| Lachen überall
Ein guter Klinikclown ist viel mehr als nur ein Spaßmacher. Er ist einfühlsam, kann schnell reagieren, hat eine hohe Frustrationstoleranz, ist in gutem Kontakt mit den eigenen Gefühlen – und er hat meistens eine rote Nase ...
Rote Nasen in Aktion # Lachende Zeitreise # Basteleien für ein Lächeln # Heft-CD
Im Idealfall ist der Menschenfreund mit der roten Nase ein ausgebildeter Clown und hat eine große Bandbreite an kleinen Nummern, die in der Lage sind zu überraschen und zu erheitern. Denn das ist es, was zum Beispiel auf einer Kinderkrebs- station am meisten vermisst wird: Heiterkeit und Gelassenheit.
„Es kommt vor, dass uns die
Eltern manchmal nötiger haben als die Kinder“, sagt Clown Yuni, einer der Vorstandsclowns des Clownprojekt e. V. Nürnberg, der Klinikclowns Franken.
„Die Diagnosen unterliegen der Schweigepflicht. Wir bekommen nur gesagt, in welchen Zimmern wir spielen dürfen. Denn in Zimmern, wo Kinder frisch operiert wurden, dürfen wir zum Beispiel nicht rein. Die Schwestern und Betreuerinnen sagen uns vorher, wo wir vorsichtiger, einfühlsamer spielen sollen, weil das Kind vielleicht erst zwei Jahre alt ist und die Kleinen auch schon mal Angst haben.“
Auch Clownin Fanta hat schon viele Jahre in den Kliniken von Fürth, Nürnberg und Erlangen funkelnde Augen in den Alltag der kranken Kinder gezaubert. Ihr fällt ein ganz besonderes Erlebnis ein.
Ein Lächeln für jeden
„Wir sind ja immer zu zweit unterwegs. An diesem Tag war ich mit Clownin Nija auf der Kinderstation und als wir an einem Zimmer vorbei gingen, hörten wir ein Wimmern.“Fanta sucht nach Worten, wie es genau war. Sie beschreibt, wie sie hintereinander den Raum betraten und neugierig um die Ecke schauten. Dort saß ein kleiner Junge auf dem Bett und wimmerte leise, aber gut hörbar vor sich hin. Als er die beiden Clownfrauen entdeckte, hörte er damit auf und sah sie aus verweinten Augen an. Sofort improvisierten sie – die eine Clownfrau versuchte immer an der anderen vorbei zu kommen, doch sie standen sich
ES KOMMT VOR, DASS UNS DIE ELTERN MANCHMAL NÖTIGER HABEN ALS DIE KINDER, SAGT CLOWN YUNI
ständig gegenseitig im Weg, was sehr tolpatschig aussah. „Es braucht oft gar nicht so viel Aktion, um ein Lächeln zu bekommen, besonders von den kleineren Kindern“, fällt Clown Yuni dazu ein.
Es dauerte nicht lange und der kleine Junge spielte ein wenig mit. Er legte seinen Kopf schief und reagierte auf Fantas Neckereien. Er lachte sie an und öffnete sich für ihr Spiel. Da erst fiel den beiden der Vater auf, der im Hintergrund saß und dem Tränen über die Wangen liefen.
„Das hat mich so berührt“, sagt Fanta und sofort werden ihre Augen feucht. Clownin Nija stolperte unbeholfen zum Vater des Kleinen hin und hielt ihm ein riesengroßes weißes Taschentuch mit einem großen Loch in der Mitte hin. „Da musste auch er lächeln“, sagt Fanta und muss bei dieser Erinnerung ebenfalls schmunzeln.
Er sei ihnen später nochmal auf dem Gang begegnet, fügt sie noch hinzu, hätte sie beide umarmt und gesagt: „Mein Sohn hat gerade drei Tage durchgewimmert. Seitdem Sie im Zimmer waren, hat er damit aufgehört. Ich bin Ihnen sehr dankbar.“
Viele Rote Nasen
Neun Rotnasen wechseln sich alle zwei Wochen ab und besuchen die Klinken im Raum Nürnberg/Fürth/ Erlangen. Seit 1999 sind die Klinikclowns in den fränkischen Krankenhäusern unterwegs Die clownesken Visiten kommen sowohl Kindern, die für kurze Zeit stationär behandelt werden, als auch schwerkranken und chronisch erkrankten Kindern auf der Intensivstation, Onkologie, Kardiologie und Dialyse zugute.
Alle Clowns sind Profikünstler, die noch weitere Engagements zwischen
ihrem Clownsdasein verfolgen. Sie sind Schauspieler, Sänger, Dozenten, Schmuckmacher, Tänzer, Comedians, Pantomimen, Performancekünstler. Einmal im Monat treffen sie sich zu einem gemeinsamen Training, um immer frisch zu bleiben, die Qualität ihres Spiels zu halten, Neues auszuprobieren und den Teamgeist zu fördern. „Es ist nicht wenig Arbeit, die neben dem eigentlichen Clownspiel noch so anfällt“, bemerkt Clown Yuni, der im richtigen Leben seinen Lebensunterhalt als Profischauspieler verdient.
Die Termine aller Künstler so zu koordinieren, dass alle an einem Tag Zeit haben, ist dabei fast die größte Kunst. Und doch schafft es der seit vielen Jahren aktive Verein, der sich ausschließlich über Spenden finanziert, auch Menschen anzuziehen, die ehrenamtlich für die Clowns tätig werden, weil sie deren Arbeit so wertvoll finden.
Heilsames Netzwerk
In ganz Deutschland sind solche Clownvereine aktiv. Manche werden gefördert von „Humor hilft Heilen“, oder kurz HHH-Stiftung, die von dem Arzt, Kabarettist, Moderator und Buchautor Dr. med. Eckhard von Hirschhausen unterstützt wird. Doch auch weltweit gibt es Initiativen. Die Red Nose-Bewegung ist als internationale, künstlerische Organisation tätig und trägt als Red NoseClowndoctors International dazu bei, dass Lachen und Lebensfreude zu kranken und leidenden Menschen gebracht wird.
In Deutschland ist die Rote Nasen Deutschland e.V ihr Partner und seit 2003 ein fester Bestandteil in vielen renommierten Gesundheitseinrichtungen und Kliniken. Zur Zeit schenken 26 Rote Nasen-Clowns jedes Jahr rund 33 000 jüngeren und älteren Patientinnen und Patienten bei regelmäßigen Clownvisiten fröhliche Augenblicke.
Und diese gehen zu Herzen. „Manchmal werden wir dazugeholt“, erzählt Clownin Fanta aus ihrem reichen Erlebnisschatz, „wenn den Kindern ein Verband angelegt wird oder sie wirklich starke Schmerzen haben, so dass sie laut schreien müssen. Es klappt nicht immer – aber oft können wir mit bunten Luftballons, kleinen, zauberhaften Bewegungen, unsere Aufmerksamkeit nur auf das Kind gerichtet, eine Magie erschaffen, die sein Schreien verstummen lässt. Es wird plötzlich ruhig und seine Augen verfolgen gebannt unser Clownspiel, während die Ärzte sich um die notwendigen Handgriffe kümmern können. Dann geht ein Aufatmen durch den Raum, und für einen Moment entsteht eine heilsame Verbindung zwischen Magie, Freude und dem Schmerz des Lebens.“<
UND FÜR EINEN MOMENT ENTSTEHT EINE HEILSAME VERBINDUNG ZWISCHEN MAGIE, FREUDE UND DEM SCHMERZ DES LEBENS.