Impulsen – der eigenen Intuition. Ich glaube, in unserer Gesellschaft ist sehr viel ständiges „An-Sein“gefordert und das permanente Denken überlagert unsere Intuition häufig.
Gibt es eine Situation, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mir fallen einige ein. Eine besonders schöne Episode ist zum Beispiel ein junger Mann, der gerne lernen wollte, besser mit seinem Schmerz umzugehen und sich selbst für sehr ernst hielt. Wir haben in den Sitzungen seine gewohnten Muster gelöst und er hat sich Sitzung für Sitzung kaputtgelacht. Das war ihm anfangs etwas unangenehm. Es sollte ja um seinen Schmerz gehen. Aber als er dann zum x-ten mal „am liebsten auf der Straße getanzt“hätte, ist er zum Schluss gekommen, dass er vielleicht gar nicht so ernst sei wie er immer gedacht hatte. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie der Körper etwas vollkommen anderes zeigen kann, als der Kopf, das eigene Konzept, es angenommen hätte. <