Auszeit

Willkommen am Wolfgangse­e

- THOMAS RIEGLER

Das österreich­ische Salzkammer­gut ist ein ganz besonderer Flecken Erde. Einer, bei dem Romantik groß geschriebe­n wird und einer, bei dem es besonders warm ums Herz wird. Am Wolfgangse­e lässt sich dieses Gefühl ganz besonders erleben. Wie etwa in Sankt Wolfgang, das sich malerisch mit seiner berühmten Wallfahrts­kirche und dem Weißen Rössl ans Ufer des Wolfgangse­es schmiegt.

Was heute für uns leicht erreichbar ist, war noch für unsere Eltern und Großeltern ein Ort der Sehnsüchte und meist unerfüllte­r Träume. Sie lebten noch in einer kleinen Welt im Umkreis von bis etwa 50 km von ihrem zu Hause. Alles darüber hinaus war quasi unerreichb­ar. Reisen, das war damals nur etwas für die Reichen. Die schönen Orte in Nah und Fern kannten unsere Vorfahren somit nur vom Kino.

Das Salzkammer­gut

Das Salzkammer­gut liegt im Schnittpun­kt der drei österreich­ischen Bundesländ­er Salzburg, Oberösterr­eich und der Steiermark. Obwohl mitten in den Alpen, sind hier die Berge noch nicht ganz so hoch, schroff und wild, wie in den Zentralalp­en. Im Salzkammer­gut wirkt die Natur mild und sanft. Kleine Dörfer an den Ufern malerische­r Seen sorgen für Aussichten, die uns verzaubern und in den siebten Himmel entführen. Gerade hier nahm viel Großes ihren Ausgangspu­nkt. Egal ob Anton Bruckner, Georg Friedrich Händel, Johannes Brahms, Johann Strauß und weitere, sie alle waren hier und haben sich inspiriere­n lassen. Wer weiß, wie viele ihrer Kompositio­nen vom Salzkammer­gut beeinfluss­t oder überhaupt erst inspiriert wurden? In Bad Ischl trafen sich 1896 auch der deutsche Schriftste­ller Oscar Blumenthal und der österreich­ische Theatersch­auspieler und Stückeschr­eiber Gustav Kadelburg. Auch sie ließen sich vom Salzkammer­gut und dem Wolfgangse­e inspiriere­n und schrieben hier das Lustspiel „Im Weißen Rössl“. Es diente als Vorlage für Benatzkys Singspiel und letztlich auch für die Rössl-Filme, die den Zauber dieser einmaligen Landschaft in die Welt trugen.

Ort der Träume

Obwohl das unweit der Wallfahrts­kirche Sankt Wolfgang gelegene Gasthaus „Im Weißen Rössl“auf eine 500 jährige Tradition zurückblic­ken kann, wäre es vielleicht nie berühmt geworden. Dass es zu einem Ort der Sehnsucht und Romantik wurde, ist nicht nur der malerische­n Landschaft rund um den Wolfgangse­e geschuldet. Denn die meisten hätten nie davon erfahren, hätte der Komponist Ralph Benatzky nicht die Operette „Im Weißen Rössl“geschriebe­n. Sie wurde 1930 in Berlin uraufgefüh­rt. Ihre Melodien sind während der

Jahrzehnte zum allgemeine­n deutschen Kulturgut geworden, die jeder kennt. Zum Ort der Romantik und Sehnsucht wurde das Weiße Rössl aber durch das Kino. Zwischen

1935 und 2013 wurde der Stoff fünfmal verfilmt. Und immer waren die großen deutschen Kinostars, wie Theo Lingen und Johannes Heesters mit dabei. Zu Weltruhm brachte es aber die Fassung von

1960 mit Peter Alexander, Gunther Philipp, Waltraud Haas und vielen weiteren Publikumsl­ieblingen. Sie legten den Grundstein zu dem, was das Weiße Rössl heute ist und was wir mit ihm verbinden.

Im Weißen Rössl

Eigentlich spricht schon die Gegend um Sankt Wolfgang für sich. Dank der Operette, der Filme und vor allem durch Peter Alexander hat sie in der Welt eine Stimme und ein Gesicht bekommen, das bis heute für Sehnsucht, Träume, Liebe und Erfüllung steht. All das sind aber nicht nur auf 35-mm-Film gebannte Geschichte­n, sondern lässt sich selbst in der Gegenwart von uns allen erleben.

Das Weiße Rössl selbst lässt sich wie ein real gewordenes Märchen beschreibe­n. Seine einmalige Lage macht diesen Ort zu einem der schönsten der Welt. Nicht umsonst heißt es: Sankt Wolfgang, die Perle des Salzkammer­guts.Vielleicht sind es gerade der tiefblau vor uns liegende See, die majestätis­chen Gipfel des Schafbergs und des Zwölferhor­ns, die kleinen, sich ans Ufer schmiegend­en Dörfer mit ihren malerische­n Häusern und das einzigarti­ge Ambiente des Salzkammer­guts, die unsere Herzen öffnen und die Romantik in uns Einkehr halten lassen.

Kein Ort für Trübsal

Orte wie diese sind etwas Wunderbare­s. An ihnen fühlen wir uns besonders wohl. Vielleicht auch deshalb, will die Region rund um den Wolfgangse­e voll von Kraftorten ist. Da finden wir auch unsere ganz persönlich­en. Aus ihnen beziehen wir Energie, aber auch Mut. Sie helfen uns, unseren Verstand zu schärfen und etwa die richtigen Worte und Taten zu finden, wie wir unseren Angebetete­n zeigen können, wie sehr wir sie lieben.

Hier ist kein Platz für Eitelkeite­n. Nur allzu oft sind sie in Nebensächl­ichkeiten begründet, die uns das Leben und das Miteinande­r unnötig erschweren. Nur wenn wir mehr auf unsere Herzen hören, werden wir näher zu unseren Mitmensche­n finden. Nicht nur in der Operette.

Romantisch­e Momente

Die romantisch­e Seite des Weißen Rössls ist bis heute eine Herzensang­elegenheit des Hauses. Diskret und unauffälli­g sorgen sie für unvergessl­iche, bleibende Erinnerung­en. Egal ob ein romantisch­er Abend in der Fischerhüt­te, ein erlesenes Dinner für Zwei mit hochkaräti­ger

Reisen, das war damals nur etwas für die Reichen. Die schönen Orte in Nah und Fern kannten unsere Vorfahren meist nur vom Kino.

Überraschu­ng im Dessert oder

1 000 Rosen im Zimmer. Dies sind nur wenige Beispiele, wie das Weiße Rössl hilft, aus den wichtigste­n Tagen unseres Lebens auch die schönsten zu machen. Da fällt es dann auch besonders leicht, auf die Frage: „Willst Du mich…?“, die richtige Antwort zu finden.

Idylle und Ruhe gehören genauso untrennbar zusammen, wie entspannen und Zweisamkei­t genießen. Es gibt Leute, die meinen, all das in den überfüllte­n Becken großer Thermalbäd­er zu finden. Doch wer einmal ein frühmorgen­dliches Bad im Pool des Weißen Rössls genossen hat, weiß, was ihm bislang entgangen ist. Egal ob alleine oder mit charmanter Begleitung. Der in den Wolfgangse­e gebaute und auf angenehme 30 Grad geheizte Pool erlaubt es, zu beobachten, wie der Nebel aus dem warmen Wasser aufsteigt, während St. Wolfgang noch schläft und sich das Land noch in Stille wiegt. Beobachten, wie sich die Sonne allmählich ihren Weg über die Berge bahnt und fühlen, wie allmählich der Tag erwacht.

Bei einem Spaziergan­g rund um den Wolfgangse­e können wir die beruhigend­e Kraft des Wassers erleben. Am besten gleich in Kombinatio­n mit einer Schifffahr­t auf dem Wolfgangse­e, mit der wir auf angenehme Weise zu den schönsten Orten dieser Region gelangen. Dabei geht es nicht um Schnelligk­eit, sondern vielmehr darum, die Zeit bewusst zu genießen. Schließlic­h gibt es die vielen zauberhaft­en Flecken rund um den Wolfgangse­e nicht nur in den Rössl-Filmen, sondern auch in echt. Für unsere Eltern und Großeltern waren das Weiße Rössl und das Salzkammer­gut meist nur unerfüllte

Träume der Sehnsucht. Heute können wir sie an ihrer statt besuchen und noch intensiver wahrnehmen. Nur Peter Alexander, in der Rolle des gerne mal eigenwilli­gen Oberkellne­rs Leopold, müssen wir uns dazu denken.

Aber das Salzkammer­gut ist ja mehr als nur das Weiße Rössl, auch für die Freunde der altehrwürd­igen Romantik: Darf es vielleicht zum Beispiel der Schafberg sein? Die Talstation der Schafberg-Zahnradbah­n liegt nur wenige hundert Meter vom Weißen Rössl entfernt. Von oben gibt es eines der schönsten Bergpanora­men Österreich­s zu bestaunen. Und bis zum nächsten Ort geschichts­trächtiger und beeindruck­end verfilmter Romantik ist es auch nicht weit.

Auf Sissis Spuren

Keine 20 km von St. Wolfgang entfernt, trug sich vor etwas über 160 Jahren eine echte Liebesroma­nze zu, die ebenfalls verfilmt wurde und seitdem Millionen von Herzen berührte. Die Rede ist von Kaiser Franz Josef I. und Elisabeth Amalie Eugenie, besser als Sissi bekannt. Beide trafen einander in Bad Ischl erstmals am 16. August 1853. Es muss beim Kaiser Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Er muss einen der seltenen Augenblick­e erlebt haben, die nicht allen von uns vergönnt sind. Er muss in die Augen dieser bayrischen Herzogin geschaut und sofort gespürt, ja gewusst haben, dass sie für ihn die Frau fürs Leben ist. Die beiden brauchten nur zwei Tage, um sich ihrer gewiss zu sein. Bereits am 18. August 1853 hielt der Kaiser um ihre Hand an. Diese romantisch­e Geschichte kennen wir aus den Sissi-Filmen mit Romy Schneider als Sissi und Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Josef. Bad Ischl ist nicht nur das Zentrum des Salzkammer­guts, sondern auch ein bekannter Kurort und Kaiserstad­t. Hier hatte der österreich­ische Kaiser von 1849 bis 1914 seine Sommerresi­denz. Der Kaiser liebte die Region und war viel in den umliegende­n Bergen anzutreffe­n.

In Bad Ischl ist das Flair der Kaiserzeit bis heute erhalten geblieben und lässt sich von uns nachempfin­den. Die Kaiservill­a und der Kaiserpark geben dazu reichlich Anlass. Nachdem Liebe bekanntlic­h auch durch den Magen geht, bietet sich ein Besuch in der Konditorei Zauner, ihres Zeichens k. u. k. Hofliefera­nt, an. Sie versorgte den Kaiser mit seinem geliebten Gebäck und stillte die Vorliebe der Kaiserin für Süßes. Diese wiederum stillte – und weckte – die Sehnsüchte unserer Eltern nach Romantik. Und so schließt sich der Kreis. <

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany